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Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Titel: Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Seeber
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sich verzogen. Jetzt war mir nur noch müde und traurig zumute. Ich beobachtete eine junge Mutter an der Bushaltestelle, die ihren Jungen ausschimpfte, weil er seinen Mantel ausgezogen hatte. Als er zu weinen anfing, kniete sie reumütig nieder und nahm ihn in die Arme. Ich musste an meine Mutter denken und wie sehr ich mir heute noch wünschte, dass sie da wäre, um mich zu umarmen. Ich starrte mein Handy an und fragte mich, ob ich Seb anrufen sollte, doch mit einem Mal traute ich mich nicht mehr. Ich hatte das Gefühl, dass alles, was in meinem Leben je sicher gewesen war, plötzlich verschwand, und ich verachtete mich, weil ich nicht stärker war, weil ich nicht allein sein konnte, obwohl ich wusste, dass es genau das war, was ich jetzt brauchte. Ich verachtete mich, weil ich mich an einen anderen Mann hängte, bevor ich über Alex hinweg war.
    »Als Nächstes«, hörte ich die Stimme des Radiomoderators sagen, »bringen wir ein Exklusivinterview mit einem Star, der gerade als Oscar-Preisträger hoch gehandelt wird, dem Hauptdarsteller von Love All , ein Film, der sogar mir gut gefallen hat.«
    »Können Sie das lauter stellen?«, bat ich den Taxifahrer.
    »Bleiben Sie dran, denn nach ein wenig funky music …« Ich wartete mit angehaltenem Atem. »… hören Sie ein Interview mit dem unglaublich coolen James McAvoy.«
    James McAvoy. Nicht Sebastian Rae. Ich hatte den Blick auf den Nacken des Fahrers gerichtet und musterte die roten Speckröllchen, als Minnie Riperton ein trauriges Liebeslied zu singen begann. Ich sah aus dem Fenster, ohne etwas wahrzunehmen. Meine eigene Dumpfheit machte mir zu schaffen. Ich zermarterte mir das Gehirn, ob Sebastian je gesagt hatte, dass er die Hauptrolle spiele, aber ich konnte mich einfach nicht erinnern.
    Als wir vor dem Haus meines Vaters anhielten, lief ich sofort die Einfahrt hinauf.
    »Ist Digby da? Habt ihr ihn gefunden?«
    »Ach, Liebes.« Jennys ängstliches Gesicht sagte alles. »Ich hatte so gehofft … er ist also nicht bei dir?« Zum ersten Mal, seit ich sie kennengelernt hatte, war ihr perfekt sitzendes Haar zerrauft. Unglücklich schüttelte ich den Kopf.
    »Ach, Liebes«, seufzte sie noch einmal. Ich folgte ihr in die Küche. »Ich glaube, es war mein Fehler, aber ich verstehe wirklich nicht, wie er hinausgekommen ist.« Ein Stapel Schülerhefte lag auf dem Küchentisch, schief wie der sprichwörtliche Turm von Pisa. Jenny rückte ihn gerade, sodass er nicht umfallen konnte. »In der einen Minute war er noch hier, während ich hier die Probeklausuren korrigierte, dann ging ich an die Tür, als der Typ mit den Blumen kam - der Strauß steht noch draußen. Er ist sehr hübsch.« Sie zeigte auf den Wirtschaftsraum. »Und als ich mich wieder an den armen Digby erinnerte, war er weg. Dein Vater sucht ihn gerade mit dem Auto.«
    »Gut.« Ich überlegte schnell. »Weißt du, welchen Weg er genommen hat?«
    »Ach, du meine Güte, nein. Kann ich irgendetwas tun? Dir einen Tee machen zum Beispiel?«
    »Nein, danke.« Ich schnappte mir meine Autoschlüssel vom Sideboard. »Ruf nur Dad an, und sag ihm, dass ich in die Wohnung zurückfahre, um nachzusehen, ob er dort aufgetaucht ist. Dad soll weiter hier nach ihm suchen. Und kannst du bitte die Polizei informieren? Falls sie ihn finden, meine ich.«
    »Die Polizei. Ach, du meine Güte. Glaubst du wirklich, es ist so ernst?« Ihr rundes Gesicht war voller Kummer.
    Ich schrie sie an vor lauter Sorge. »Ich weiß es nicht, Jenny. Ich wollte, ich wüsste es.«
     
    Solange ich Digby suchte, musste ich zumindest nicht über alles andere nachdenken, was schiefging. Aber bald geriet ich in den üblichen Mittagsstau, sodass ich alle Zeit der Welt hatte, um über diesen Tag und seine Dramen nachzudenken. Ich war völlig am Ende und wollte nur noch eines: weg aus London. Aber ich wollte nicht fahren, bevor ich nicht den Hund gefunden hatte. Ich hatte viel zu viel Angst, um mir vorzustellen, was ihm passiert sein könnte. Und ich war immer noch zu wütend, um Alex anzurufen. Und zu deprimiert, um mich bei Seb zu melden.
    »Margaret Warren, dein Leben ist eine einzige Katastrophe«, sagte ich zu meinem Spiegelbild, das mit dem blauen Fleck auf der Stirn mehr als lächerlich wirkte. »Je eher du das einsiehst, umso besser.«
    Ich stellte das Radio an. Ein Sprecher, den ich kannte, verkündete, dass die A2 wegen eines Unfalls mit einem Wohnwagen bis auf Weiteres gesperrt sei. Jetzt würde ich nie in mein Viertel zurückkommen. Ich wendete

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