Nullpunkt
Nordflügel, richtig? Der wissenschaftliche Bereich?»
Gonzalez wurde unversehens misstrauisch. «Was wissen Sie darüber?», fragte er.
«Nicht viel. Deswegen bin ich ja hier unten.» Logan machteeinen Schritt auf Gonzalez zu. «Sie haben nicht zufällig einen Schlüssel, oder?»
«Wenn ich einen hätte, würde ich ihn nicht benutzen. Der Eintritt ist verboten, strengstens. Selbst für mich.»
«Aber es ist die ehemalige wissenschaftliche Abteilung, oder?»
«Ich fürchte, es steht mir nicht frei, diese Frage zu beantworten.»
«Hören Sie, Sergeant. Ich bin den ganzen Weg hierherauf gekommen, um mehr darüber in Erfahrung zu bringen, was hinter jener Tür passiert ist. Ich habe davon erfahren, als ich ein frisch freigegebenes Archiv durchgesehen habe. Es hat sofort mein Interesse geweckt. Ich bin kein Spion, und ich bin auch kein Journalist. Können Sie mir denn überhaupt nichts sagen?»
Gonzalez antwortete nicht.
Logan seufzte. «Okay. Was halten Sie davon, wenn ich Ihnen einfach erzähle, was ich weiß?» Er hielt kurz inne und fuhr dann fort: «In den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde diese Basis nicht nur als Frühwarnsystem genutzt. Hier fand auch wissenschaftliche Forschung statt. Welcher Art diese Forschung war, welche Experimente durchgeführt wurden, weiß ich nicht. Doch irgendetwas ging schief – was dazu führte, dass die Arbeiten sofort eingestellt wurden. Passt das mit dem zusammen, was man Ihnen erzählt hat?»
Gonzalez bedachte ihn mit einem langen, abschätzenden Blick, während er ihm mit seiner Taschenlampe ins Gesicht leuchtete. «Ich habe immer nur Gerüchte gehört, sonst nichts», sagte er schließlich. «Von den Jungs, die vor mir hier stationiert waren.»
Logan nickte.
«Der Nordflügel ist tief in den natürlichen Hang hineingebaut, im Prinzip wie ein Anbau an die eigentliche Basis. Diese Luke führt in die oberste Ebene.»
«In die
oberste
Ebene?»
«Das ist richtig. Der Nordflügel befindet sich vollständig unter der Erde. Ich weiß nicht, was dort drin war – nur, dass es streng geheim war.» Gonzalez zögerte, dann fuhr er – trotz der Abgelegenheit ihres gegenwärtigen Aufenthaltsorts – mit gesenkter Stimme fort. «Es heißt, dass dort merkwürdige Dinge passiert sein sollen.»
«Was für merkwürdige Dinge?»
«Keine Ahnung. Die Jungs, die vor mir hier waren, wussten nichts Genaueres. Einer von ihnen hatte gehört, dass ein paar Wissenschaftler von einem Polarbären zerrissen worden wären.»
«Im Nordflügel?», fragte Logan.
«Das hat er jedenfalls erzählt.»
«Aber wie kam ein Polarbär hier herunter?»
«Ganz genau.»
Logan schürzte die Lippen. «Sie wissen nicht rein zufällig, ob sich irgendjemand mit diesen Wissenschaftlern unterhalten hat?»
«Keine Ahnung.»
«Wo war das Quartier dieser Leute?»
Gonzalez zuckte die Schultern. «Auf der C-Ebene , schätze ich. Jedenfalls gibt es dort Extrakojen, die nie vom Militär benutzt wurden.»
Logan dachte kurz nach, bevor er weitersprach. «Meinen Hintergrundrecherchen zufolge hatte keine der beiden anderen Frühwarnbasen eine wissenschaftliche Abteilung.»
Anstatt einer Antwort deutete Gonzalez auf das Schild an der Wand neben der Luke.
«Was ist Projekt F-29?», fragte Logan.
«Nie davon gehört. Könnten wir jetzt vielleicht wieder nach oben gehen?»
«Eine letzte Frage, Sergeant. Wie oft kommen Sie hierherunter?»
«So selten wie möglich. Es ist kalt, es ist dunkel und es stinkt.»
«Dann tut es mir leid, dass ich Ihnen die Mühe gemacht habe.»
«Und mir tut es leid, dass Sie für nichts und wieder nichts den ganzen Weg hierherauf gemacht haben.»
«Das wird sich zeigen.» Logan deutete nach vorn. «Nach Ihnen, Sergeant.»
23
Marshall stapfte durch den Gang in Richtung von Contis Unterkunft, Penny Barbour an seiner Seite. Er hatte noch mehr von seinen wissenschaftlichen Kollegen mitnehmen wollen, auch wenn es nur Kosmetik war und eine Solidarität demonstrieren sollte, die in Wirklichkeit nicht existierte – doch das hatte sich als unmöglich erwiesen. Sully blieb verschwunden, und Marshall hatte Faraday und Chen nicht bei ihren Analysen stören wollen. Aus diesem Grund waren nur er selbst und die Computerspezialistin für sein Vorhaben übrig geblieben.
Als sie vor der Tür stehen blieben, hörte Marshall ein leisesStimmengemurmel im Raum dahinter. Er bedachte Penny Barbour mit einem kurzen Seitenblick. «Sind Sie bereit?»
Sie erwiderte seinen Blick. «Sie werden das
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