Nullpunkt
Basis gewesen war. Es fühlte sich an, als würde man in eine Zeitkapsel treten.
In einem Hilfs-Kontrollraum blieb er stehen, einer Sicherheitseinrichtung für den Fall, dass die Hauptsysteme weiter oben ausfielen. Die schwarzen Schirme der Monitore und Oszilloskope blinkten auf, als der Schein der Taschenlampe über sie huschte. Die Stille war hier vollkommen. Einem Impuls gehorchend, schaltete er die Taschenlampe aus. Sofort umgab ihn eine undurchdringliche Schwärze. Hastig schaltete er das Licht wieder ein. Er verließ den Kontrollraum und bewegte sich weiter den Gang hinunter. Inzwischen wünschte er sich, ein paar Ersatzbatterien mitgenommen zu haben oder, besser noch, eine zweite Taschenlampe. Nicht auszudenken, wenn diese hier ausfiel.
Er passierte noch einige weitere enge Räume. Die Türen waren gähnende schwarze Rechtecke. Dann endete der Gang in einer T-Kreuzung . Er blieb stehen und er versuchte, sich in diesem verwirrenden militärischen Labyrinth zu orientieren. Falls er sich nicht täuschte, führte die linke Abzweigung mehr oder weniger genau nach Süden. Er wandte sich nach rechts und setzte seinen Weg fort.
Zwanzig Meter weiter endete der Gang vor einer massiven Metalltür – eigentlich eher einer Luke – ohne Fenster und fest verschlossen durch massive Keile. Eine rote Glühlampe in einem Sicherheitskäfig hing in der Decke über der Tür – dunkel, wie der Rest der Lampen auf Ebene E –, und ein Schild auf der benachbarten Wand verkündete: «ACHTUNG! EINTRITT FÜR UNBEFUGTE STRENGSTENS VERBOTEN. GENEHMIGUNG FUER PROJEKT F-29 ERFORDERLICH.»
Logan las das Schild einmal und dann noch einmal. Erschwenkte den Lichtkegel seiner Taschenlampe über die Metallluke, trat einen Schritt vor und legte die Hand auf einen der Keile, um probehalber daran zu ziehen. Er rührte sich nicht. Als Logan die Tür genauer untersuchte, stellte er fest, dass er selbst dann nicht weiterkommen würde, wenn es ihm gelänge, die Keile zu lösen – die Luke war auf einer Seite zusätzlich durch ein massives Vorhängeschloss gesichert.
Unvermittelt wirbelte Logan herum. Mit dem Rücken zur Luke leuchtete er den Gang entlang. Die Basis lag totenstill. Er hatte seit fast eineinhalb Stunden niemanden mehr zu Gesicht bekommen. Und doch war er sicher – absolut und vollkommen sicher –, dass er soeben etwas gehört hatte.
«Wer ist da?», rief er in die Dunkelheit.
Keine Antwort.
Er stand dort, vollkommen reglos mit Ausnahme der Hand, die die Taschenlampe hielt. War jemand von der Filmcrew hier unten auf der Suche nach dem verschwundenen Kadaver? Niemand konnte so dumm sein, dieses Ding so weit hinunter in die Basis zu schleppen – oder, was das anging, die Suche bis hier unten auszudehnen.
«Wer ist da?», rief er. Erneut Stille.
Er konnte genauso gut umkehren. Er hatte gefunden, wonach er gesucht hatte. Weiter ging es sowieso nicht – die Luke war verschlossen. Er atmete tief durch, setzte sich in Bewegung – und blieb erneut stehen, weil ihm schmerzlich bewusst wurde, dass er in einer Sackgasse war. Es gab keinen anderen Weg zurück an die Oberfläche – er musste durch diesen Korridor. Aus dem das Geräusch gekommen war.
Dann hörte er es erneut. Schritte. Das Geräusch von jemandem, der ging. Näher kam. Dann bog eine Gestalt um die Ecke, wo der Gang sich verzweigte. Wie von einem Magnetenangezogen, zuckte Logans Taschenlampe in die Richtung. Es war Gonzalez, der kommandierende Sergeant der kleinen militärischen Abteilung, die auf Fear Base stationiert war.
Logan spürte, wie die nervöse Anspannung, die von ihm Besitz ergriffen hatte, ein klein wenig nachließ. Er setzte eine neutrale Miene auf und wartete.
Gonzalez kam ihm langsam entgegen. Er hielt seine eigene Maglite lässig in der kraftvollen Hand. «Netter Morgen für einen Spaziergang», bemerkte er, als er heran war.
Logan grinste.
Gonzalez musterte Logan eingehend. «Sie sind Dr. Logan, ist das richtig?»
«Das ist richtig, ja.»
«Was machen Sie hier unten, Doktor? Suchen Sie ebenfalls nach diesem Kadaver?»
«Nein. Sind Sie mir gefolgt?»
«Sagen wir, ich war neugierig, was jemand hier unten zu suchen hat.»
Logan überlegte, ob er den Sergeant fragen sollte, wie er es überhaupt bemerkt hatte, doch Gonzalez würde wahrscheinlich nicht darauf antworten, also ließ er es.
«Wonach suchen Sie?», fragte der Sergeant.
Logan zeigte mit dem Daumen über die Schulter auf die Luke.
Gonzalez runzelte die Stirn. «Warum?»
«Das ist der
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