Nummer 28 greift ein Wir Kinder aus der Brunnenstraße
darf ich gar nicht darüber reden. Vergiss es einfach, ja?!«, bat sie Fiede. »Versprich mir, dass du mit niemandem
. . .«
»Ja, ja, geht schon klar«, unterbrach Fiede sie. Ungeduldig packte er sie am Arm. »Guck doch mal! Was war das da eben für
ein Geräusch?«
Nadeshda schaute zu Melenes Haus. »Ach, nur eine alte Frau mit Dackel, die aus der Tür kommt.« Offensichtlich wollte die Frau
mit ihrem Hund eine Runde Gassi gehen. Sie verschwand an der nächsten Häuserecke. Dann passierte wieder eine halbe Ewigkeit
gar nichts, dann kehrte die Frau zurück und verschwand samt Dackel wieder im Haus.
Nadeshda gähnte. Wenn das Detektivarbeit sein sollte, dann wollte sie später doch lieber etwas anderes werden. Langsam begann
sie zu frieren. Sie nieste erneut.
»Gesundheit!«, wünschte Fiede, der ebenfalls in seinem durchnässten T-Shirt zu frösteln begann.
Nadeshda stieß ihn an. »Komm, Fiede, lass uns hier abhauen. Melene ist nicht da. Und wir stehen hier nur blöd rum.«
»Lass uns wenigstens einmal kurz klingeln, ja?«, schlug Fiede vor.
Nadeshda verstand zwar nicht, was klingeln mit heimlicher Beschattung zu tun haben sollte. Aber wenn sie diese alberne Aktion
dann endlich abbrechen konnten, war ihr alles recht. Sie rechnete sowieso nicht damit, dass jemand öffnen würde.
Doch sie hatten kaum den Klingelknopf gedrückt, da ertönte auch schon der Türsummer. Nadeshda verdrehte genervt die Augen.
»Und was jetzt?«
»Jetzt gehen wir hoch und reden mit ihr. Ist doch klar!«, grinste Fiede.
Oben im ersten Stock stand die Wohnungstür weit offen. Niemand war zu sehen. Eine weibliche Stimme rief aus einem der Zimmer:
»Na, ihr seid doch bestimmt pitschepatschenass, was?! Zieht schnell eure nassen Sachen aus!«
Nadeshda und Fiede stießen sich an und kicherten. Die Mutter von Melene und Horsti kam mit einem Berg Wäsche auf dem Arm um
die Ecke gefegt. Verdutzt blieb sie stehen, als sie Fiede und Nadeshda vor ihrer Wohnungstür auf der Fußmatte stehen sah.
»Ach, ihr seid es! Und ich dachte, es wären meine beiden. Habt ihr sie irgendwo gesehen? Melene und Horstiwollten nur mal schnell zum Spielplatz. Aber bei dem Regen müssten sie schon lange zurück sein. Wollt ihr auf sie warten?«
Nadeshda schüttelte den Kopf. »Nein«, wollte sie sagen. Aber da sie wieder niesen musste, kam Fiede ihr zuvor. »Ja, gern!«,
sagte er und wischte sich den Regen aus dem Gesicht.
Sie wurden ins Wohnzimmer verfrachtet. Melenes Mutter brachte ihnen Handtücher, damit sie sich ihre nassen Haare trocken rubbeln
konnten. Kurz darauf kam sie mit zwei dampfenden Bechern. Während sie weiter in der Wohnung herumwirbelte, saßen Nadeshda
und Fiede in Wolldecken gewickelt, versunken zwischen Bergen von bunt bestickten Kissen, auf dem Sofa und tranken heiße Milch
mit Honig. Eine kleine graue Katze gesellte sich zu ihnen. Sie rollte sich zwischen ihnen zusammen und schnurrte laut vor
sich hin. Wenn sie nicht ständig nach der Klingel gelauscht hätten, ob Melene nicht endlich kam, hätte es richtig gemütlich
sein können.
»Beschreib mal: Wie sieht es hier aus?«, flüsterte Fiede.
Nadeshda schaute sich im Raum um. »Irgendwie nett«, flüsterte sie zurück. Damit konnte Fiede natürlich nichts anfangen.
»Was sieht irgendwie nett aus?«, wollte er wissen.
Nadeshda versuchte, ihm das Wohnzimmer genauerzu beschreiben. »Weiß auch nicht. Alles irgendwie nicht so langweilig. Kein Möbelstück passt zum anderen.« Sie zählte. »Mindestens
fünf verschiedene Stühle. Und alle Möbel sind bunt angemalt. Von der Decke hängen seltsame Teile, irgendwelche Fantasieflugobjekte.
Die Lampen sehen aus wie selbst gebastelt. Und die Wände sind voll mit massenhaft Fotos und selbst gemalten Bildern. Ein Bücherregal
bis an die Decke, bricht wahrscheinlich bald zusammen, so viele Bücher sind darauf gestapelt. Und am Fenster neben einer kleinen
Palme steht ein Geburtstagstisch.«
In dem Moment kam Melenes Mutter mit einer Schale voll Kekse ins Wohnzimmer.
»Hat jemand Geburtstag?«, fragte Nadeshda sie und deutete in die Ecke, in der der mit Kerzen, Blumen und bunten Papieren geschmückte
Tisch stand.
Melenes Mutter schaute lächelnd auf den Tisch. »Ja, ich, vorgestern. Das ist noch mein Geburtstagstisch. Den haben Melene
und Horsti mir gemacht. Und schaut mal, was Horsti mir geschenkt hat!« Die Mutter hielt ein kleines Fläschchen hoch. Sie schien
nicht zu bedenken, dass Fiede ja nichts
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