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Nullpunkt

Nullpunkt

Titel: Nullpunkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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leuchtete mit seiner Taschenlampe in den Raum dahinter. Der Lichtkegel enthüllte zwei Schreibtische aus Holz mit altmodischen, mechanischen Schreibmaschinen: eine Art Empfangsraum. In einer der Schreibmaschinen steckte noch ein vergilbtes Blatt Papier, das sich über die Walze gelegt hatte. Der Lichtkegel wanderte zurück in den Korridor, und Gonzalez ging weiter zur nächsten Tür. Er leuchtete in den Raum, und Marshall hörte, wie der Sergeant scharf die Luft einsog.
    Er trat hinter Gonzalez, um selbst nachzusehen. Alte, eingetrocknete Blutspritzer bedeckten Boden und Wände undReihen von elektrischer Ausrüstung. In einer Ecke stand ein schwarz verschmorter, halb geschmolzener Schaltkasten.
    «Der Sicherungsraum», sagte Usuguk mit tonloser Stimme.
    «Sie haben sich nicht einmal die Mühe gemacht, die Blutflecken zu beseitigen», sagte Sully.
    Der Sergeant schaltete seine Taschenlampe aus. «Kann man es ihnen verdenken?»
    Sie setzten ihren Weg durch den schmalen Gang fort und schalteten im Gehen überall die Beleuchtung ein. Es gab Labors voller Oszilloskope und kastenförmiger schwarzer Apparate, Geräte in Regalen und unausgepackter Gegenstände in Holzkisten.
    «Das muss das Sonarequipment sein», murmelte Faraday.
    Der nächste Raum war eine Art Kontrollzentrale mit einem Mischpult und einer Reihe von Verstärkern. Die Rückwand bestand aus einer großen Scheibe; dahinter sah man ein kleines Tonstudio.
    Sie gelangten zu einer Kreuzung. Dahinter endete der Gang vor einer weiteren schweren Luke. Gonzalez öffnete sie, leuchtete mit der Taschenlampe hinein und stieß ein überraschtes Schnauben aus. Er schaltete die Beleuchtung ein. Marshall folgte den anderen durch die Luke und hielt atemlos inne.
    Sie standen auf einem schmalen Laufsteg, der eine große, runde Kaverne überspannte. Am anderen Ende der Brücke befand sich eine große Plattform von drei mal drei Metern, umschlossen von Glaswänden. Die gesamte innere Oberfläche der Kaverne war ausgekleidet mit einem dunklen, weichen Material. Gebilde ragten in den Raum, die aussahen wie überdimensionale Stachel.
    «Mein Gott», hauchte Faraday. «Es
ist
eine Echokammer.Zur Durchführung von Sonarexperimenten, ohne Zweifel. Hier haben sie das neue Gerät getestet.»
    «Wenn sie so weit gekommen sind», entgegnete Sully.
    «Zugegeben. Ich nehme an, die Experimente wurden irgendwo anders fortgeführt, nachdem dieser Flügel versiegelt wurde.»
    Logan beugte sich zu Marshall vor. «Es gibt nur einen Ausgang.»
    Marshall blickte sich um. «Das ist richtig.»
    «Eine Echokammer. Sieht es für Sie danach aus?»
    «Ja.» Marshall drehte sich zu dem Historiker um. «Warum? Sind Sie anderer Meinung?»
    Logan zögerte. «Offen gestanden – ja. In meinen Augen sieht es eher aus wie Custers letzte Zuflucht.»

48
    Ganz, ganz langsam schälte sich das Monster aus der Dunkelheit. Schatten gerieten in Bewegung und formten muskulöse Flanken. Voller Entsetzen beobachtete Kari Ekberg, wie die unfassbare, abartige Kreatur Gestalt annahm. Der riesige Schädel mit dem gewaltigen Oberkiefer und den Zahnreihen darin, die mörderischen Fänge rechts und links der tückischen Schneidezähne, und dahinter Hunderte von kleinen wurmartigen Gebilden, die aussahen wie die Tasthaare von Walrossen, der Unterkiefer, vergleichsweise klein und dennoch durch massive Gelenke mit dem Schädel verbunden, und am schockierendsten von allem, weil sie sie schon einmal gesehen hatte, vor einem ganzen Leben, wie es schien, eingeschlossenim ewigen Eis – die starren Augen, die, ohne zu blinzeln, in einer Mischung aus Lust und Bosheit auf sie starrten.
    «Gütiger Himmel», murmelte Conti neben ihr. «Gütiger Himmel. Es ist überwältigend …» Langsam, ganz langsam hob er die Kamera, drückte die Aufnahmetaste und begann zu filmen.
    Wolff stand direkt hinter ihm. Er hob die Waffe und zielte, doch er zitterte so stark, dass Kari die Zähne in seinem Schädel klappern hörte. «Emilio», sagte er mit erstickter Stimme. «Um Himmels willen …»
    «Schnell, Kari», flüsterte Conti drängend. «Die Tonaufzeichnung.»
    Doch Kari war außerstande, sich zu bewegen. Sie stand nur wie angewurzelt da und starrte.
    Das Ding näherte sich so unendlich langsam, dass sie nicht sicher war, ob es sich überhaupt rührte. Die massiven Vorderbeine waren leicht nach innen gebogen wie die einer Bulldogge und endeten in gewaltigen Pfoten mit entsetzlichen Klauen. Das Wesen war jetzt zur Gänze sichtbar, und es war

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