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Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Titel: Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Seeber
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du gerade sagen wolltest«, bat ich ihn.
    »Wenn überhaupt, dann wirst eher du mich verletzen«, sagte er mit leiser Stimme wie zu sich selbst, den Blick in die Ferne gerichtet.
    »Wieso das denn? Ich verstehe dich nicht.« Ich runzelte die Stirn. Die hereinströmende Dezemberluft war kalt.
    Eine lange Pause trat ein.
    »Weil du dich über eine Enttäuschung hinwegtrösten willst.«
    »Das stimmt nicht.« Plötzlich fühlte ich mich in der Defensive. »Ganz und gar nicht.«
    »Nicht? Es ist nur …« Jetzt drehte er sich wieder zu mir um. »Ich glaube, ich bin dabei, mich in dich zu verlieben, Maggie.«
    »Ach«, sagte ich perplex. »Wirklich?«
    »Ja. Wirklich.«
    »Ach, du meine Güte.«
    »Ja«, meinte Seb und ging auf mich zu. »Ach, du meine Güte. Damit haben wir nicht gerechnet, oder?« Er griff nach meiner Hand und zog mich zärtlich an sich.
    »Im Grunde nicht«, murmelte ich.
    »Und das Schlimme ist … Ich glaube, ich habe darauf gar keinen Einfluss.«
    Wieder legte er seine Hände um mein Gesicht, doch dieses Mal zuckte ich nicht zurück. Er hob mein Gesicht an, sodass ich ihm direkt in die Augen sah. Dann beugte er sich zu mir und küsste mich. Als seine Lippen sich auf meine legten, entspannte ich mich. Wieder begann mein Herz, schneller zu schlagen, doch dieses Mal nicht vor Angst. Ich sah ihm in die Augen. Sie waren so dunkel, dass ich fast darin versank. Ich war nicht an so dunkle Augen gewöhnt. Als ich versuchte herauszufinden, was sich hinter ihrer undurchdringlichen Oberfläche verbarg, ließ Seb seine Finger über die Wange zu meinem Nacken und immer weiter tiefer gleiten … Er bettete mich auf das riesige Bett und löste mit fliegenden Händen die wenigen Knöpfe, die ich zuvor so mühselig zugemacht hatte. Scharf sog ich die Luft ein, und auch dieses Mal war nicht Panik der Grund. Ich versuchte immer noch, in seinem Gesicht zu lesen, während er auf mich herabblickte. Auch meinen BH hakte er wieder auf. Ungeduldig riss er sich das T-Shirt vom Leib, ich griff mit beiden Händen in seine verstrubbelten Locken und ließ meine Handflächen dann über seine nackte Brust gleiten. Sein Herz pochte, viel zu schnell, wie es schien. Irgendetwas, das ich nicht verstand, fraß ihn auf. Und ich wusste, wenn das mit uns beiden funktionieren sollte, musste ich ebenfalls loslassen.
     

Kapitel 31
    In jener Nacht schlief ich den Schlaf der Gerechten. Ich träumte nicht. Ich bewegte mich nicht einmal, bis um sieben Uhr morgens die Rezeption bei uns anrief und mich weckte. Seb war bereits fort. Auf dem schneeweißen Kissen neben mir lag eine Nachricht:
     
    Guten Morgen, meine Schönste! Ich wollte dich nicht stören, du sahst im Schlaf so friedlich aus. Ich habe heute Morgen ein großes Vorsprechen. Drück mir also die Daumen. Und entschuldige nochmals wegen gestern Abend. Es war wirklich dumm von mir. Ich rufe dich später an.
    Küsschen
     
    Ich lag im Bett und starrte dem wissend lächelnden Cupido ins Gesicht. Ich dachte darüber nach, dass ich letzte Nacht zum ersten Mal seit sehr langer Zeit nüchtern Sex gehabt hatte. Dann, als meine Schlaftrunkenheit allmählich nachließ, fiel mir Sebs gemurmeltes Geständnis wieder ein. Dass er gesagt hatte, er liebe mich. Langsam und genießerisch streckte ich mich. Und dann stahl sich zögernd ein Lächeln auf meine Lippen.
    Als ich ins Studio kam, saßen Renee und Charlie schon da und stopften sich mit dem Blätterteiggebäck voll, das eigentlich für die Gäste gedacht war. Renee sah demonstrativ auf ihre Cartier-Uhr.
    »Jeder Träumer ist ein Säumer«, sagte sie bissig und schob die letzte Ecke eines Croissants zwischen ihre schön gemalten Lippen.
    »Ist dir das gerade eben eingefallen, Renee?« Ich schüttete Kaffee in eine Tasse. Jetzt, da Joseph in Haft saß, konnte ich mich endlich darauf konzentrieren, mir meine Freiheit zurückzuerobern. Es wurde auch langsam Zeit.
    »Nein, meine Liebe.« Sie tupfte ihre strahlend kirschroten Lippen mit einer gestärkten Serviette ab. »Meine Mutter hat das immer zu meinem Vater gesagt, wenn er freitags mit der Lohntüte nach Hause kam.« Ihre Stimme nahm einen tragischen Ton an. »Bevor er wieder verschwand und alles im Boyo Dyffd’s versoff.«
    »Bevor er nach Hause kam und Mutter grün und blau schlug, meinst du?« Ich schaufelte Zucker in den Kaffee und lächelte die entsetzte Renee zuckersüß an. »Bevor du den ganzen Haushalt übernommen und ganz allein deine fünfunddreißig Geschwister aufgezogen hast,

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