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Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Titel: Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Seeber
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während du nebenher in der Mine malocht hast, um den Lebensunterhalt für sie zu verdienen?«
    »Meine selige Mutter war eine … eine Heilige. Das solltest du wissen, Maggie.«
    »Renee, mit dir als Tochter würde mich alles andere auch schwer erstaunen.« Ich ließ mich neben sie aufs Sofa plumpsen, sodass der Kaffee aus ihrer Tasse auf ihr pinkfarbenes Leinentop spritzte. »Hoppla! Tut mir leid.«
    »Zum Henker«, fauchte sie. »Jetzt muss ich mich für die Show noch einmal umziehen.«
    »Nun ja, Pink ist ohnehin nicht deine Farbe, behaupte ich, da habe ich dir wohl eher einen Gefallen getan.« Ich biss voller Appetit in ein Schokocroissant. Der ganze Raum war plötzlich kristallklar, als sei er durch die Waschanlage gewandert und dann noch poliert worden. Ich hatte eine Vision. Beinahe konnte ich die Engel singen hören.
    »Maggie!« In Charlies Stimme wurde der warnende Unterton vernehmbar. »Hast du etwas getrunken?«, zischte er. Ich drohte ihm spielerisch mit dem Finger.
    »Du Schlingel, du. Doch nicht um diese Tageszeit!« Ich leckte mir lasziv die Schokolade von den Fingern. »Na, fangen wir an? Hast du dir die Gästeliste angesehen?«, sagte ich zu Renee gewandt.
    Renee starrte mich an wie ein Stück Hundedreck, das sich auf ihrem teuren Schuhwerk festgesetzt hatte. »Natürlich habe ich mir die verdammte Gästeliste angesehen.«
    »Kein Grund zu fluchen, Renee«, rügte ich sie sanft. »In letzter Zeit bist du da ein bisschen nachlässig geworden.«
    Donna rauschte herein. »Wir haben schon eine Absage, und der Fahrer vor Melanie Adams’ Wohnung läutet jetzt schon eine halbe Stunde - ohne Ergebnis.«
    »Typisch«, zischte Renee und blitzte mich wütend an, als hätte ich das Ganze geplant. »Das ist doch mal wieder typisch.«
    »Renee, wir haben doch immer wieder Shows, bei denen was schiefgeht. Das ist doch wohl nichts Neues, oder?« Ich erinnerte mich noch an die Tage, an denen mich nackte Panik erfasste, wenn Gäste in letzter Minute absprangen. Mittlerweile war ich eher froh, wenn jemand genug Hirn hatte, nicht aufzutauchen.
    Da platzte Sally mit rotem Gesicht herein. »Die Schotten sind aus dem Hotel abgehauen.« Sie steckte den Kugelschreiber hinters Ohr. »Ich hatte schon das Gefühl, dass die zu gut sind, um echt zu sein. Sie wollten einander vor laufender Kamera sitzen lassen, aber vorher teilen sie noch einmal ein Hotelzimmer miteinander.«
    »Verdammt noch mal, nicht schon wieder dieses Theater. Das liegt doch nur an dieser ewigen Live-Manie.« Nun war es Charlie, der mich wütend fixierte. »Ich hatte doch gesagt, wir sollten zuvor Probeaufzeichnungen machen.«
    »Hast du nicht. Du meintest vielmehr, das sei dann nicht spannend genug.« Ich reckte den Kopf wie ein erzürnter Wellensittich. »Du möchtest doch nicht, dass die Zuschauer etwas für echt halten, was es in Wirklichkeit nicht ist, oder, Charlie?«
    Donna sah mich an, als hätte ich den Verstand verloren. Mit in die Hüften gestemmten Fäusten fragte sie mich: »Und was soll ich jetzt tun?«
    »Nur die Ruhe.« Ich aß mein Croissant zu Ende und goss mir noch eine Tasse Kaffee ein. »Es wird schon klappen. Unsere Renee ist doch schon so lange im Geschäft, die schaukelt das doch mit links. Oder rechts, je nachdem. Du bist doch ein alter Profi, nicht wahr? Im wahrsten Sinne des Wortes.«
    Als Renee aufstand, zerschellte etwas am Boden. Sally versuchte krampfhaft, ein Kichern zu unterdrücken. Donnas Blick wanderte zwischen uns hin und her, als beobachte sie ein Tennismatch in Wimbledon.
    »Das reicht jetzt, Charlie.« Renee war so knallrot geworden, dass ihre Gesichtsfarbe sich mit ihrem fleckigen pinkfarbenen Top biss. »Ich mache diese Show nicht, wenn diese … diese Schlampe sich nicht bei mir entschuldigt.«
    »Wenn du mit ›Schlampe‹ meinst, dass ich letzte Nacht einen klasse Fick hatte«, gab ich zurück und rührte langsam meinen Kaffee um, »dann hast du ausnahmsweise mal Recht, Renee. Schade, dass du so was nicht mehr erlebst.«
    »Maggie, verdammt noch mal, halt die Klappe!«, brüllte Charlie mich an.
    »Ja, halt die Klappe!« Renee stürmte aus dem Raum. »Halt die Klappe und sorg dafür, dass eines der Mädchen in der Runde sitzt. Und bring diesen niedlichen Joe …«, wie immer kannte Renee die männlichen Teammitglieder besser als die weiblichen, »… in meine Garderobe. Er soll mir helfen, das Skript nochmals durchzugehen.«
    Plötzlich war mein Hochgefühl wie weggeblasen. »Der niedliche Joe sitzt, Renee.«

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