Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden
lächelnde uniformierte Dame stieg aus und meinte, sie habe mir eben eine Nachricht hinterlassen. Ob dies das Telefon sei, das ich vermisse? Damit hielt sie mir mein Handy hin, das zwar ein wenig schlammverspritzt, ansonsten aber unversehrt war. Sie legte es in meine Hand, und ich dankte ihr herzlich. Dann kletterte sie in ihren Wagen und kurbelte das Fenster herunter. Ich holte den Fisch vom Rücksitz.
»Passen Sie auf sich auf, meine Liebe.« Sie ließ das Auto an. »Übrigens: hübsche Blumen haben Sie da«, meinte sie und ließ den Wagen die Einfahrt hinunterrollen.
Und ich wandte den Blick zur Vordertür. Dort lagen sie auf den Stufen. Ein Strauß Albtraum: Lilien.
Als ich mit meinen Einkaufstüten in die Küche ging, läutete das Telefon.
»Du wolltest mich sprechen?« Seine Stimme war so leise, dass ich ihn kaum hören konnte.
»Alex.« Plötzlich herrschte in meinem Kopf die absolute Leere. »Wo bist du?«
»In Bristol. Beim alten Theater. Sie wollen es renovieren und da …«
»Warum hast du das getan?« Ich sammelte mich. »Du hast geschworen, dass du es nicht …«
»Maggie, ich war es nicht«, gab er entschieden zurück. »Es ist mir egal, was du meinst oder dieser Fox. Ich bin nicht dein Stalker, ich habe dich nicht verfolgt. Das schwöre ich dir.«
»Hast du mir gerade wieder Blumen geschickt?«, fragte ich. »Hierher, nach Pendarlin? Diese schrecklichen Lilien, von denen du weißt, dass ich sie hasse.«
»Niemals, Maggie. Ich habe dir nie Lilien geschickt. Ich habe …« Er räusperte sich. »Ich habe dir vor kurzem Blumen zu deinem Vater nach Hause geschickt.«
»Wirklich?« Ich konnte es kaum glauben. »Und wieso hattest du dann dieses Handy? Wenn du es nicht warst, wie kommst du dann zu diesem verdammten Telefon, von dem aus ich die Textnachrichten bekommen habe?«
»Ich habe es gefunden«, murmelte er.
»Es ist dir doch wohl klar, wie faul diese Ausrede klingt.« Mein Tonfall war ätzend.
Ich spürte förmlich, wie er am anderen Ende mit den Schultern zuckte. »Das mag schon sein, aber es ist die Wahrheit. Ich war es nicht, das musst du mir glauben. Jemand hat mir das Telefon zugespielt.«
»Was heißt da ›zugespielt‹? Wir sind hier doch nicht bei Starsky & Hutch , Alex. Das hier ist die Wirklichkeit.« Obwohl ich mir dessen gar nicht so sicher war.
»Es war in dem Karton, den ich aus deiner Wohnung geholt habe, Maggie. Das schwöre ich. Voll aufgeladen. Ich dachte, es sei dein Telefon. Nach allem, was ich weiß …« Er hielt inne.
»Was?«
»Hast du es in den Karton gelegt?«
»Machst du Witze?«
»Ich nicht, aber du vielleicht? Wenn du es nicht warst, Maggie, dann ist irgendjemand hinter dir her.«
»Ist mir bekannt, Alex. Danke für den Hinweis. Natürlich war ich es nicht.«
»Ich dachte, du hättest vielleicht …«
»Was, Alex?«
»Versucht, mich zu bestrafen. Mich reinzureiten.«
»Warum sollte ich das tun?« Zu meiner Bestürzung liefen mir plötzlich Tränen übers Gesicht. Meine Gefühle schwirrten in meinem Kopf herum wie wütende Hornissen. Ich stieß einen langen Seufzer aus.
»Warum sollte ich dich reinreiten wollen? Ich liebe dich, Alex.«
»Liebte.«
»Liebe, liebte, was auch immer. Ich würde dich nicht reinreiten wollen. Mir macht eher Angst, was du mir antun willst.«
»Lieber Himmel, Maggie«, brüllte er. »Ich darf dir nicht einmal nahe kommen. Es heißt, ich muss mich von dir fernhalten.«
Eine lange Pause trat ein, in der nur Digbys frenetisches Kauen auf dem Lammknochen zu hören war, den ich ihm vorher hingeworfen hatte. »Alex«, flüsterte ich schließlich. »Ich habe Angst. Ich weiß nicht, was hier vorgeht.«
»Dann mach, dass du nach Hause kommst. Oder bist du etwa mit diesem Typen zusammen? Er wird sich schon um dich kümmern, nicht wahr?«
»Nein.« Ich starrte aus dem Fenster in den sich schnell verfinsternden Nachmittagshimmel. Digby hob ein Ohr und knurrte. »Schschsch, Dummerchen. Nein, ich bin hier allein.«
»Das ist nicht besonders schlau, nicht wahr?«
»Ich muss einfach mein Hirn ein wenig durchlüften. Ich muss mir über so vieles klar werden.« Ich war froh, dass Alex schwor, es nicht gewesen zu sein. Andererseits war ich verwirrt und verängstigt. Ich wollte unbedingt wissen, wer mir nachstellte … und dazu kam noch eine unendliche, alles verschlingende Traurigkeit. Dann fiel mir plötzlich etwas ein, das mich aus meiner melancholischen Stimmung herausriss.
»Apropos Klarheit: Wie kommt’s, dass du der reizenden
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