Nummer 28 greift ein Wir Kinder aus der Brunnenstraße
angeblichem Geburtstag mitbekommen.
Elmo zog betont lässig einen ganzen Packen gelber Zettel aus seiner Hosentasche und verteilte sie unter ihnen. »Hey, macht
doch nichts. Wozu brauchen wir meinen Bruder? Wir haben ja die Gutscheine! Los, die verprassen wir jetzt!« Er strahlte sie
an und zog Fiede und Gogo, der wiederum Poli-Kala an der Hand hielt, mit sich.
Aber irgendwie fand Nadeshda, dass Elmos betont gute Laune irgendwie nicht echt wirkte. Was war mit ihm los? Sah Verliebtheit
etwa so aus? Bisher hatteElmo sie kaum einmal länger als eine Sekunde angeschaut. Ernüchtert folgte Nadeshda den anderen, die bereits über den Jahrmarkt
schlenderten.
Überall duftete es nach frischen Schmalzkuchen und Bratwürstchen. Sie konnten sich gar nicht entscheiden, was sie als Erstes
machen sollten.
Nur für Fiede war sonnenklar, wohin er wollte: in die Geisterbahn. »Ich mache jedes Mal, wenn ich auf dem Jahrmarkt bin, den
Geisterbahntest für Blinde«, erklärte er und fügte gelangweilt gähnend hinzu: »Na ja, meistens finde ich es ehrlich gesagt
nicht besonders gruselig.«
Die anderen beschlossen, mit Fiede zusammen den Geisterbahntest zu machen. Alle nahmen sich vor, diesmal in der Geisterbahn
die Augen fest geschlossen zu halten. Nadeshda war sich jedoch nicht sicher, ob sie das die ganze Zeit über durchhalten würde.
Zu fünft quetschten sie sich kichernd in einen der Wagen und warteten gespannt darauf, dass es endlich losging.
Zur Probe schlossen alle, außer Fiede, schon einmal die Augen und lauschten den Geräuschen, die aus dem Inneren der Geisterbahn
zu ihnen herausdrangen. Doch der Test wurde ein einziger Reinfall und das lag weder an Fiede noch an der Geisterbahn.
Eine krächzige Stimme ließ sie zusammenzucken. »Hey, hier nicht einschlafen!«, rief der Kartenabreißer.
Gogo reichte ihm fünf von Elmos Gutscheinen. DerKartenabreißer warf einen kurzen Blick darauf. Doch dann stutzte er, leuchtete mit seiner Taschenlampe darauf und hielt sich
die Gutscheine dicht vor die Augen. Dann fuhr er Gogo, Fiede, Poli-Kala, Elmo und Nadeshda an: »Los, raus hier! Aber fix!
Ihr haltet euch wohl für superschlau, was?!«
»Nein, wieso?«, fragte Fiede.
»Sag mal, bist du taub?«, herrschte der Mann Fiede an.
Fiede rückte seine Sonnenbrille zurecht und schüttelte den Kopf. »Nein, taub bin ich nicht. Nur blind.«
Die anderen grinsten.
»Was? Wollt ihr hier etwa auch noch frech werden?!«, rief der Mann aufgebracht. Er fuchtelte Fiede mit den Gutscheinen vor
der Nase herum. »Das sieht ja wohl selbst ein Blinder, dass es sich hier um ganz plumpe Fälschungen handelt! Wenn ihr nicht
sofort verschwindet, werdet ihr was erleben!«, drohte er und eilte mit den fünf Gutscheinen in der Hand zu dem Häuschen, in
dem die Kartenverkäuferin saß. Aufgeregt redete er auf sie ein und deutete dabei abwechselnd auf die Gutscheine und zu Gogo,
Fiede, Poli-Kala, Elmo und Nadeshda hin.
»Ich glaube, es ist besser, wir hauen ab!«, rief Gogo.
Sie sprangen aus dem Wagen. So schnell es mit Fiede ging, spurteten sie davon. Immer wieder schauten sie sich ängstlich um,
ob der Kartenabreißer ihnen folgte.Sie hatten Glück, dass gerade eine ganze Touristenbusladung die Geisterbahn stürmte.
Als sie außer Sichtweite waren, blieben sie nach Luft ringend stehen.
»Was war denn das jetzt eben?«, fragte Nadeshda, als sie wieder einigermaßen bei Puste war.
Elmo zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich verstehe es auch nicht.«
»Kannst du dir vorstellen, dass dein großer Bruder uns mit gefälschten Gutscheinen auf den Jahrmarkt schickt?«
Elmo schüttelte entschieden den Kopf. »So etwas würde Walt nie tun! Der Mann in der Geisterbahn muss sich geirrt haben!« Um
zu beweisen, dass er recht hatte, schlug er vor, sie sollten es irgendwo anders ein zweites Mal probieren. »Aber diesmal gehe
ich allein.«
»Oh, versuchst du es mit Zuckerwatte, ja, Elmo, bitte, bitte?«, bettelte Poli-Kala.
Zielstrebig ging Elmo auf einen Zuckerwattestand zu. Die anderen versteckten sich in ausreichendem Abstand hinter einem Luftballonverkäufer
und beobachteten ihn. Elmo deutete der Zuckerwatteverkäuferin, dass er eine Riesenportion Zuckerwatte haben wollte, und die
Verkäuferin reichte ihm kurz darauf einen Holzstab mit einer gigantischen rosa Portion über die Theke. Dann lief alles genauso,
wie zuvor in der Geisterbahn: Als Elmo der Frau den Gutscheinreichte, nahm sie ihn, betrachtete ihn
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