Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden
Doch die Fassade hielt.
Renee und Charlie sahen mich entsetzt an. »Spinnst du?«
»Er sitzt. Das heißt, er wurde verhaftet.«
»Was?«, fragte Donna entsetzt. »Wieso? Was hat er denn angestellt?«
»Wisst ihr, Leute«, meinte ich nachdenklich und stand auf. »Es geht doch nichts über Live-Veranstaltungen!«
Ich verließ den Warteraum und ließ die Tür hinter mir zufallen. Keiner sah meine zitternden Hände, als ich mir auf der Feuertreppe eine Zigarette anzündete und meine Tasche nervös nach dem alten Flachmann meines Vaters durchsuchte. Doch ob ich nun zitterte oder nicht, ich hatte noch genug Gift und Galle auf Lager.
Charlie hämmerte wie wild auf seinen Blackberry ein, als ich wieder in den Aufnahmeraum trat. Renee hatte sich in die Maske verzogen, wo sie sich von Kay beschwichtigen ließ.
»Legst du es mit Gewalt darauf an, dass ich dich rausschmeiße?«, blaffte Charlie mich an.
»Was meinst du denn?«, gab ich lässig zurück.
Donna platzte herein. »Ich habe sie, Charlie. Sie sitzt schon im Taxi. Ich musste ihr nicht mal Geld anbieten, so scharf war sie drauf.«
»Gott sei Dank«, meinte Charlie.
»Wer?«
»Deine Freundin Fay Carter«, brummte er.
Ich ächzte. »Meine Güte!«
»Nun, hast du etwas Besseres zu bieten?«
»Aber wen sollte sie denn sitzen lassen? Sie ist doch schon Single, verflixt noch mal.«
Er hatte zumindest so viel Anstand, verlegen dreinzuschauen. »Sie wird unsere Expertin.«
»Bitte sag mir, dass das ein Witz war.«
Ich sah Donna an, sah, wie verzweifelt sie versuchte, die Show zu retten, diese verdammte Trennungs-Show. In diesem Moment wurde mir klar, dass ich tun musste, was ich schon vor Monaten hätte tun sollen. Ich fühlte Charlies Blick auf mir ruhen. »Ich gehe, Charlie.«
»Donna, geh hinunter, und warte auf Fays Taxi«, sagte er.
»Gut, Boss.« Sie eilte hinaus.
»Maggie, ich brauche dich«, flehte er mich an. »Du musst diese Show in die Gänge bringen.«
Wir starrten einander an.
»Das bist du mir schuldig. Nach allem …«
»Ich bin dir gar nichts schuldig«, zischte ich. »Und das weißt du verdammt gut. Außerdem habe ich nichts mehr zu geben.«
Sally kam mit unserem ersten Gast herein. Wir lächelten ihn freundlich an, dann packte Charlie mich am Arm und zog mich in den Flur hinaus.
»Ist das wahr mit Joseph Blake?«
Ich nickte grimmig.
»Was hat er denn angestellt?«
»Au!« Ich schüttelte seine Hand ab. »Das tut weh. Er hat eine Ein-Mann-Terrorkampagne gegen mich geführt. Das hat er angestellt.«
»Wirklich?« Charlie sah mich an, als ich ärgerlich die Druckstellen an meinem Arm rieb.
»Ja, wirklich. Der Einbruch, die Schmierereien, ein paar SMS, Grabblumen, Sachen, die verschwunden sind - offensichtlich war er das alles.«
Ein pickeliges Mädchen namens Cheryl eilte über den Flur auf uns zu. »Maggie, Ihr Vater ist am Telefon. Er fragt, ob Sie den Hund haben?«
Mir rutschte das Herz in die Hose. »Was?«
»Er sagte zwei Dinge …« Gewissenhaft versuchte sie, sich daran zu erinnern, was ihr aufgetragen worden war.
»Zum einen sagte er …« Sie hielt einen Finger in die Höhe. »… dass neue Blumen gekommen seien. Zum anderen wollte er wissen, ob der Hund bei Ihnen ist.«
Verständnislos starrte ich sie an. Genauer gesagt hatte ich Angst, diesen Satz zu begreifen.
»Entschuldigen Sie bitte«, meinte Cheryl. »Er meinte, Sie würden schon verstehen.«
Die Talkshow sollte in fünfundzwanzig Minuten auf Sendung gehen, als ich Inspektor Fox’ Nummer fand und ihn von einer leeren Garderobe aus anrief. Er klang, als fühle er sich nicht wohl in seiner Haut.
»Maggie. Ich wollte Sie gerade anrufen.«
Etwas schnürte mir die Kehle zusammen.
»Wieso?«
»Es tut mir leid, aber wir werden Blake wohl freilassen müssen.«
Ich lehnte meine glühende Stirn an den Schminkspiegel.
»Maggie? Sind Sie noch da?«
»So gut wie«, murmelte ich.
»Ich dachte, das sollten Sie wissen. Ich fürchte, es gibt nicht genug Beweismaterial, um ihm den ersten Einbruch nachzuweisen. Keinen Fingerabdruck, gar nichts.«
»Sind Sie sicher? Und war er die ganze Nacht über im Gefängnis?«
»Ja, er sitzt noch. Und er schwört, Sie hätten ihm die Schlüssel gegeben, um Ihre Tasche aus der Wohnung zu holen. Wir können ihn nicht unter Anklage stellen.«
»Er lügt«, meinte ich, während meine Gedanken rasten. »Könnte er telefoniert haben? Um weitere Blumen zu bestellen? Er könnte doch sicher nicht … meinen Hund entführt
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