Nullpunkt
bluten.»
Bis heute
, dachte Marshall. Mit einer solchen Legende als Bestandteil seiner Religion war es kein Wunder, dass UsugukAngst gehabt hatte, als er das unheimliche, blutigrote Nordlicht gesehen hatte. Es war bemerkenswert, dass Usuguk überhaupt imstande gewesen war, auf dieser Basis zu arbeiten – insbesondere mit einer so furchteinflößenden, gefährlichen Kreatur. Andererseits, sinnierte Marshall, war Usuguk damals noch ein junger Mann gewesen und voller Zweifel, was die Traditionen seines Volkes anging. Es hatte eines über alle Maßen schockierenden Erlebnisses bedurft, um ihn zu läutern.
«Und
kurrshuq
?», fragte er. «Du nennst es den Wächter des verbotenen Berges.»
«Als die Götter der Finsternis im Berg eingesperrt waren, berief Anataq
kurrshuq
als Wächter.
Kurrshuq
sollte sicherstellen, dass es kein Entkommen gab. Die
kurrshuq
sind Kreaturen aus der Geisterwelt. Keine Götter, aber machtvolle Wesen, die sich für gewöhnlich nicht in das Leben und die Wege der Menschen einmischen. Viele, viele Jahre hat eine Gruppe von
kurrshuq
den Berg bewacht, doch ganz allmählich hat die Finsternis der gefangenen Götter auch
kurrshuq
korrumpiert. Nach und nach wurden
kurrshuq
zu Werkzeugen des Bösen.»
«Verschlinger der Seelen», sagte Marshall.
Der Blick des alten Schamanen zuckte zu ihm, bevor er sich wieder abwandte.
Die E-Ebene war noch mehr zugestellt mit ausgesondertem Elektronikmüll als die darüber gelegenen Etagen und lag in völliger Dunkelheit, was ihr Vorankommen stark behinderte. Gonzalez führte die kleine Gruppe vorbei an einem Hilfs-Kontrollzentrum und weiteren Werkstätten, bevor er vor einer elektrischen Schaltzentrale stehen blieb. Er bedeutete den anderen, zu warten, und betrat den Raum. Marshall beobachtete,wie er einen Schaltkasten öffnete, eine Serie von Starkstromsicherungen einschraubte und schließlich einen Hebel umlegte. Schließlich grunzte er zufrieden und kehrte nach draußen in den Korridor zurück.
«Jetzt müsste es im Nordflügel Strom geben», sagte er.
Er führte sie an einer Reihe kleinerer Räume vorbei und bog an einer Kreuzung nach rechts ab. Ein Stück voraus endete der Gang vor einer stählernen, mit Vorhängeschloss und Klampen gesicherten Luke. Ein wenig nervös starrte Marshall auf die unbeleuchtete rote Lampe über dem Eingang und auf das Warnschild, das jeglichen unautorisierten Zutritt untersagte.
«Sie halten uns den Rücken frei, während ich versuche, die Luke zu öffnen», sagte Gonzalez mit einem Blick zu Phillips.
Marshall beobachtete, wie der Sergeant seinen Maulschlüssel benutzte, um die massiven Klampen zu lösen. Sie knarrten und quietschten protestierend nach einem halben Jahrhundert der Ruhe. Als Gonzalez alle Klampen gelöst hatte, zog er einen großen Schlüsselbund aus der Tasche. Er benötigte ein halbes Dutzend Versuche, bis er den richtigen Schlüssel gefunden hatte, um das Vorhängeschloss zu öffnen. Dann erst packte Gonzalez das Handrad, drehte es und zog die Luke auf. Sie gab mit einem leisen, schmatzenden Geräusch nach. Reste von der nahezu zerbröselten umlaufenden Gummidichtung regneten zu Boden, und abgestandene, schale Luft schlug ihnen entgegen.
Dahinter erstreckte sich absolute Schwärze. «Sieht aus wie das Grab von König Tut», murmelte Sully. Marshall verstand, was er meinte: Niemand hatte während des vergangenen halben Jahrhunderts auch nur einen Blick hinter diese Schleuse geworfen.
Gonzalez tastete an der Wand nach einem Schalter, und eine Reihe von Glühbirnen flammte auf und zerbarst sogleich wieder. Es blieben genügend Lichter übrig, um einen schmalen Korridor zu erhellen, der ein Stück voraus in eine dunkle Kaverne mündete. Gonzalez wartete, bis alle den Gang betreten hatten, dann schloss er die Luke wieder, indem er das Handrad drehte und die Sperrklampen mit seinem Maulschlüssel umlegte.
«Sieht nach einer sicheren Zuflucht aus, wenn Sie mich fragen», bemerkte Sully mit einem Nicken in Richtung der massiven Luke.
Gonzalez schüttelte den Kopf. «Dieses Ding hat sich schon einmal an uns vorbeigeschlichen – ich weiß immer noch nicht, wie es das angestellt hat. Und dieser Sektor verfügt über Ventilationsschächte und Wartungsluken, genau wie die anderen auch.»
Sie bewegten sich den Korridor entlang zu den ersten, weit offen stehenden Türen. Die Luft roch nach Staub, durchsetzt von einem metallischen, an Kupfer erinnernden Beigeschmack.
Gonzalez blieb vor der ersten Tür stehen und
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