Nummer 28 greift ein Wir Kinder aus der Brunnenstraße
gebracht und dafür von ihr Geld bekommen.«
»Sie versuchen also auf jede nur mögliche Art, zu Geld zu kommen«, murmelte Fiede halblaut vor sich hin. »Gestern haben sie
Pfandflaschen gesammelt, heute tragen sie alten Leuten ihre Einkäufe nach Hause . . .«
»Jetzt spricht sie schon wieder eine alte Frau an, die gerade schwer bepackt den Drogeriemarkt verlässt«, berichtete Nadeshda.
Auch diese Frau drückte Melene einen Teil ihrer Einkaufstüten in die Hand. Doch diesmal ließ Melene ihren kleinen Bruder nicht
vor dem Geschäft zurück. Sie gab Horsti ebenfalls eine der Tüten zum Tragen. Horsti zottelte drei Meter hinter seiner Schwester
und der alten Frau her. Dabei schaute er sich immer wieder nach Nadeshda, Fiede, Gogo und Poli-Kala um.
Der Kleine tat Nadeshda richtig leid. Irgendwas ander ganzen Sache war faul. Hätte Horsti sich sonst vorhin so verschreckt verhalten? Vielleicht hatte Fiede doch recht und
Melene und Horsti brauchten tatsächlich Hilfe! Aber wie konnten sie helfen, wenn Melene sich so abweisend verhielt?
Da hatte Nadeshda plötzlich eine Idee: In Windeseile riss sie einen Zettel aus ihrem Block, den sie immer in ihrer Hosentasche
bei sich trug. Sie schrieb etwas darauf und rannte hinter Horsti her. Als sie ihn eingeholt hatte, raunte sie ihm zu: »Hier!
Meine Telefonnummer. Kannst du das lesen?«
Horsti warf einen Blick auf das Papier. Er nickte.
»Du kannst mich jederzeit anrufen!« Ohne dass Melene es bemerkte, steckte sie ihm den Zettel zu.
Horsti schaute Nadeshda mit großen Augen an. Dann folgte er seiner großen Schwester und der alten Frau, die bereits um die
nächste Straßenecke gebogen waren.
Unter der Brücke
Als Nadeshda zu Fiede, Gogo und Poli-Kala zurückgerannt kam, rief sie schon von Weitem: »Was ist? Schnell, auf die Räder!
Oder wollen wir sie etwa nicht weiter beschatten?«
Gogo schüttelte den Kopf. »Nein, wozu? Die schleppen doch nur die Sachen zu der Frau nach Hause. Unter Garantie stehen sie
in einer Viertelstunde wieder hier. Und außerdem müssen Poli-Kala und ich sowieso gleich los«, erinnerte er Nadeshda.
»Hey!«, ertönte in diesem Moment hinter ihnen eine Stimme.
»Elmo!«, rief Nadeshda erfreut, als sie Elmo in seinem Jogginganzug hinter sich stehen sah. Irgendwie hatte sie sich insgeheim
gewünscht, ihn zu treffen. Und nun stand er tatsächlich da!
»Hey, Mann, dacht ich’s mir doch, dass ihr hierirgendwo in der Nähe seid. Ich hab nämlich dahinten euer Tandem stehen sehen. Ich hab euch beobachtet.«
Nadeshda überlegte blitzschnell: Wie lange beobachtete Elmo sie schon? Hatte er gesehen, wie sie hinter Horsti hergelaufen
war? Hatte er etwa gehört, was sie gerade miteinander besprochen hatten?
Elmo strahlte sie an. »Ihr seht aus, als ob ihr jemanden sucht. Mich vielleicht? Wolltet ihr mich besuchen?«
»Ja!«, hätte Nadeshda fast gesagt, konnte sich aber gerade noch beherrschen.
»Nö«, erklärte Fiede. »Wir haben nur mal wieder eine kleine Radtour gemacht.«
»Stimmt ja gar nicht«, fiel Poli-Kala ihm ins Wort. Und bevor jemand sie davon abhalten konnte, trötete sie: »Wir sind Detektive
und gerade mit einem Fall beschäftigt. Du darfst uns nicht stören! Oder willst du mitmachen?«
Fiede stöhnte auf. Gogo verdrehte die Augen. Nadeshda hingegen fand es irgendwie eigentlich nicht so schlimm, dass Elmo auf
diese Weise von ihrer Detektivtätigkeit erfuhr.
Elmo starrte Poli-Kala nur einen Moment mit offenem Mund an. Dann grinste er schief und musterte die vier. »Detektive? Wie
im Fernsehen? Ich lach mich schimmelig!«
Er nimmt uns nicht ernst, dachte Nadeshda wütend.
»Und was für einen megaspannenden Fall habt ihr so?«, fragte Elmo lässig.
Gogo steckte seiner Schwester schnell einen Notfall-Lolli in den Mund, damit sie nicht noch mehr ausplaudern konnte. »Was
wir für einen Fall haben . . .?«, wiederholte er Elmos Frage langsam, während Elmo ihn erwartungsvoll anschaute. »Ach, Poli
hat nur Quatsch gemacht!« Poli-Kala wollte gerade empört antworten, als Gogo sie wütend anblitzte.
»Sag mal, Elmo«, begann Fiede schnell. »Sag mal, warum schleppt dein Bruder eigentlich so ein dickes, schweres Buch in seiner
Tasche mit sich herum, obwohl er überhaupt nie darin liest?«
Was sollte das denn jetzt?, dachte Nadeshda sauer.
Elmo musterte Fiede überrascht. Offenbar hatte ihn die Frage überrumpelt. »Ach, ist
das
der Fall, mit dem ihr beschäftigt seid?«, antwortete er nach kurzem
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