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Null

Null

Titel: Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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das Telefon wieder hin.
    «Okay», sagte Jasper. Er wählte die Nummer der Auskunft. «Brooklyn. Tommy DaSouza.» Er notierte die Nummer auf einem Zettel und schob ihn gemeinsam mit dem Telefon über den Couchtisch seinem Bruder hin. Caine guckte, als hätte ihm Jasper eine tote Ratte vorgelegt.
    «Wenn du es nicht machst», sagte Jasper, «mache ich es. Fragen kostet nichts. Der Typ hat gerade mehr Geld gewonnen, als er jemals wird ausgeben können, und du wirst umgebracht, wenn du läppische zwölftausend Dollar nicht zahlst. Wenn er Nein sagt, bist du nicht schlimmer dran als zuvor. Wenn er Ja sagt, bist du aus dem Schneider. Du kannst nichts dabei verlieren.»
    «Und was ist mit meinem Stolz?», fragte Caine.
    «Um deinen Stolz mach dir mal Sorgen, nachdem du deine Schulden bei der Russenmafia bezahlt hast», erwiderte Jasper. «Jetzt ruf schon an, verdammt nochmal-
Tal- Saal-kahl

    Caine bekam bei Jaspers Gereime ein flaues Gefühl imMagen, aber er wusste, dass sein Bruder Recht hatte. Zögernd griff Caine zum Telefon und wählte die Nummer. Ein Mann mit ungeduldig klingender Stimme nahm beim ersten Läuten ab. «Ja?»
    «Tommy DaSouza?», fragte Caine.
    «Hören Sie, was auch immer Sie zu verkaufen haben, ich will es nicht, klar? Ich stehe ja offensichtlich im Telefonbuch, also schicken Sie mir einfach Ihren Katalog, und wenn ich interessiert bin, rufe ich Sie an. Ciao.»
    «Warte, ich will dir nichts verkaufen!», sagte Caine, mit einem Mal eifrig, da ihm klar wurde, dass es womöglich tatsächlich seine einzige Chance war. «Äh, ich bin’s, David. David Caine.»
    Kurz herrschte Schweigen, und Caine dachte schon, Tommy würde gleich auflegen. Dann: «Mensch, Dave! Wie geht’s dir denn, altes Haus?»
    «Witzig, dass du fragst», antwortete Caine, hob, zu seinem Bruder gewandt, die Augenbrauen und wechselte das Telefon vom einen Ohr ans andere. «Das ist es gewissermaßen, warum ich anrufe   …»
     
    «Hast du das Geld?»
    Tversky wäre fast zusammengezuckt. Er drehte sich um, aber der einzige andere Mensch in dieser Gasse war ein magerer kleiner Junge. Er war höchstens zwölf, auch wenn die zur Seite gedrehte Yankees-Kappe ihn sogar noch jünger aussehen ließ.
    «Hast du das Geld oder nicht?»
    «Du bist Boz?», fragte Tversky verblüfft.
    Der Junge lachte. «Soll das ’n Scherz sein? Boz trifft sich doch nicht mit irgendeinem Spinner, von dem er noch nie gehört hat. Ich bin Trike.»
    «Mir wurde gesagt, dass ich mich mit Boz treffe.»
    «Ach ja? Na und? Das Treffen ist abgesagt. Jetzt triffst du dich mit
mir
.» Die Hände des Jungen verschwanden in seinen übergroßen Taschen. «Zeig das Geld her, oder ich mach die Biege.»
    Tversky zog einen weißen Umschlag aus seiner Manteltasche, bemühte sich, die zitternden Hände ruhig zu halten. Trike versuchte, ihm das Geld zu entreißen, aber Tversky hielt es außerhalb seiner Reichweite. «Lass erst mal sehen.»
    Trike lächelte zu ihm hoch, zeigte zwei Goldzähne. «Also gut, Opa», sagte er und zog eine braune Papiertüte aus der Tasche. Tversky schaute sich um, ob jemand zusah, aber die Gasse war menschenleer. Er nahm die Tüte entgegen, erstaunt, wie schwer sie war.
    «Und jetzt her mit der Knete.»
    Tversky gab Trike den Umschlag. Der Junge leckte sich einen Finger an, zählte schnell nach und stopfte sich das Geld dann vorn in den Hosenbund.
    «Nett, mit dir Geschäfte zu machen», sagte er und verschwand, ließ Tversky in der Gasse allein. Tversky steckte die braune Papiertüte in seine Aktentasche und ging schnell in Richtung Broadway.
    Erst als er wieder sicher in seinem schäbigen Motelzimmer war, wagte er, die Tüte herauszunehmen. Er hatte seine Wohnung verlassen, gleich nachdem er das Video angesehen hatte. Julia hatte ihn angewiesen, hierher umzuziehen, und also hatte er das getan.
    Nachdem er die Jalousien zugezogen hatte, legte er die Tüte mitten aufs Bett. Er schluckte trocken, langte dann hinein und berührte die glatten Kunststoffröhren. Sie fühlten sich kühl an unter seinen verschwitzten Fingern. Tief durchatmend zog er die Flintenpatronen eine nach der anderen aus der Tüte. Er legte sie in einer Reihe hin. Es wareninsgesamt zehn Stück. Eine Minute lang starrte er sie nur an, fragte sich, wie es überhaupt zu dieser Situation hatte kommen können.
    Aber es gab jetzt kein Zurück mehr. Nach dem, was mit Julia geschehen war – was er Julia angetan hatte   –, war es dazu viel zu spät. Er musste das jetzt durchziehen. Er sah

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