Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden
Konferenzraum eines todschicken Hotels in Covent Garden, wo wir - außerhalb der normalen Arbeitsumgebung - zu neuer Hochform auflaufen sollten. Wir leerten ganze Kannen voll öligem Espresso und schoben uns dazu edle Stückchen Fruchtpastete in den Mund. Ständig musste ich Sam, Joseph und die Mädchen anlächeln und fühlte mich dabei wie die letzte Heuchlerin, während ich mir die üblichen launigen Vorschläge anhörte: »Sollten wir Renee nicht mal mit einer Situation konfrontieren, die sie völlig überrascht?« Oder: »Wie wär’s, wenn wir statt der ewigen Berühmtheiten einen Rapper auf Crack einladen?« Und: »Sollten wir Renee nicht mal gegen eine hübschere Moderatorin austauschen?«
Gegen fünf Uhr preschte ich nach Hause, um mich umzuziehen. Ich zwängte mich in das tolle Prada-Kostüm, das Bel mir erst vor einer Woche ans Herz gelegt hatte, als wir bei Selfridges einkaufen waren. Dazu zog ich ein Paar echt hohe Highheels an, auf denen ich dahinstakste wie eine Giraffe.
Kurz nach sechs Uhr kam Alex im Taxi an. Seine Augen hatten einen fiebrigen Glanz, der sogar mich in Alarmbereitschaft versetzte. Er hatte geschworen, mit der Kokserei letztes Jahr aufgehört zu haben, aber heute Abend sah er wirklich zum Fürchten aus. Er nahm den Stapel Briefe vom Tisch, die für ihn gekommen waren, und sah sie kurz durch. Dann legte er die Arme um mich und verbarg sein Gesicht in meiner Halsbeuge. Sein Gesicht fühlte sich heiß an an diesem schwülen Abend, und ich spürte wieder die Schmetterlinge im Bauch, die dort immer zu flattern begannen, wenn zwischen uns alles gut war. Dies war der einzige Grund, weshalb ich ihn noch nicht verlassen hatte.
»Lieber Himmel, Maggie, ich habe dich so sehr vermisst«, flüsterte er mir ins Ohr. »Du siehst toll aus, Kleines.«
In letzter Zeit war ihm nur selten aufgefallen, wie ich aussah.
»Wirklich?« Ich wurde rot und trat, plötzlich schüchtern geworden, einen Schritt zurück.
»Ja, wirklich. Komm her.«
Voll rauer Zärtlichkeit strich er mir das Haar zurück und sah mich einen Augenblick lang stumm an. Eine mörderische Sehnsucht überfiel mich, ich wünschte mir all das zurück, was einst zwischen uns gewesen war. Er beugte sich zu mir herab und küsste mich, wie er es seit Monaten nicht mehr getan hatte. Ich aber schien mich allmählich aufzulösen.
»O Gott, Maggie«, tönte dunkel seine Stimme.
»Aber das Taxi wartet schon. Deine Mutter wird …« Ich versuchte, mich auf das zu konzentrieren, was ich hatte sagen wollen, während er meinen Körper gegen die Wand drückte und mich hart auf den Mund küsste.
»Das ist mir egal«, murmelte er und ließ seine Hände über meinen Körper gleiten. »Ich will dich vögeln, bis uns die Luft ausgeht.«
»Alex«, stöhnte ich. Ich hörte das Taxi draußen hupen, doch mit einem Mal sehnte ich mich selbst so sehr nach ihm, nach dem Alex, den ich gekannt hatte. »Alex, warte.« Aber ich wollte gar nicht, dass er es sein ließ. »Ich will nicht …« Ich biss mir auf die Lippen, während er mir die Jacke von den Schultern zog. »Ich … was ist denn los?«
»Nichts.« Aber er war unruhig, fast ein bisschen manisch. Seine Hände schlüpften in den Bund meines Rockes. Er riss an seinem Gürtel und keuchte, während er mir den Rock hochschob. Seine Finger streichelten die Haut über meinen Strümpfen.
»Lieber Gott, Strümpfe! Das ist ja das volle Programm«, zischte er und küsste mich noch härter, sodass meine Lippen schmerzten. Es war mir egal. Ich war verrückt vor ersticktem Verlangen, einem Verlangen, das ich schon aufgrund seiner Abwesenheit ständig unterdrücken musste. Ich brauchte ihn mehr als je zuvor. In mir brannte der Schmerz, den seine übliche Nichtbeachtung mir zugefügt hatte, wie eine neue Wunde. Meine Beine auf den hohen Absätzen zitterten, als er mich auf die Spüle hob und an den Knöpfen seiner Hose fummelte. Rasend vor Ungeduld griff ich zu, um ihm zu helfen. In diesem Augenblick kroch eine große schwarze Spinne unter dem Blumentopf auf dem Fenstersims hervor. Ich starrte sie an, ohne sie wirklich zu sehen.
»O Gott, Alex«, stöhnte ich und biss ihn ins Ohrläppchen, während ich meine Beine um ihn schlang. »Mein Gott, ich liebe dich so …«
In diesem Augenblick hielt er mit einem Mal inne.
»Was ist denn?« Ich drängte mich an ihn, es war mir egal, was er von mir dachte. »Mach weiter, um Himmels willen.«
Alex trat einen Schritt zurück, sodass ich fast gefallen wäre. Seine Augen
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