Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden
Geschäftsdingen jederzeit mit (kostenlosem!) Rat zur Seite.
Immer der Deine
Dein Vater
»Kannst du hier anhalten, Kumpel?« Alex sprach mit dem Fahrer. Der hielt. Alex stieg mitten auf der Fahrbahn aus.
»Alex, warte.« Ich bezahlte das Taxi. Als ich die Kneipe erreichte, in die er sich geflüchtet hatte, hatte er schon ein halbes Glas Bier in sich hineingeschüttet. Daneben stand ein leeres Glas Whisky. Alex drückte mir ein Glas in die Hand. Wider besseres Wissen nahm ich an. »Was machst du bloß?«
»Ich gehe nicht zu der Feier«, sagte er. »Irgendwie bin ich nicht in Stimmung.«
»Stell dich nicht so an«, versuchte ich ihn zu beruhigen, obwohl sein Verhalten mich wütend machte. »Deine Mutter wird sich furchtbar aufregen, wenn du nicht kommst.«
»Ich kann es einfach nicht ertragen, im selben Raum zu sitzen wie mein verdammter Vater. Ich begreife es einfach nicht, Mag. Warum zum Teufel hasst er mich so?«
»Er hasst dich doch nicht, Liebling. Er ist einfach nur Malcolm.«
Alex antwortete nicht, sondern schüttete seinen Drink in sich hinein und bestellte einen neuen.
»Sieh mal, es tut mir leid, aber ich muss wirklich gehen. Ich muss …«
»Lass mich jetzt nicht allein, Mag. Ich will mich ja gar nicht wie ein Arschloch benehmen, wirklich nicht.« Er flüsterte, während er mich auf den Nacken küsste. Mich aber überfiel ein Gefühl, das ich nicht sofort orten konnte. »Ich brauche dich, Liebes.«
Ich machte mich aus seiner Umarmung frei. »Ich kann dich nicht heilen, Alex«, sagte ich langsam. »Das muss von dir kommen. Du wirst uns beide kaputt machen, wenn du nicht bald damit aufhörst.«
»Womit?«
Die Luft zwischen uns erstarrte zu Eis, während wir uns gegenseitig mit Blicken maßen. Das Unglück verschlang sich zu einem dicken Knoten in meiner Brust, als er mich am Arm nahm. »Maggie? Ich sagte: Geh nicht.«
Ich hatte das gruselige Gefühl, das einen beschleicht, wenn man aus großer Höhe nach unten blickt und feststellt, dass man jetzt nur noch einen Schritt machen müsste, um … Und wenn man sich beinahe versucht fühlt, diesen Schritt zu tun.
»Ich komme zu spät.«
»Weißt du, du glaubst, du kannst mit deiner blöden Talkshow die Welt retten. Aber so läuft das nicht, Kleines.«
»Ja, das ist richtig. Aber vielleicht kann ich mich selbst retten, Alex.«
Mit diesen Worten drehte ich mich um und ging hinaus.
Als ich im Dorchester ankam, war ich nur ein bisschen zu spät und nur ein bisschen betrunken. Ich legte meine Jacke ab, die mir in der Hitze der Nacht zu heiß werden würde, und sehnte mich nur nach etwas zu trinken, um meinen Schmerz zu betäuben. Sam und Joseph warteten im Foyer auf mich. Sie hatten ihre Hände in die Anzugtaschen gesteckt und sahen eingeschüchtert dem Treiben zu, bei dem allenthalben hübsche Dinger Küsschen in die Luft und auf diverse Wangen hauchten.
»Kommen Sie.« Ich machte mit dem Kopf ein Zeichen Richtung Ballsaal und fühlte mich plötzlich wie ein römischer General im Kolosseum. Ich warf die beiden Jungs wie Lämmer den Löwen vor.
Renee saß bereits an unserem Tisch. Sie trug ein glamouröses Kleid, das aussah, als wäre es aus den Siebzigern, und umklammerte mit besitzergreifender Hand den Arm eines jungen Schwarzen, den ich aus irgendeiner Musikshow kannte. Ich war sicher, dass sie ihn bezahlte, damit er sie begleitete.
»Hallo, ich bin Maggie. Möchten Sie ein Glas Wein?« Ich ergriff die Merlot-Flasche auf dem Tisch und wedelte damit herum. Ein wenig von dem Rotwein spritzte mir über die Hand. »Uups!«
»Johnson.« Er streckte mir die Hand entgegen. Er hatte ein nettes Lächeln und silberne Kreolen in den Ohren. »Da hätte ich nichts dagegen, danke.«
Renee strahlte Johnson an und sah, dass er mir immer noch zulächelte. Ihr Strahlen gefror zu Eis. Sam nahm mir sanft die Flasche aus der Hand.
»Sie erlauben doch?«
Sam sah im Smoking wirklich hervorragend aus, viel weniger spindelig als gewöhnlich, obwohl er viel zu jung war. Seine Nase schälte sich immer noch von der Malaysia-Sonne, die Haare standen in alle Richtungen ab, und über dem blendend weißen Ärmelaufschlag des Smokings ringelten sich bunte Freundschaftsbändchen. Wohlwollend warf ich auch ihm ein Lächeln zu. Ich wusste, ich konnte Joseph nichts beibringen - er stritt bereits mit Johnson über die konservative Partei (die ihm vermutlich nicht faschistisch genug war) -, aber Sam würde sich ja vielleicht als Hoffnungsträger des britischen Fernsehens
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