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Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Titel: Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Seeber
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hatten sich zu Schlitzen verengt. »Halterlose Strümpfe? Zur Geburtstagsfeier meiner Mutter?«
    »Was?« Ich war verwirrt, und meine Stimmung hatte sich deutlich eingetrübt. »Was redest du denn da?«
    »Warum hast du dich eigentlich so herausgeputzt?«
    »Für dich. Ich wollte …« Ich fühlte mich von seinem Verdacht entwürdigt. »Weißt du, ich habe mich wirklich auf dich gefreut.«
    »Aha.« Alex kaute am Nagel seines Mittelfingers. »Und das soll ich dir glauben?«
    »Für Strumpfhosen ist es einfach zu heiß.« Ich zog meinen Rock nach unten und knöpfte ungeschickt die Bluse wieder zu. »Was wolltest du mir sagen?«
    »Ich weiß nicht mehr, Maggie.« Er starrte mich an, als sei ich eine Fremde. »Ich weiß es wirklich nicht.« Er ließ ein freudloses Lachen ertönen. »Aber ich weiß, dass ich jetzt etwas zu trinken gebrauchen könnte.« Dann drehte er sich um, zog seine Brieftasche heraus und legte auf dem Küchentisch eine lange Kokainspur.
    »Was zum Teufel tust du da?«, fauchte ich.
    »Wonach sieht’s denn aus?«
    »Ich dachte, du hättest damit aufgehört?« Ich schüttelte wütend den Kopf.
    »Zum Henker, Maggie, jetzt sei doch nicht immer so verdammt moralisch. Es ist nur ein wenig Koks. Ich wette, du bist die Einzige in eurem Büro, die keins nimmt.«
    »Wovon redest du?«
    »Ach, tu doch nicht so. Von deinen ganzen Medienschlampen-Freundinnen!«
    »Halt den Mund, Alex.« Nun stand jemand vor unserer Tür und hielt den Finger auf dem Klingelknopf. Von der Straße drang Gelächter herein.
    »Ich dachte, du wüsstest, wie man das Leben genießt, Mag«, versetzte er und rollte eine Zehnpfundnote zusammen.
    »Das hat nichts mit moralisch zu tun, du Idiot. Du weißt genau, warum ich es nicht nehme. Meine Mutter …«
    »Ach, leg doch mal eine andere Platte auf. Ich weiß, dass sie bis zu den Haarwurzeln mit allem möglichen Zeugs vollgepumpt wurde. Na und?« Alex starrte mich an, dann schnupfte er die ganze Linie weg. »Willst du auch eine?« Er machte sich über mich lustig. Dann hielt er mir das Geldscheinröllchen hin und schniefte, was das Zeug hielt. Absurderweise musste ich an die Queen denken. Sie fände es sicher bedenklich, wenn sie wüsste, wozu ihr Konterfei dient.
    »Nein, ganz sicher nicht«, gab ich zurück. Die Klingel schrillte immer noch.
    Alex ging an mir vorbei, zerzaust wie immer. Er stopfte sich das Hemd in die Hose und rieb sich die Nase. »Na, dann auf zum Tanz, mein Herzblatt.« Er entblößte seine Zähne, doch was ein Lächeln hätte werden sollen, wurde nur eine müde Grimasse. Seine gelben Augen funkelten zornig. »Und mach dich ein bisschen frisch, ja?«
    Ich sah an mir hinab. Eine riesige Laufmasche zierte meine hauchdünnen Halterlosen. »Verdammt, Alex, warte!« Ich stolperte in den idiotisch hohen Absätzen, als ich nach seinem Arm griff. Er war zu schnell. Noch bevor ich ihn zu fassen bekam, war er draußen.
    Der Taxifahrer trällerte Dolly Partons Hit Jolene mit wenig Gefühl für Tonhöhe, Takt und Rhythmus mit. Alex schob energisch die Scheibe zwischen Fahrgastraum und Fahrer zu.
    »Ich mag das Lied«, protestierte ich. Alex warf mir nur einen finsteren Blick zu, dann begann er, seine Post zu öffnen. Ich hatte keine Lust zu streiten. Ich wollte nur nüchtern Barbaras Party überstehen, dann ohne weitere Zwischenfälle zum Dorchester gelangen und irgendwie diese ganze verdammte Nacht hinter mich bringen.
    Alex stapelte Briefe und Rechnungen auf dem Rücksitz. Auf dem letzten Umschlag erkannte ich Malcolms wirres Gekrakel. Ohne ein Wort riss Alex den Brief auf. Ebenso wortlos las er ihn. Seine Augen verengten sich. Er sah aus dem Fenster. Wir durchquerten die Londoner City auf dem Weg zu irgendeinem schicken Restaurant an der Themse. Immer noch schweigend knüllte Alex den Brief zusammen und warf ihn auf den Boden.
    Als das Taxi an einer Ampel hielt, hob ich das Knäuel auf, strich es glatt und begann zu lesen. Der Brief war kurz und sachlich.
    Alexander,
    bedauerlicherweise muss ich es ablehnen, dir bei deinen geschäftlichen Problemen zu helfen. Es war keine leichte Entscheidung, aber ich halte sie für fair. Obwohl ich dir das Darlehen gerne geben würde, denke ich, dass ich dir an diesem Wendepunkt deines Lebens damit keinen Gefallen tue. Ich glaube, es wird Zeit, dass du es aus eigener Kraft versuchst - wie ich in deinem Alter. Außerdem solltest du das Trinken aufgeben … es tut dir nicht gut.
    Viel Glück, mein Sohn. Natürlich stehe ich dir in

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