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Nullpunkt

Nullpunkt

Titel: Nullpunkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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Minute sagten Sie, ich klinge wie Sully. Was haben Sie damit gemeint?»
    «Als er hörte, dass ich oben in der Höhle war, ist er an die Decke gegangen. Er sagte, es wäre die reinste Zeitverschwendung, und ich könnte die Proben genauso gut wegwerfen.»
    Marshall antwortete nicht sofort. Er rief sich ins Gedächtnis, wie ablehnend Sully dieser Theorie gegenüber gestanden hatte – und den Fotografien ganz allgemein. Es mochte tollkühn von Faraday gewesen sein, diese Proben zu sammeln, doch es war ein wissenschaftliches Prinzip, dass man Proben, wenn man sie schon einmal hatte, auch analysierte. Er musste wieder an das denken, was Conti über Sully gesagt hatte.
    Chen sah Faraday an, dann nickte er in Richtung der Holzstückchen. «Erzählen Sie von der anderen Sache.»
    Faraday glättete seinen Laborkittel. «Als wir die Splitter unter dem Mikroskop untersucht haben, fanden wir außerdem Spuren von verfilzten Haaren und eine dunkle, angetrocknete Flüssigkeit, die an den spitzeren Kanten klebte.»
    «Klebte?», wiederholte Marshall. «War es Blut?»
    «Ich habe sie noch nicht analysiert», sagte Faraday. Er öffnete den Mund, um weiterzureden, doch dann schloss er ihn wieder, als hätte er es sich anders überlegt.
    «Los», munterte Marshall ihn auf. «Erzählen Sie mir auch noch den Rest.»
    Faraday schluckte. «Diese Sägespuren …», begann er. «Ich weiß nicht. Unter dem Mikroskop sehen sie nicht aus, als stammten sie von einer Säge.»
    «Was dann?»
    «Nun ja, sie scheinen … sie scheinen einen mehr natürlichen Ursprung zu haben.»
    Marshall blickte von Faraday zu Chen und wieder zu Faraday. «Einen natürlichen Ursprung? Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht ganz folgen.»
    Jetzt war es Chen, der sprach. «Nicht
durchgesägt
», sagte er. «Mehr
durchgebissen

    Diesmal folgte ein langes Schweigen.
    «Wie um alles in der Welt können Sie erwarten, dass ich das glaube, Wright?», fragte Marshall schließlich, bemüht, sich seine tiefe Skepsis nicht anmerken zu lassen.
    Faraday räusperte sich zum wiederholten Mal. «Hören Sie», sagte er mit gesenkter Stimme. «Sobald ich etwas mit Bestimmtheit weiß –
wenn
ich etwas herausgefunden habe –, sage ich es Ihnen. Ich werde es bestimmt nicht zurückhalten, versprochen. Ich will nur nicht noch mehr Störfeuer von Sully.»
    «Sully», wiederholte Marshall nachdenklich. «Wissen Sie, wo er ist?»
    «Ich habe ihn seit Stunden nicht mehr gesehen.»
    «Okay.» Marshall spürte, wie sich Sorgenfalten auf seiner Stirn bildeten. Er drückte sich vom Tisch ab. «Sie geben mir Bescheid, sobald Sie etwas wissen?»
    Faraday nickte. Mit einem letzten, suchenden Blick auf die beiden Männer wandte sich Marshall ab und verließ mit langsamen Schritten das Labor.

22
    Jeremy Logan schlich vorsichtig durch die schmalen Korridore der E-Ebene . Er hatte fast anderthalb Stunden gebraucht, um so weit vorzudringen, bis hinunter in die unterste Ebene der zentralen Sektion der Basis. Je tiefer er gekommen war, desto häufiger hatten Mengen von verstaubtem Sperrmüll das Vorankommen behindert: übereinandergestapelte Schreibtische, Werkzeuge, veraltete elektrische Gerätschaften, verrottende Kisten voller Vakuumröhren. Es war, als wäre all der überflüssige Schrott der Fear Base mit den Jahren buchstäblich nach unten gesunken.
    Die C-Ebene hatte ursprünglich Wohn- und Aufenthaltseinrichtungen für die hier stationierten Soldaten beherbergt: Kantinen, eine Wäscherei, Kleiderkammern. Auf der D-Ebene war das Büro des Quartiermeisters gewesen, zusammen mit zahllosen Lagerräumen und mehreren Werkstätten. Auf jeder Ebene verringerte sich die Zahl der funktionierenden Glühlampen. Im Gegensatz zu den erstickend warmen oberen Ebenen war die Kühle hier unten deutlich spürbar. Der unangenehme moschusartige Geruch, der die gesamte Basis erfüllte, war hier unten noch viel stärker. Logan rümpfte die Nase.
    Die E-Ebene war ein Gewirr von technischen Systemen und Nebenräumen. Die Decken waren hier noch niedriger als überall sonst und übersät von Rohren und Kabeln. Die meisten Glühlampen waren aus den Fassungen gedreht, und die wenigen verbliebenen funktionierten längst nicht mehr. Logan bewegte sich langsam von Raum zu Raum, während er den Lichtkegel seiner Taschenlampe hin und her schwenkte. Viele Objekte, die hier lagerten, waren mit alten Planen abgedeckt und gut erhalten in der kalten, trockenen Luft. Logan fragte sich, wann jemand zum letzten Mal so tief im Innernder

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