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Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Titel: Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Seeber
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nicht mal die Mühe, mich zu verabschieden.
    Im Pausenraum goss ich mir ein weiteres Glas Wein ein und stürzte es hinunter. Meine Hände zitterten. Dann holte ich mir einen starken Kaffee und setzte mich, um auf Charlie zu warten. Ich hätte viel dafür gegeben, woanders zu sein. Sehnsüchtig dachte ich an Pendarlin, an das weiche, gelbe Licht, den weiten Raum und die unglaublich saubere Luft in Cornwall. Der Gedanke beruhigte mich ein bisschen.
    Nach endlosen Werbespots über Toilettenreiniger und Windeln trippelte Renee erneut ins Bild, die Show ging weiter. Bei der armen, gesichtslosen Leonora lief sie zur Hochform auf. Als Fay ergriffen die Hand der armen Frau nahm, seufzte das Publikum förmlich auf vor Rührung.
    »Absolut zum Kotzen.« Ich drückte die Sendung mit der Fernbedienung weg.
    »Ja, da haben Sie absolut Recht.«
    Ich fuhr so schnell herum, dass ich den Kaffee über das grässliche beige Sofa verschüttete.
    »Entschuldigung.« Der Akzent war eindeutig Londoner East End. Es war der Polizist. Er befreite sich gerade aus den Kabelschlingen des Mikros und zog den Halteclip von seinem nicht ganz taufrischen weißen Hemd. »Das war ja die reinste Zeitverschwendung.«
    Ich sah mich nach einer Serviette um. »Hatten Sie keine Chance, im Rampenlicht zu glänzen?«
    Er grinste. »Man hat mich ausgeblendet, bevor ich auch nur ein Wort sagen konnte. Offensichtlich hatten sie nicht mehr genügend Zeit, als ich drankommen sollte. Ehrlich gesagt bin ich eher erleichtert.«
    »Ach?« Ich versuchte, den Kaffee mit der Serviette aufzuwischen - ohne allzu viel Erfolg.
    »Man hat mich hergeschickt, um ein bisschen Werbung für die Polizei zu machen. Das ist eigentlich nicht mein Ding. Was die ganzen Berühmtheiten angeht, so bleibe ich lieber bei meinen Verbrechern. Was soll ich jetzt damit anstellen?«, fragte er und deutete auf das Mikro.
    »Legen Sie’s da hin.« Ich wies mit der Hand auf den Croissant-Tisch.
    »Für Sie war das also kein Neuland?«
    Sein Blick blieb stetig auf mich gerichtet.
    »Ich … ich arbeite fürs Fernsehen. Normalerweise. Wenn ich nicht… Sie wissen schon« - ich klopfte auf meinen Gips -, »verletzt bin.«
    Deutete sich da etwa ein Lächeln an? »Ach ja. Ich verstehe.«
    Ich war mir da selbst nicht so sicher. Da ich so lange krank war, fühlte ich mich mehr denn je fehl am Platz.
    Der Polizist schaltete sein Handy ein und sah auf die Uhr. »Ich muss los. War nett, Sie kennenzulernen.«
    Ich lächelte halbherzig. »Ja, fand ich auch.«
    »Hoffentlich geht’s Ihrem Bein bald besser.«
    »Danke. Viel Glück beim Verbrecher-Schnappen«, wünschte ich ihm müde.
    Dieses Mal lächelte er tatsächlich. Schmerzmittel und Alkohol waren vielleicht nicht eben die besten Ratgeber, hämmerte ich mir ein. Er legte das Mikro auf einen Teller mit Kresseeiern. Den blonden Jungen, der sich im Schatten hielt, bemerkte ich erst, als die Tür hinter dem Polizisten zuschlug.
    »Lieber Gott, du hast mich erschreckt«, sagte ich, als er auf mich zutrat und mir aus dem Ärmel seiner Tweedjacke eine längliche weiße Hand entgegenstreckte. Wie lange er wohl hier gestanden hatte? Angestrengt versuchte ich mich zu erinnern, was ich gerade eben gesagt hatte. Oder nicht hätte sagen sollen.
    »Verzeihung. Ich dachte, Sie hätten mich gesehen.«
    Vorsichtig nahm ich die dargebotene Hand. Sie war weich, die eher schmutzigen Nägel waren viel zu lang.
    »Maggie Warren? Erinnern Sie sich an mich? Wir haben uns im Sommer kennengelernt.«
     

Kapitel 3
    Was diesen Sommer anging, so gab es immer noch Dinge, die ich nicht mehr wusste, und andere, die ich nicht mehr wissen wollte. Dieser schwarze Fleck war notwendig, und offensichtlich vermied ich es, so gut ich nur konnte, daran zu rühren.
    Im Sommer hatte ich mich am Rande eines Abgrunds bewegt. Ich folgte meinem ausgelaugten Herzen, und ich hätte es fast nicht mehr zurück geschafft. Es machte mir Angst, jemandem gegenüberzustehen, an den ich mich nicht erinnerte.
    Ich sah mein Gegenüber genauer an. Er hatte ein glattes, recht feminines Gesicht und war bleich wie ein Chorknabe. Sein blondes Haar hing ihm in die Augen, als wäre er ein kleiner Junge, doch seine Kleidung war die eines Fünfzigjährigen. Er schwankte ein bisschen. Der ganze Raum schien zu schwanken. Ich musste jetzt wirklich nach Hause. Auf noch wackligeren Beinen sollte ich nicht in der Öffentlichkeit herumspazieren. Sonst würde man mich noch als »mit Krücken bewaffnete Volltrunkene« in die

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