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Nullpunkt

Nullpunkt

Titel: Nullpunkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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Doch dies war keines der üblichen Treffen. Faraday hatte die Zusammenkunft einberufen, weil er dringend mit ihnen sprechen musste.
    Wie auf ein Kommando hin öffnete sich die Tür erneut, und Wright Faraday trat ein, einen dünnen Hefter unter dem Arm. Der übliche gedankenverlorene Ausdruck war aus dem Gesicht des dünnen Biologen verschwunden. Rasch marschierte er an den Radarstationen vorbei und setzte sich zwischen Sully und Chen.
    Einen Augenblick lang sagte niemand etwas. Dann räusperte sich Penny Barbour. «Was meinen Sie – müssen wir packen?»
    Niemand antwortete.
    «Das hat er mir nämlich gesagt, wissen Sie? Diese Schwuchtel Conti und sein S A-Mann .»
    «Das Projekt dauert planmäßig nur noch zwei Wochen», sagte Marshall. «Selbst wenn sie unsere Expedition für beendet erklären, die Bürokratie bewegt sich langsam. Wir können unsere Arbeiten in aller Ruhe abschließen.»
    Penny Barbour schien ihn nicht gehört zu haben. «Hat meine sämtlichen Schubladen durchwühlt, das hat er! Er meint doch tatsächlich, wir wären es gewesen. Wir wollten das Fossil für uns selbst, für die Universität.»
    «Penny, vergessen Sie’s», schnappte Sully. «Er beißt einfach um sich, wie ein angeschossenes Tier. Es trifft jeden, der in seine Reichweite kommt.»
    «Er hat mich in die Mangel genommen … Er hat überhaupt nicht mehr aufgehört … o Gott!» Penny Barbour vergrub das Gesicht in den Händen und schluchzte herzergreifend.
    Marshall beugte sich zur Programmiererin hinüber und legte ihr tröstend den Arm um die Schultern.
    «So ein Bastard», murmelte Sully.
    «Vielleicht gelingt es uns, das Fossil zu finden», sagte Chen. «Oder die Person, die es gestohlen hat. Beide müssen noch hier sein. Wir wären vom Haken, und sie könnten ihre Sondersendung retten.»
    Penny Barbour schniefte und löste sich behutsam aus Marshalls Umarmung.
    «Wir können überhaupt nichts tun, was Wolff nicht bereits tut», sagte Sully. «Abgesehen davon traut er uns nicht über den Weg, das hat er bereits unmissverständlich zum Ausdruck gebracht. Ich habe keine Ahnung, warum er so auf uns fixiertist. Dieser Dr. Logan ist meiner Meinung nach viel dringender verdächtig. Glauben Sie, sein Eintreffen ausgerechnet gestern war ein Zufall? Und warum war er nicht bei der einberufenen Versammlung?»
    «Ja, warum nicht?», pflichtete Marshall ihm bei. Er hatte genau den gleichen Gedanken gehabt.
    «Während ich untätig in meinem Quartier gesessen und gewartet habe, bin ich online gegangen und habe ein wenig nach diesem Dr. Jeremy Logan gegoogelt», sagte Sully. «Wie es aussieht, ist er Professor für mittelalterliche Geschichte an der Yale University. Im vergangenen Jahr hat er eine Monographie über irgendeine genetische Erkrankung publiziert, die die antiken ägyptischen Königshäuser heimsuchte. Im Jahr davor eine Monographie über ein Geisterphänomen in Salem, Massachusetts. Eine
Geistererscheinung
!» Er spie das Wort hervor. «Klingt das vielleicht nach einem seriösen Geschichtsprofessor?»
    Als niemand antwortete, seufzte Sully und blickte sich um. «Wie dem auch sei, mit derartigen Spekulationen kommen wir nicht weiter. Wright, weswegen wollten Sie, dass wir uns hier treffen? Geht es um Ihre jüngste Theorie
du jour

    Faraday sah ihn an. «Keine Theorie», antwortete er. «Nur ein paar Fotos.»
    Sully stöhnte. «
Schon wieder
Fotos? Deswegen sind wir hergekommen? Sie haben den falschen Beruf, wissen Sie das?»
    Faraday ignorierte ihn. «Nachdem Evan den Diebstahl entdeckt hatte – nachdem die erste Aufregung und das erste Geschrei vorbei waren –, bin ich nach draußen zum Tresor gegangen. Die Tür stand weit offen, niemand scherte sich mehr um das Ding. Also hab ich ein paar Bilder gemacht.»
    Sully runzelte die Stirn. «Warum?»
    «Warum mache ich ständig Fotos? Um zu dokumentieren.» Er hielt inne. «Conti schien uns bereits die Schuld in die Schuhe zu schieben. Ich dachte, ich könnte vielleicht … na ja, ich könnte vielleicht ein paar Beweise finden, die uns entlasten. Ich hatte bis vor einer Stunde keine Gelegenheit, die Fotos auszudrucken.» Er klappte den Hefter auf und zog ein halbes Dutzend Bilder im Format zwanzig mal fünfundzwanzig Zentimeter hervor, die er Sully hinschob.
    Der Klimatologe blätterte sie flüchtig durch, dann reichte er sie unbeeindruckt an Marshall weiter. Das erste Bild zeigte einen verwackelten Schnappschuss vom Innern des Tresors. Eisbrocken lagen auf dem Boden herum, ansonsten

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