Nullsummenspiel
brennender Stoß entlockte ihr einen gellenden Schrei, und sie erschlaffte, als die furchtbare Stimulation aufhörte. Bis vor Kurzem hatte sie alles über die berüchtigten Neuralknüppel der Breen gehört und nur nicht gewusst, wie es sich anfühlte, davon getroffen zu werden. Es war schlimmer, als sie es sich je hätte vorstellen können. Das Leid, das er verursachte, war so verheerend, dass es sie völlig auslaugte. Ihre Existenz war auf einen binären Zustand reduziert worden: schreckliche Folter oder schmerzhafte Leere. Dazwischen gab es nichts.
Sie sackte auf ihrem Stuhl zusammen und stellte sich vor, wie sie für den Inquisitor aussehen musste. Schwach. Hilflos. Gebrochen.
Perfekt
, freute sie sich hinter ihrer erschlafften Miene.
Der Breen-Inquisitor beugte sich über sie und fragte mit seiner Maschinensprache-Vokoder-Stimme:
»Sind Sie jetzt bereit, meine Fragen zu beantworten?«
»Ich werde alles sagen«, versprach sie und musste sich anstrengen, um mehr als ein Flüstern herauszubringen.
»Erzählen Sie mir von Ihrem Partner. Dem Mann, der
Bashir
genannt wird.«
Sie zitterte, und das war kein Täuschungsmanöver, sondern echt. Sie wandte den Blick von der Maske des Inquisitors ab. »Was wollen Sie wissen?«
»Fangen wir damit an, wo er sich befindet.«
Der Inquisitor packte Sarinas Kinn und zwang sie, ihn anzusehen.
»Haben Sie sich in der Recyclinganlage von Bashir getrennt?«
»Er ist nie dort gewesen«, erklärte Sarina und nutzte die Lügen, um den Inquisitor dazu zu bringen, mehr von dem auszuplaudern, was die Breen bereits wussten. »Als wir Rasiuk verlassen haben, bin ich nach Utyrak gereist und er nach Tanhevit. Wir wollten uns in zwei Tagen wieder in Pohodok treffen.«
Brennender Schmerz schoss ihr Rückgrat entlang, als der Inquisitor den Knüppel gegen Sarinas Nacken presste. Als der Schmerz aufhörte und das Echo ihrer Schreie verhallte, beugte sich der Inquisitor über sie.
»Ich glaube Ihnen nicht.«
»Dann haben wir beide einen langen Tag vor uns, weil es die Wahrheit ist.«
»Warum sind Sie in Rasiuk gewesen?«
Sie zögerte gerade lange genug, um kurz Luft zu holen. »Wir sind hergekommen, um Kontakt mit den Dissidentenzellen im Labyrinth aufzunehmen. Nar war unsere erste Anlaufstelle.«
»Die Dissidenten haben nur wenig Einfluss und kaum Ressourcen«
, sagte der Inquisitor. »
Warum sollte die Sternenflotte es riskieren, zwei Agenten herzuschicken, um sie zu kontaktieren?«
»Weil sie unser Ticket in Ihre Gesellschaft sind«, erwiderte Sarina. »Der Plan ist es, zuerst Ihre äußeren Kolonien zu infiltrieren, indem wir als kulturelle Beobachter getarnte Agenten hinschicken, die Beziehungen zu den Dissidenten aufbauen. Sobald wir ihr Vertrauen gewonnen haben, werden sie uns helfen, Agenten auf die Kernwelten der Konföderation zu schleusen.« Sie zwang sich dazu, die aufgerissenen, blutigen Lippen zu einem Lächeln zu verziehen. »Und ich muss sagen, dass es uns die Sache ungemein erleichtert, dass Ihre gesamte Gesellschaft mit Masken herumläuft.«
»Das mag für einen Außenweltler so aussehen«
, meinte der Inquisitor.
»Wenn Ihre Leute jedoch tiefer in unsere Gesellschaft vorgedrungen wären, dann hätten sie festgestellt, dass die Realität weitaus komplexer ist und es einem schwerfällt, sich unentdeckt darin zu bewegen.«
Sarinas Lächeln wurde breiter. »
Wenn …?
«
Ihr Spott schien bei dem Breen nicht zu wirken. Er ging mit langsamen Schritten um sie herum. »
Wo ist Bashir jetzt?«
»Ich habe es Ihnen doch gesagt. Er ist in Tanhevit und nimmt dort Kontakt zu den Dissidentenzellen auf.«
Der Inquisitor stand jetzt hinter ihr.
»Wie will er sie finden?«
»Nar hat uns Kontaktinformationen gegeben.«
»Unwahrscheinlich. Ich habe sie ausgiebig befragt. Sie hat keine anderen Zellen erwähnt.«
Sarina schnaubte höhnisch. »Vielleicht waren wir überzeugender als Sie.«
»Das bezweifle ich doch sehr.«
Er stellte sich erneut vor sie und fuhr fort.
»Wenn Ihre Mission darin besteht, mit Dissidentenzellen Kontakt aufzunehmen, warum sind Sie dann nach Utyrak gekommen? Das ist eine reine Industriestadt, in der keiner lange wohnen bleibt. Sie erwarten doch wohl nicht, dass ich Ihnen glaube, hier würde es eine blühende Dissidentenkultur geben?«
Sie maskierte ihre Lügen mit einem Körnchen Wahrheit. »Natürlich nicht. Ich war hier, um die Recyclinganlage zu sabotieren, als Racheakt für die Razzia im Labyrinth.«
»Warum die Recyclinganlage? Warum nicht eine der
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