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Nullzeit

Nullzeit

Titel: Nullzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Jahren bemerkt, das offensichtlich allein reiste; als sie sich die Handschuhe ausgezogen hatte, um sich eine Zigarette anzuzünden, war ihm auch aufgefallen, daß sie weder einen Ehe- noch einen Verlobungsring trug.
     Er gab ihr Feuer und setzte sich mit einem besorgten Gesichtsausdruck neben sie. »Ich hoffe, daß die Maschine nicht zu spät startet. Meine Schwester hat heute Geburtstag, und sie erwartet, daß ich mit einem Geschenk ankomme …« Er plauderte weiter. Er hatte sich instinktiv für die richtige Masche entschieden. Die meisten Frauen ließen sich von Vanek gern in ein Gespräch verwickeln, wenn er sich nicht zu auffällig an sie heranmachte; die Erwähnung einer Schwester wirkte beruhigend und ließ deutlich erkennen, daß er ein Mann war, der Frauen mit Achtung behandelte. Sie passierten die Sicherheitskontrolle gemeinsam. Vanek hielt ihren kleinen Handkoffer und scherzte mit ihr. Jedermann glaubte, sie seien ein Paar.
     In der Maschine saß er neben ihr. Er fand heraus, daß sie Michelle Robert hieß und Assistentin des Direktors einer Reifenfirma mit Hauptsitz in La Défense war. Schon bevor sie die Hälfte des Fluges nach Paris zurückgelegt hatten, hatte er ihre Telefonnummer. Und irgendwo über der Champagne überholte ihre Fokker 27 den TEE Stanislas, der Madame Devaud in die Hauptstadt brachte.
     Der Trans-Europ-Express sollte um 21 Uhr am Gare de l’Est ankommen. Vanek, der den Bahnhof vom Straßburger Flughafen aus angerufen hatte, um die Ankunftszeit des Zuges zu erfragen, erwischte den Air-Inter-Flug um 18.30 Uhr. Um 19.30 Uhr landete die Maschine in Orly. Michelle Robert wurde glücklicherweise von einem Freund abgeholt, so daß er sie ohne jede Mühe loswurde. Vanek mißtraute dem Pariser Straßenverkehr und nahm die Schnellbahn von Orly in die Stadt; danach stieg er in die Metro um. Er rechnete sich aus, daß er mit ein wenig Glück den Gare de l’Est vor dem Einlaufen des Zuges erreichen würde.
     Der Expreß aus Straßburg lief um 21.06 Uhr im Gare de l’Est ein. Normalerweise sind die Bahnsteigsperren nicht besetzt - die Fahrkarten werden in den Zügen kontrolliert -, und die Reisenden steigen einfach aus und gehen in die Halle, aber am Abend des 22. Dezember waren die Bahnsteigsperren geschlossen. Niemand durfte den Bahnsteig betreten.
     »Das ist unerhört«, tobte ein Reisender im TEE. 
    »Meine Frau erwartet mich …«
    »Es hat Terroristenalarm gegeben. Sie müssen leider warten«, beschied ihn der Inspektor. Und wenn du es so eilig hast, fügte er in Gedanken zynisch hinzu, ist es nicht deine Frau, sondern deine Freundin, die auf dich wartet.
    Der Polizeidirektor, den Grelle persönlich zum Bahnhof beordert hatte, hatte zahlreichen bewaffneten Beamten in Zivil den Befehl gegeben, sich unter die Menge auf der anderen Seite der Sperre zu mischen. Ein Mann, der mit Gewehr und Zielfernrohr ausgerüstet war, hielt sich an einem Fenster bereit, von dem aus man den Bahnsteig übersehen konnte. Und einige der Kriminalbeamten, die in der Bahnhofshalle herumgingen, hatten sogar Koffer bei sich, die sie mit Akten aus den Büros beschwert hatten, um wie echte Reisende zu wirken. Die Tür des plombierten Waggons wurde geöffnet, und eine Reihe von Beamten in Zivil bildeten einen Halbkreis auf dem Bahnsteig.
    Gendarmen in Uniform waren nicht zu sehen. 
    »Nicht zu auffällig«, hatte Grelle gewarnt. »Es sollte möglichst normal aussehen.«
    Boisseau stand auf dem Bahnsteig. Madame Devaud stieg aus, und die Beamten in Zivil nahmen sie in die Mitte.
    Boisseau verließ die Gruppe und ging in die Bahnhofshalle.
    Dort stellte er sich scheinbar lässig hin, zündete sich eine Zigarette an und öffnete den Mantel, um notfalls in
    Sekundenschnelle an seinen Revolver heranzukommen. Dies war der Augenblick, den er am meisten fürchtete - sie vom Zug zum draußen wartenden Wagen zu bringen. Die Gruppe bewegte sich durch die Bahnhofshalle.
    Die Männer paßten sich Madame Devauds Tempo an. Die Prozession strebte dem Ausgang zu; dann nahm die Gruppe Kurs auf den Vorplatz, wo bereits ein Wagen mit geöffnetem... Schlag wartete. Jetzt blieben schon verschiedene Reisende stehen. Sie hatten etwas gemerkt. Es war unmöglich, ein derartiges Unternehmen völlig unbemerkt ablaufen zu lassen. Boisseau hörte, wie eine Autotür zugeschlagen wurde, und seufzte erleichtert auf. Er verließ den Bahnhof rasch und setzte sich in einen anderen Polizeiwagen. Er knallte die Tür zu. 
    »Ich wünsche, daß

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