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Nullzeit

Nullzeit

Titel: Nullzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Schneiden dick, sie tranken Scotch, und jetzt ging der inzwischen ohne Krawatte und in Hemdsärmeln dasitzende Nash zum Gegenangriff über. Dann, ohne Vorwarnung, änderte der Engländer seine Meinung.
    »Also gut«, sagte er beim Auffüllen der Gläser, »ich werde fahren und diesen Lasalle treffen und mit ihm sprechen - aber nur unter der Voraussetzung, daß ich mich erst nach diesem Gespräch entscheide, ob es sich lohnt, nach Frankreich zu gehen …«
    »Das ist großartig …«
    »Einen Moment, da sind noch ein paar Bedingungen. Wenn ich den Auftrag übernehme, müssen Sie persönlich dafür einstehen, daß mein Vertrag mit Amerika genehmigt wird. Sie müssen auch dafür garantieren, daß nur MacLeish von meiner Zusage erfährt - diese Sache muß unter allen Umständen völlig geheim bleiben. Schließlich werden Sie mir ein Honorar von zwanzigtausend Dollar zahlen …«
    »Um Himmels willen«, protestierte Nash, »Sie kriegen doch den Vertrag …«
    »Was das mindeste ist, was mir zusteht, da mein Angebot das niedrigste ist. Die zwanzigtausend Dollar sind eine Gefahrenzulage. Glauben Sie etwa, es wäre ein Picknick, heute mit falschen Papieren nach Frankreich zu gehen?« wollte Lennox wissen. »Himmel noch mal, bevor Sie kamen, hörte ich mir gerade die Nachrichten an - seit dem versuchten Anschlag auf Florian geht es bei der französischen Abwehr zu wie in einem Bienenhaus. Ich riskiere, Grelles Leuten über den Weg zu laufen, der Bande von der Abwehr, vielleicht sogar den Schlägern der CRS. MacLeish bekommt für zwanzigtausend einen sehr preiswerten nichtamerikanischen Laufburschen.«
    »Wer hat etwas von einem Nicht-Amerikaner gesagt?« fragte Nash sanft.
    »Sie haben das getan, als Sie von Washington aus anriefen und dann höchstpersönlich herübergeflogen sind…«
    Kurz nach drei Uhr morgens wurden sie handelseinig. Nash goß einen letzten Schluck von dem guten Scotch hinunter, besprach noch bestimmte Einzelheiten mit Lennox und ging dann durch den Regen zum Ritz zurück. Er war durchaus zufrieden und dachte mit grimmigem Vergnügen an Lennox’ Unnachgiebigkeit wegen des Honorars. Sollte MacLeish ruhig die zwanzigtausend aushusten und woanders an seinem Budget sparen.
    In seiner Wohnung wusch Lennox erst die Gläser ab und machte sich dann ans Packen. Er war wie Nash eine Nachteule, und wie Nash war auch er zufrieden. Der Vorschlag hatte ihn vom ersten Augenblick an interessiert, denn er sagte ihm zu. Diese Aufgabe gab ihm etwas Neues, wo er seine Nase hineinstecken konnte; sie sicherte ihm den Vertrag mit Amerika, und außerdem hatte er noch mit seiner Härte ein Geschäft durchgesetzt. Das Herauskitzeln der zwanzigtausend aus MacLeish war ein Bonus, der seinem Hauptgrundsatz entsprach: Tu nie etwas umsonst.
     Paris, Montagmorgen, 13. Dezember. Grelle und Boisseau waren der Lösung des Rätsels um die seltsam zufällige Ankunft Gaston Martins wenige Stunden nach dem versuchten Attentat auf Florian noch kein Stück nähergekommen. Detektive hatten das Hotel Cécile besucht, in dem Martin nach der Ankunft mit der Bahn aus Le Havre seine Reisetasche gelassen hatte. Seine wenigen ärmlichen Habseligkeiten waren in die Präfektur gebracht worden. Eine kleine Reisetasche mit Kleidung - das war alles. »Und das ist alles, was er nach einem sechzigjährigen Leben aufzuweisen hatte«, bemerkte der Präfekt. 
    »Es ist schon traurig, wie manche Menschen leben - und sterben …«
     »Diese Zeitung, die wir in seinem Zimmer gefunden haben, ist interessant«, erwiderte Boisseau. »Sie erklärt das Rätsel, weshalb er an der Stelle stand, an der Lucie Devaud starb …«
     Die Ausgabe von Le Monde vom 9. Dezember hatte eine jener ›Tatortskizzen‹ enthalten, mit denen Zeitungsredakteure ihre Berichte so gern schmücken; diese zeigte eine Sektion des achten Arrondissements. Ein Kreuz markierte die Stelle, an der Lucie Devaud erschossen worden war. Martins Zeitungsexemplar, das er sich in Le Havre nach dem Verlassen des Frachters gekauft hatte, war so zusammengefaltet, daß die Skizze deutlich zu sehen war, als hätte er sich mit ihrer Hilfe orientiert. »Sie haben in der Skizze sogar angegeben, wo das Pelzgeschäft liegt«, erklärte Boisseau. »Es war also leicht für ihn, die Stelle zu finden …«
     »Das sagt uns noch lange nichts darüber, ob er mit dieser Devaud in irgendeiner Verbindung gestanden hat«, versetzte Grelle. 
    »Wir haben ihre Spur zu einer teuren Wohnung am Place des Vosges verfolgt, aber

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