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Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Titel: Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Seeber
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Gelegenheit, sich zum Idioten zu machen.
    »Nein, danke.« Ich schüttelte den Kopf, als Charlie mir die Einladungen auf den Tisch legte. »Dieses Mal nicht. Geh selbst hin.«
    Charlie aber hatte schon seine eigenen Vorstellungen entwickelt.
    »Ich möchte, dass du dort Double-decker repräsentierst und Sam und Joseph mitnimmst. Außerdem sollst du Renee im Auge behalten.«
    »Wie schön«, flötete ich. »Warum denn das?«
    »Sagen wir mal, um Daddy Crosswell und Onkel Lyons bei Laune zu halten.«
    »Dann lass doch Sally hingehen«, flehte ich ihn an. »Oder Donna. Die Mädchen möchten unbedingt hin. Ich muss zusehen, dass ich meine Angelegenheiten auf die Reihe bekomme - wie du es mir ja schließlich nahegelegt hast.«
    »Die beiden Jungs sind dein Ressort, Maggie. Lass mich jetzt nicht hängen.«
     
    Am Morgen der Zeremonie, die im Dorchester Hotel stattfinden sollte, rief Alex mich vom Flughafen in Glasgow an.
    »Maggie, Liebes, ich habe mal wieder was verschusselt.«
    »Wirklich?«, fragte ich matt und klemmte den Telefonhörer zwischen Schulter und Ohr, um mir die Wimpern zu tuschen. Es war heiß, viel zu heiß für Anfang Juni. Mein Sommerkleid fühlte sich jetzt schon an wie ein Pelzmantel.
    »Tom hat mich gerade angerufen. Meine Mutter feiert heute ihren sechzigsten Geburtstag. Irgendwie hatte ich das vergessen.«
    »Ach, Alex, ehrlich.« Ich wünschte nur, dass mich das überrascht hätte. »Deine arme Mutter.«
    »Könntest du mir bitte helfen, Mag? Entschuldige, warte mal eine Sekunde …« Offensichtlich musste er Münzen in das piepsende Telefon einwerfen. »Könntest du nicht ein paar Blumen bestellen und sie vorbeibringen? Hör mal, mein Akku ist leer, und ich habe gerade meinen Flug verpasst.«
    »Ich habe selbst gerade viel um die Ohren, Alex. Wir haben den ganzen Tag Teamgespräch in einem verdammten Hotel, und heute Abend findet die Verleihung der Vision Awards statt.«
    »Was für ein Preis? Ach ja, beinahe hätte ich’s vergessen …« Er schwieg, während der Lautsprecher einen Flug ankündigte. »… wir sollen heute Abend bei ihnen essen.«
    »Verdammt noch mal, Alex. Das fällt dir jetzt ein.« Ich stopfte die Mascara zurück in mein Schminktäschchen. »Du musst ohne mich hingehen. Charlie hat mich für heute Abend fix eingeplant.«
    »Wieso?« Er hörte sich an wie ein kleiner, verlorener Junge.
    »Das habe ich dir doch mindestens zehnmal erzählt, Alex. Ich muss auf die beiden verdammten Knaben ein Auge haben und dann auch noch auf die Diva höchstpersönlich. Man hat uns für die beste Nachmittagssendung nominiert. Charlie dreht durch, wenn ich ihm jetzt absage.« Ich sagte nicht, dass er mir ein Ultimatum gestellt hatte. »Es tut mir wirklich leid, aber heute Abend musst du ohne mich hingehen. Ich rufe deine Mutter an.«
    »Aber ich brauche dich, Maggie. Wirklich.«
    »Warum?«
    »Ich brauche dich doch immer, Baby«, bettelte er.
    »Alex!« Wie immer war ich es, die ihn aufrichten musste.
    »Außerdem glaube ich, dass mein Vater heute das mit dem Darlehen klarmacht. Da muss ich ihn bei Laune halten.« Nun bot er seinen ganzen jungenhaften Charme auf. »Ach, Maggie, meine wunderschöne Maggie«, scherzte er. »Du weißt doch, wie sehr Vater dich mag. Ich kann da nicht ohne dich aufkreuzen. Bitte, Liebling, tu mir das nicht an.«
    Das Problem war nur: Ich konnte ihm einfach nicht widerstehen. Und so zügelte ich meinen Unmut. »Na, ob dein Vater mich wirklich mag, Alex?«
    »Er mag dich, wie er alle anderen mag. Er weiß, wenn er auf eine Person trifft, die ihm gewachsen ist.« Ich konnte hören, wie er versuchte, nicht zu sehr zu drängeln. Er hatte sich aufs Betteln verlegt, und genau damit überzeugte er mich schließlich.
    Ich seufzte. »Gut, dann komme ich eben auf einen Schluck vorbei.«
    »Ich mache es wieder gut, Maggie, ich schwöre«, krähte er fröhlich durchs Telefon. »Ich hole dich um sechs Uhr ab.«
    »Aber bitte trink vorher nicht allzu viel, ja?«, bat ich ihn. Doch er hatte schon aufgelegt.
    Ich hatte das Gefühl, einen Stein verschluckt zu haben, als ich zur Arbeit ging. Ich hatte mich gefreut, Alex wiederzusehen. Das war immer so, wenn er weg war. Ich hoffte so sehr, dass wir endlich wieder zur Normalität zurückfanden. Andererseits war mir schmerzhaft bewusst, dass ich mich von ihm schon wieder zu etwas hatte überreden lassen, das ich eigentlich nicht wollte. Und ich verachtete mich für meine Schwäche.
     
    Ich durchzitterte den Tag im vollklimatisierten

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