Nullsummenspiel
ohnehin wie ein chronischer Paranoiker vor«, erwiderte Sarina. »Selbst wenn wir uns auf diese Geschichte besser vorbereitet hätten, würde er sie uns nicht glauben.«
»Du gibst also zu, dass du dir diese Lüge aus den Fingern gesaugt hast.«
Sarina zuckte mit den Achseln. »Es war notwendig, also habe ich es getan.« Sie drehte den Kopf so, dass sie ihn ansehen konnte. »Außerdem können wir es nicht riskieren, diesen Leuten die Wahrheit über uns zu erzählen.«
»Warum nicht? Sie sind Dissidenten. Du hast doch gesehen, wie begierig Nar war, uns zu helfen.«
»Nachdem wir behauptet haben, Zivilisten zu sein«, entgegnete Sarina. »Ich bezweifle, dass sie ebenso hilfsbereit wäre, wenn sie wüsste, dass wir Agenten des Sternenflottengeheimdienstes sind.«
Bashir legte sich neben sie und erwiderte: »Ich denke, das wäre sie.«
»Sei dir da nicht so sicher. Nur weil sie und Min Dissidenten sind, macht sie das noch lange nicht zu Verrätern. Es ist eine Sache, friedlichen Beobachtern Unterschlupf zu bieten, aber eine ganz andere, zwei Spionen zu helfen, deren Mission darin besteht, ein Militärprogramm zu sabotieren. Im Endeffekt ist es besser für sie, nicht zu wissen, warum wir wirklich hier sind. Wenn sie wegen uns in Schwierigkeiten geraten, können sie nichts verraten, was sie nicht wissen.«
Er grinste sie an. »Wie mitfühlend von dir. Aber woher willst du wissen, dass sie uns nicht gerade in diesem Moment belauschen?«
»Weil ich den Raum nach Überwachungsgeräten abgesucht habe, während du damit beschäftigt warst, aus dem Fenster zu sehen.« Sie erwiderte seinen strafenden Blick mit einem entwaffnenden Grinsen. »Berufskrankheit.«
Er drehte sich auf die Seite und sah sie über die Kissen hinweg an. »Endlich allein.«
»Und du hast nur sechs Jahre gebraucht, um mich hierher zu bekommen.« Im nächsten Moment setzte Sarina eine gespielt ernste Miene auf. »Meine Mutter hat mich vor Typen wie dir gewarnt.«
»Hat sie das?«
»Eigentlich war es Lauren«, gab sie zu und erinnerte Bashir damit an ihre sexuell aggressive ehemalige Gefährtin aus dem Jack-Pack. »Sie hat immer gesagt, diese Männer würden am meisten Spaß machen, und hat mich ermutigt, mich ihnen zu nähern, wann immer es geht.«
Er verdrehte die Augen, schnaubte einmal und nickte. »Das klingt ganz nach Lauren.« Dann sah er Sarina in die Augen, die nur wenige Zentimeter von seinen entfernt waren, und sie schwiegen einige Sekunden lang. Einhundert Gedanken rasten wie wild in seinem Kopf umher, aber er sagte nichts und überlegte, ob er den Moment lieber einfach so verstreichen lassen sollte.
»Dir geht doch was durch den Kopf«, erkannte Sarina. »Das sehe ich in deinen Augen.«
»Das ist weder die richtige Zeit noch der richtige Ort, um darüber zu reden.«
»Warum denn nicht? Einer von uns, wenn nicht gar wir beide, könnte es nicht lebend von diesem Felsen runterschaffen, Julian. Wenn du etwas zu sagen hast, dann raus damit. Vielleicht erhalten wir keine zweite Gelegenheit.«
Ein Teil von ihm wollte nicht aussprechen, was er zu sagen hatte, was gesagt werden musste. Dann streckte Sarina die Hand aus und streichelte seine Wange, und er berührte ihr blondes Haar, und dann kamen die Worte, die er so lange in sich eingesperrt hatte, auf einmal wasserfallartig aus seinem Mund.
»Ich habe dich nach deiner Abreise so vermisst. Du hast Raum für dich gebraucht, also habe ich nicht geschrieben und mich nicht bei dir gemeldet. Aber ich wollte es tun, öfter, als ich zählen kann. Du warst die Frau, auf die ich mein ganzes Leben gewartet hatte, die eine, nach der ich gesucht hatte. Und dann standest du auf einmal vor mir. Warst an meiner Seite. In meinen Armen.« Die Erinnerung an ihren Abschied von Deep Space 9 bewirkte, dass ihm Tränen in die Augen stiegen. »Ich habe verstanden, warum du weggehen musstest, warum du mich zurücklassen musstest. Ich habe dich gehen lassen, weil ich geglaubt habe, dass es das Beste für dich ist. Aber als ich dich gehen sah, hatte ich das Gefühl, mir würde das Herz aus der Brust gerissen.«
Eine einsame Träne lief ihm über die Wange. Als Sarina sie mit dem Handrücken wegwischte, sah er, dass sie ebenfalls weinte.
»Ich habe damals nicht verstanden, was ich dir bedeutet habe«, flüsterte sie. »Oder was du mir bedeutet hast. Das konnte ich nicht. Aber wenn ich es getan hätte … Ich glaube, dann hätte ich nicht gehen können.« Ihre Lippen berührten seine, und ihr Atem war warm und
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