Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden
haben?«
»Ihren Hund?«
»Er ist …« Ich hatte Mühe, es auszusprechen. »Er ist verschwunden. Vielleicht hat das ja auch gar nichts damit zu tun und er hat sich nur eine niedliche Pudeldame gesucht.« Ich wünschte, ich könnte das glauben.
»Gut. Blake war die ganze Nacht in seiner Zelle. Er hatte keinen Zugang zu einem Telefon oder einem Hund.« Fox klang brüsk. »Gibt es noch etwas, was ich wissen sollte?«
»Ich bin nicht sicher.«
»Maggie …«
Ich legte auf und eilte in den Aufnahmeraum, um meinen Mantel und meine Tasche zu holen. Renee rauschte an mir vorbei, mit einem außerordentlich beflissenen Charlie im Schlepptau.
»Aber du siehst in Rot fantastisch aus, meine Liebe«, sagte er. Ein kaum merkliches Lächeln schlich sich in Renees Botoxzüge. »Du haust doch jetzt nicht etwa ab?«, fauchte er.
»Sieht ganz so aus.«
Fay streckte den Kopf herein. »Hallo, alle zusammen.« Sie trippelte in den Raum. In ihrem flauschigen blauen Angorapulli sah sie aus wie ein Perserkätzchen. Ihre neue Haartracht ließ sie fast noch besser aussehen - wie ein hinreißend schönes Schmuddelkind. Ich starrte ihren Pulli an, weil ich mir sicher war, dass ich auch mal so einen gehabt hatte.
»Maggie, Liebes, geht es Ihnen gut? Ich habe mir gestern ja solche Sorgen um Sie gemacht.« Sie strich mir mit der Hand über meine Stirn, worauf ich zurückzuckte. »Oh, es tut doch nicht etwa weh?«
»Und worüber werden Sie heute in dieser großartigen Show sprechen?« Ich starrte sie an und registrierte beinahe fasziniert das Gefühl von Abscheu, das sie mir mittlerweile einflößte. »In der sich sämtliche menschliche Tugenden vereinen!«
Charlie hustete vernehmlich.
»Ich werde über meinen noch jungen Ruhm sprechen, und wie eine Trennung …«
»Ein Schlussstrich«, korrigierte ich sie.
»Wie die Trennung …«, lächelte sie mich mitleidig an, »… von meinem Freund zum einen zwar schmerzhaft, zum anderen aber auch gut war. Ich wäre nie so weit gekommen, wenn ich mit ihm zusammengeblieben wäre. Er hat mich immer zu kontrollieren versucht. Wenn Sie einen Rat von mir wollen, Maggie, dann ist es der: Erhalten Sie sich eine gewisse Unabhängigkeit in einer Beziehung.«
»Gut. Na dann, viel Glück.« Ich verließ den Raum.
»Ach, bleibst du denn nicht?« Als ob ihr das nicht völlig egal wäre. Renee beugte sich über Fay wie eine Aaskrähe über ihre Beute. Ich floh.
Charlie folgte mir in den Flur.
»Diese Show kann sich von mir aus selbst leiten, Charlie. Mir ist das egal. Ich hasse das alles …« Ich zeigte auf die ganzen Berühmtheiten mit ihrem falschen Lächeln, deren Fotos an den Wänden hingen, auf die aufgeregten Gäste, die in Zweierreihen ins Studio geführt wurden. »Du hast mir eine Veränderung versprochen, und nichts ist passiert. Also gehe ich.«
»Ich werde mein Versprechen halten«, sagte Charlie steif. »Auch wenn das, was du im Juni angestellt hast, unverzeihlich ist.« Wir starrten uns an wie zwei Revolverhelden beim Duell. Wer würde den letzten, den tödlichen Schuss abgeben?
»Das ist eigenartig, Charlie, weil ich eigentlich immer dachte, du würdest so etwas noch am ehesten verstehen. Du bist der unmoralischste Mensch, den ich je kennengelernt habe. Das Einzige, was mir leidtut, ist, dass du glaubst, die Wahrheit über mich zu kennen - und dass ich zugelassen habe, dass du dieses Wissen ausnutzt.«
Renee war auf dem Weg ins Studio und rauschte an uns vorbei. »Wirst du dich für deine Grobheiten entschuldigen?«, meinte sie und starrte mich finster an.
»Warum sollte ich? Du bist ja selbst eine unverschämte alte Schachtel.«
Sally kam mit den beiden wichtigsten Gästen im Schlepptau um die Ecke und hörte gerade noch, was ich gesagt hatte. Ihre Augen funkelten vor Vergnügen, und ich sah, dass sie nicht wusste, ob sie das Paar einfach weiterführen oder die Auseinandersetzung mitverfolgen sollte.
»Wir arbeiten wirklich hart, Renee, und du bist die meiste Zeit einfach nur faul.« Langsam kam ich in Fahrt. »Von unseren Shows gar nicht zu reden. Wir zahlen irgendwelchen armen Irren einen DNA-Test, damit sie herausfinden, dass sie nicht der Vater ihres Kindes sind. Oder wir bitten Menschen, ihren Partner vor laufender Kamera sitzen zu lassen! Fantastisch. Hoffen wir nur, dass sie sich nicht unmittelbar nach der Show aufhängen. Also tun Sie das bitte nicht!«, wandte ich mich im letzten Satz an das entsetzte Paar.
»Maggie …«
»Bring die beiden ins Studio«, fauchte Charlie
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