Nullsummenspiel
während er darauf wartete, festzustellen, ob er einen unplanmäßigen Einflug oder einen formlosen Absturz hinlegen würde.
Die Spitzen der vier Hangartüren waren jetzt so nah, dass er sie mit den Fingerspitzen hätte berühren können, während er durch die Lücke in der Mitte flog. Sobald er sich im Inneren des pechschwarzen Hangars befand, richtete er den Bolzenwerfer auf eine Felswand zu seiner Rechten. Er visierte eine Stelle direkt unter einem langen Steg an, feuerte und wartete, bis der Draht abgespult war. Eine Sekunde später war es so weit. Er aktivierte die Winde und hielt sich fest, während er mit hoher Geschwindigkeit durch die Mikroschwerkraftumgebung gezogen wurde. Kurz bevor er die Wand erreichte, stoppte er die Winde, zog sich unter den Metallgang zurück und sah sich um, ob er entdeckt worden war.
Die Arbeit am Prototyp ging weiter, und niemand schien Bashirs Seite des Hangars zu beachten. Ihm schossen tausend Möglichkeiten durch den Kopf, wie sein spontaner Plan hätte schiefgehen können, doch dann riss er sich zusammen.
Du bist drin. Hör auf, darüber nachzudenken, was hätte passieren können, und überleg lieber, was du als Nächstes tun willst
.
Er spürte ein leichtes Zittern in der Felswand, als die Hangartüren komplett geschlossen wurden. Dann gingen vier Reihen Arbeitslampen an und beleuchteten den Raumschiffprototyp, der weniger als hundert Meter von Bashir entfernt schwebte. Hüllenbauteams waren an dem experimentellen Schiff zugange, und zwei Armeen von Roboterarmen, eine auf jeder Seite des Schiffes, konstruierten die Slipstream-Gondeln.
Bashir bohrte mit einem winzigen Plasmabohrer ein zwei Millimeter großes Loch in die Metallplatte über ihm und schob einen kleinen Transmitter hinein, der Bilder und Geräusche an seinen Helm übertrug. Auf dem Steg über ihm gingen gerade einige Arbeiter entlang und marschierten zu einer Luke, die offenbar ins Innere der Anlage führte.
Sein nächster Zug war riskant, aber er sah keine andere Möglichkeit.
Als sich die Arbeiter vor der Luke versammelten, kletterte er hinter ihnen auf den Steg. Er hob ein Bündel optischer Kabel auf, nahm eine erschöpfte, gelangweilte Haltung ein und stellte sich hinter die Gruppe. Wie erhofft ignorierten sie ihn. Der Vorderste öffnete die Luke mit einem Sicherheitscode, den sich Bashir merkte. Dann gingen sie hinein, mit Bashir auf den Fersen, der der Erfüllung seiner Mission einen Schritt näher war.
Sarina hing schlaff auf dem Verhörstuhl, und blutiger Speichel rann aus ihrem Mund. Es fiel ihr nicht schwer, so zu tun, als hätte sie das Bewusstsein verloren. Der schwierigste Teil war, nicht
wirklich
bewusstlos zu werden. Jeder Körperteil, den sie noch spüren konnte, schien zu pochen und von den Elektroschocks des Neuralknüppels verbrannt worden zu sein. Der dunkle Trost des Vergessens war überaus verlockend. Sie merkte, wie sie langsam in seine betäubenden Arme sank.
Nein
, rief sie sich zur Räson.
Konzentrier dich. Bleib wach
.
In einigen Metern Entfernung hörte sie den Inquisitor leise mit jemandem sprechen, der während der gesamten Foltersitzung aus dem Schatten alles beobachtet hatte.
»Für eine erste Sitzung ist das sehr produktiv gewesen«
, sagte der Inquisitor.
»Doch ich habe noch immer Zweifel an ihrer Geschichte. Sie klingt für mich, als würde sie zu gleichen Teilen aus Lügen und Wahrheit bestehen, aber eins vom anderen zu trennen, wird nicht einfach.«
Eine Stimme, die Sarina noch nie zuvor gehört hatte, sagte:
»Wir könnten eine psychoaktive Droge verwenden, um ihr die Wahrheit zu entlocken.«
»Nein«
, widersprach der Inquisitor.
»Uns fehlen verlässliche Informationen über die Neurochemie des menschlichen Körpers. Ein Fehler mit einem Narkosynthetikum, und wir könnten sie umbringen. Sie ist viel zu wertvoll, um das zu riskieren.«
»Wie sollen wir dann weiter vorgehen?«
»Holen Sie sie von dem Stuhl und lassen Sie sie ausruhen. Wenn sie wieder wach wird, können wir unsere Standardverhörprotokolle erneut aufnehmen.«
Schritte. Sarina erkannte sie als die des Inquisitors. Eine Tür wurde mit gedämpftem Zischen geöffnet.
Der Untergebene fragte:
»Wo werden Sie sein, wenn sie erwacht, Sir?«
Als der Inquisitor antwortete, hallten seine Worte leicht, da er in einem größeren Raum zu stehen schien.
»In meinem Büro«
, sagte er.
»Rufen Sie mich auf Kanal dreiundzwanzig.«
»Verstanden, Sir.«
Weitere Schritte, und die Tür schloss sich mit leisem
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