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Nullpunkt

Nullpunkt

Titel: Nullpunkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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Gegenteil die Ersten sein, die wir befragen. Ihre Leute sinddie Einzigen in der Basis, die nicht schon vor Beginn der Produktion durchleuchtet wurden.»
    «Logan ist ja wohl auch nicht ‹durchleuchtet› worden, oder? Abgesehen davon – was haben wir überhaupt mit allem zu tun?» Anscheinend hatte die abrupt verflossene Chance auf Fernsehberühmtheit zusammen mit der Tatsache, dass der Bürokrat des Senders sich auf Sullys Territorium vordrängte, dessen Revierinstinkte erweckt.
    «Sie haben eine ganze Menge damit zu tun», entgegnete Wolff. «Dieser Fund ist bedeutsam – nicht allein in wissenschaftlicher Hinsicht, sondern auch in Bezug auf akademische Karrieren.»
    Sully öffnete den Mund, dann schloss er ihn wieder. Er lief dunkelrot an im Gesicht.
    «Ich denke, damit ist fürs Erste alles gesagt.» Wolff wandte sich an Conti. «Möchten Sie vielleicht noch etwas hinzufügen?»
    «Eine Sache», sagte Conti. «Vor zwanzig Minuten habe ich mit dem Vorstandsvorsitzenden der Blackpool Entertainment Group telefoniert. Es war eine der eher unangenehmen Unterhaltungen in meinem Leben.» Sein Blick schweifte über den Raum. «Ich spreche jetzt zu den Personen, die das getan haben. Sie wissen es, wenn sie gemeint sind. Blackpool betrachtet den Wert dieses Fundes als unschätzbar. Aus diesem Grund erachtet der Konzern den Diebstahl als schweres vorsätzliches Verbrechen.»
    Er hielt kurz inne. «Dieser Diebstahl wird nicht als Bagatelle abgetan werden. Das Fossil ist noch in der Basis, und Sie haben keine Chance, damit zu entkommen. Wir
werden
es finden, und wir
werden
unsere Dokumentation fortführen, und wir werden daraus ein
noch größeres
Kunstwerk machen!»

17
    Marshall stieg sehr langsam die Stufen aus gestanztem Metall hinauf. Das Treppenhaus war eng und dunkel und nur von einer einzelnen Fluoreszenzlampe erhellt. Glühlampen waren hier ein rarer Luxus – trotz der Filmcrew, die sich einquartiert hatte, blieb der größte Teil der Basis völlig dunkel.
    Marshall fühlte sich erschöpfter als jemals zuvor in seinem Leben. Doch es war keine körperliche Erschöpfung, es war ein emotionales Ausgebranntsein. Er hatte diese Erschöpfung auch in den Gesichtern der anderen bemerkt. Nach so vielen Anstrengungen, so vielen Vorbereitungen waren alle wie vor den Kopf geschlagen vom plötzlichen, unerklärlichen Verschwinden des Fossils. Und über der gesamten Basis hing die Frage wie eine Drohung: Wer hatte es getan?
    Marshall erreichte die oberste Stufe und blieb vor einer geschlossenen, fensterlosen Tür stehen. Er sah auf seine Uhr. Fünf Minuten nach acht, abends. Fünfzehn Stunden waren vergangen, seit er das Verschwinden der Katze entdeckt hatte. Fünfzehn endlose, grausame Stunden voller Misstrauen, Verdächtigungen und Ungewissheit. Und jetzt, kurz nach dem Abendessen, ein Aufruf von Faraday per E-Mail .
RAS P-Raum , jetzt sofort.
    Marshall fasste nach der Klinke und öffnete die Tür. Dahinter lag ein langgestreckter, niedriger Raum, der aussah wie der Kontrollturm eines Flughafens. Fenster liefen an allen vier Wänden entlang und zeigten die grenzenlose eisige Einöde der Zone. Der Raum war so dunkel wie das Treppenhaus, und das spärliche Licht fiel auf die Oszilloskopschirme von einem Dutzend in ordentlichen Reihen aufgestellten veralteten Radarstationen. Altmodische Leinwände, jede mehr als anderthalb Meter hoch, hingen diagonal in den Ecken des Raums.Vor jeder stand ein verstaubter, seit einem halben Jahrhundert nicht mehr benutzter Projektor.
    Dies war der
Radar Mapping and Air Surveillance Command Post
, kurz RAS P-Raum genannt – die einstige Luft- und Radarüberwachungsstation des Frühwarnsystems. Es war das Nervenzentrum von Fear Base, und es war zugleich das höchste Gebäude innerhalb des Zaunes. Er ließ den Blick schweifen und bemerkte die drei düsteren Gestalten am Konferenztisch: Sully, Penny Barbour und Ang Chen, den wissenschaftlichen Mitarbeiter. Chen winkte lustlos. Sully, die Ellbogen auf den Knien und den Kopf in den Händen, blickte beim Geräusch der Tür auf, erkannte Marshall und ließ den Blick wieder sinken.
    Bis zum Eintreffen der Filmleute hatte sich das Team an drei Abenden der Woche ohne Ausnahme hier getroffen, um den Fortgang der Arbeiten zu besprechen. Wer den RAS P-Raum ursprünglich vorgeschlagen hatte, wussten sie nicht mehr, doch die Treffen in dieser bizarren Umgebung waren innerhalb weniger Tage nach Ankunft der Expedition fester Bestandteil ihres Alltags geworden.

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