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Nullzeit

Nullzeit

Titel: Nullzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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aufrauchte. Er erzählte dem Engländer von seinem kürzlichen Zusammentreffen mit Peter Lanz und Oberst Lasalle, von der ungeheuren Sorge in Washington, irgendein großer Coup der Kommunisten könne unmittelbar bevorstehen, daß René Lasalle möglicherweise - aber nur möglicherweise - in der Lage sein könne, den Schlüssel zur Identifizierung des unbekannten sowjetischen Agenten in Paris zu liefern. 
    »Er ist überzeugt, daß der Schlag erfolgen wird, wenn Florian nach Moskau abfliegt«, sagte Nash und nippte an seinem Champagner. »Uns bleibt also gar keine Zeit mehr, diese drei Leute in Frankreich auszuhorchen, von denen Lasalle glaubt, sie könnten die Antwort geben …«
     »Ich habe bisher die vielleicht kuriose Vorstellung gehabt, daß Washington Präsident Guy Florian auf den Tod nicht ausstehen kann«, bemerkte Lennox.
     Nashs Lippen preßten sich zusammen. »Mag durchaus sein. Die verdammte Wahrheit ist aber, daß wir diese Kröte schlucken müssen - so wie wir de Gaulle schlucken mußten. In der Politik kommt es vor, daß man sich seine Bettgenossen nicht aussuchen kann, aber schlafen muß man trotzdem mit ihnen. Präsident Florian von Frankreich und Bundeskanzler Hauser von Deutschland sind alles, was zwischen der Sowjetunion und der Kanalküste steht - jetzt, wo der Kongreß sich entschlossen hat, Europa den Rücken zu kehren - es ist übrigens auch Ihre Kanalküste«, fügte er hinzu.
    »Und wo kommt da der Leopard ins Bild? Nichts von dem, was Sie sagen, hat Hand und Fuß«, bemerkte Lennox grob. 
    »Der Leopard ist tot - er wurde 1944 in Lyon erschossen. Ich glaube, Lasalle will nur ein bißchen Dreck aufrühren, weil er hofft, daß er an seinem alten Feind Guy Florian kleben bleibt. Ihr französischer Oberst ist ein Fanatiker.«
    »Auch Fanatiker erfahren manchmal etwas«, beharrte Nash. 
    »Wir kaufen ihm diese Geschichte vom Leoparden nicht voll und ganz ab, aber wir glauben doch, daß er damals vor sechs Monaten, kurz bevor Florian ihn aus Frankreich hinauswarf, über irgend etwas gestolpert ist. Er hat von irgendeiner geheimen Verbindung mit den Sowjets auf hoher Ebene erfahren - und vergessen Sie nicht, daß Lasalle der beste Abwehrmann war, den die Franzosen je in der Armee hatten…«
    »Aber diese Liste sogenannter Augenzeugen wollte er Ihnen nicht geben - falls es sie überhaupt gibt …«
    »Ich bin sicher, daß es sie gibt«, fauchte Nash. 
    »Er ist sehr auf Sicherheit bedacht und wird die Liste also nur dem Mann aushändigen, der nach Frankreich geht, um die Leute zu befragen …«
    »Warum kommen Sie dann zu mir?«
    Nash schluckte den Rest seines Champagners hinunter und ließ sich mit der Antwort Zeit. »Weil Sie der richtige Mann sind«, sagte er ruhig. 
    »Es kann nämlich durchaus sein, daß diese Zeugen sich nur einem Franzosen offenbaren werden. Lanz hat zugesagt, Papiere für einen Decknamen zu liefern. Um dem französischen Sicherheitsapparat zu entgehen, muß der Mann sich wie ein Fisch im Wasser bewegen können. Sie könnten das, Alan. Sie sind in Paris geboren und aufgewachsen. Als Sie in den Staaten waren, haben wir Ihnen vertraut und Sie zum Geheimnisträger gemacht. Und, weiß Gott, in Untergrundarbeit sind Sie erfahren. Das hat die Blutnacht im Libanon bewiesen. Sie sind für den Job wie geschaffen«, fuhr der Amerikaner fort. 
    »Wir brauchen Sie. Sie brauchen uns …«
    »Und weshalb brauche ich Sie, wenn ich fragen darf?« fragte Lennox ruhig.
    »Weil Sie die Zustimmung der amerikanischen Regierung brauchen, um den Zuschlag für einen größeren Sicherheitskontrakt zu bekommen, um den Sie sich bei einem amerikanischen Unternehmen beworben haben, einem Unternehmen übrigens, das auch bestimmte Projekte für das Verteidigungsministerium abwickelt. Im Vertrauen: Ihr Angebot war das niedrigste und ist annehmbar - vorausgesetzt, Washington setzt seinen Stempel darunter …«
    In diesem Augenblick kam die Explosion. Lennox begann, ohne Punkt und Komma zu reden, erlaubte Nash keine Unterbrechung, während er ihm sagte, was er von der Politik und von Politikern hielt. »Ihre eigenen Leute machen genau das gleiche …«, warf Nash ein und verstummte dann unter dem Wortschwall, der aus Lennox herausbrach. 
    »Sie üben Druck auf mich aus«, sagte Lennox aufgebracht. »Sie setzen mir die Pistole auf die Brust, und Sie wissen genau, wie ich darauf reagiere …« 
    Das Wortgefecht ging bis kurz vor drei Uhr morgens weiter. Die Luft wurde vom Zigarettenrauch zum

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