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Null

Null

Titel: Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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Aufzeichnungen, der Nava die Identität der Testperson Alpha verriet. Es gab solche Hinweise – sie musste sie nur finden. Drei Stunden lang ging Nava auf der Suche nach einer Antwort die über tausendseitige Datei durch. Als sie gerade aufgeben wollte, fand sie, wonach sie suchte:

    Das war es. Wenn die Dosierung ein Milligramm pro zehn Kilo Körpergewicht betrug, wog Testperson Alpha ungefähr fünfzig Kilo. Nava lächelte. Natürlich   – Testperson Alpha war eine Frau. Nachdem sie erfahren hatte, dass Tversky ein Schwerenöter war, hätte sie sich das eigentlich denken können. Wahrscheinlich jemand aus seinem Labor. Nava schnappte sich ihren Mantel und lief aus dem Büro, auf der Jagd nach einer Studentin, die fünfzig Kilo auf die Waage brachte.
     
    Mit seiner Fettwampe, der unreinen Haut und dem verfilzten Haar ging Elliot Samuelson nicht oft aus und war daher meist von früh bis spät im Labor. Er war genau der Richtige für Nava. Sie fand ihn an der Hotdogbude vor einem Institutsgebäude der Columbia.
    Unter normalen Umständen hätte Nava im Laufe einiger Wochen eine Beziehung zu Samuelson aufgebaut und ihm langsam die Information entlockt, die sie brauchte, ohne dabei Verdacht zu erregen. Doch heute hatte sie keine Zeit für Feinheiten. Vielmehr schlüpfte sie in die Rolle einer Privatdetektivin, die im Auftrag einer Exfrau Tverskys Ermittlungen anstellte. Zunächst gab Elliot Nava nur zögernd Auskunft, doch nachdem sie ihm einen Hunderter zugesteckt hatte, hörte er gar nicht mehr auf zu reden. Nachdem er die körperlichen Merkmale fast aller Mitarbeiterinnen des Labors aufgezählt hatte, unterbrach Nava ihn.
    «Sind irgendwelche zierlichen Frauen darunter? Die so um die fünfzig Kilo wiegen?»
    «Hm», machte Elliot und kratzte sich den Arm. «Mary Wu ist ziemlich klein. Aber die habe ich in letzter Zeit kaum gesehen. Sie ist gerade in Cambridge und schreibt da einen Artikel – zusammen mit irgend so einem Wichtigtuer aus Harvard.»
    Nava strich Wu im Geiste von der Liste der Studentinnen, die sie von Grimes bekommen hatte. Tverskys Daten zufolge hatte er in den vergangenen drei Monaten mindestens zweimal wöchentlich mit Testperson Alpha Versuche durchgeführt. Elliot fuhr fort.
    «Candace Rappaport und Marla Parker sind zierlich, aber Candace ist verlobt, und von Marla habe ich gehört, dass sie lesbisch ist.»
    Nava hielt nichts von solchen Einschätzungen. Ihrer Erfahrung nach schloss eine Verlobung keine Affären aus, und Elliots Lesbentheorie überzeugte sie ebenso wenig. Sie ging die übrigen Namen durch, aber Elliot zufolge passte niemand so recht ins Bild. Nava wollte schon gehen, doch Elliot hielt sie zurück.
    «Warten Sie, da ist noch jemand.»
    «Ach wirklich?»
    «Ja. Streng genommen gehört sie nicht zum Labor, denn sie ist eine Studentin von der NYU, aber sie ist seit ein paar Jahren über ein Austauschprogramm hier. Sie ist jedenfalls klein, 1,55 oder 1,60, aber ich glaube nicht, dass sie das Mädchen ist, das Sie suchen.»
    «Und warum nicht?»
    «Ich weiß nicht.» Elliot zuckte die Achseln. «Sie ist ziemlich schräg drauf. Vor allem in letzter Zeit. Seit ein paar Wochen trägt sie zum Beispiel immer eine Baseballkappe. Ich weiß, dass es sie nervt, denn sie kratzt sich immer den Kopf und schiebt die Mütze hin und her, sodass sie ihr beim Mikroskopieren nicht im Weg ist, aber sie nimmt sie nie ab.»
    «Sonst noch etwas?», fragte Nava. Ihre Gedanken rasten. Das Mädchen mochte nur Pech mit ihrem Friseur gehabt haben, aber Nava vermutete einen anderen Grund für ihre plötzliche Vorliebe für Kopfbedeckungen.
    «Sonst nichts, nur das Gereime.»
    Nava erstarrte. Tversky hatte notiert, dass Testperson Alpha erste Anzeichen von Schizophrenie erkennen lasse, darunter auch chaotische Sprachmuster – zumal Reime.
    «Was meinen Sie damit?»
    «In letzter Zeit sagt sie immer so Sachen wie: ‹Hey, ich hol mir mal was zum
Mittagessen- pressen-fressen-tressen
.› Völlig abgedreht.»
    Nava gab sich uninteressiert, obwohl ihr das Herz bis zum Hals schlug. Sie wollte nicht, dass Elliot in Erinnerung behielt, dass sie sich besonders für das Mädchen interessiert hatte, das Nava noch am gleichen Tag verschwinden lassen würde.
    «Ich werde sie überprüfen, auch wenn sie wahrscheinlichnicht die ist, die ich suche», sagte Nava. «Wie heißt sie nochmal?»
     
    Als Julia sich im Spiegel sah, zuckte sie zusammen – weil es ihr einen Schreck einjagte, dass eine abscheuliche Fremde in ihr

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