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Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Titel: Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Seeber
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lachen.
    »Das ist nicht lustig, Liebling«, klagte Seb lautstark. »Er kann nicht mehr gehen. Wir mussten unsere Premiere verschieben. Die ganze Produktion fällt flach, wenn Jonah es nicht schafft, Malvolios Text übers Wochenende zu lernen. Das Gute daran ist, dass ich jetzt Zeit habe, mich um dich zu kümmern.«
    War das wirklich gut? Ich übergoss den Teebeutel mit kochend heißem Wasser und sah zu, wie dieses sich allmählich braun verfärbte. »Oh«, sagte ich. »So ist das also.« Der Teebeutel sank.
    »Ich komme wohl am besten mit dem Zug. Das geht schneller. Kannst du mich in …«
    »Seb«, unterbrach ich ihn sanft. »Ich möchte nicht grob zu dir sein. Ich würde dich wirklich gerne sehen. Es ist nur …«Ich sah zu, wie eine Spinne am Fenster einen Marienkäfer in ihr silbriges Gespinst flocht.
    »Was?«
    Ich spuckte es aus, bevor ich es mir anders überlegte. »Ich glaube, ich muss dieses Wochenende einfach allein sein.«
    Eine lange Pause am anderen Ende der Leitung. »Seb?«, sagte ich schließlich und wollte schon anfügen, ich hätte nur einen Witz gemacht.
    »Ja, entschuldige, Maggie. Ich bin schon noch dran.«
    »Nicht dass ich dich nicht gerne sähe, weißt du.« Ich sagte es schnell, denn die Vorstellung, ihn hierzuhaben, war gerade nach dieser halb durchwachten Nacht tatsächlich sehr verlockend. Gleichzeitig aber wusste ich nun, dass ich vor der Wahrheit davonlief. Vor der unglaublichen Leere, die der Bruch mit Alex in mir hinterlassen und der ich mich bisher nicht zu stellen gewagt hatte.
    »Ich hätte dich wirklich gerne hier, aber ich hatte es so schwer in letzter Zeit, dass ich das Gefühl habe, damit erst fertig werden zu müssen, bevor ich mich auf etwas Neues einlasse. Verstehst du das?«, fragte ich hoffnungsvoll. Aber warum sollte er?
    »Ja, Maggie. Ich verstehe es. Wirklich. Du warst in so schlechter Verfassung in letzter Zeit, dass mich das nicht im Geringsten überrascht.«
    Erleichtert atmete ich auf. »O Gott, Seb. Ich bin ja so froh. Es wäre einfach nicht fair, dich den weiten Weg hierher machen zu lassen, wenn mir so zumute ist. Ich muss erst mal einen klaren Kopf bekommen.«
    »Ist schon in Ordnung, wirklich.«
    »Ehrlich?«
    »Hör mal, Kleines, entspann dich einfach. Ich bin ja noch da, wenn du wiederkommst.«
    Er war ja so ein netter Mann. Und ich brauchte einen netten Mann, aber vielleicht erst in etwa einem Jahr. Ich ließ mich schwer auf meinen Küchenstuhl fallen. »Danke, Seb. Du bist so süß. Und ich bin im Moment eher ein Problemfall. Aber wenn ich nächste Woche wieder in London bin, koche ich dir etwas Feines zum Abendessen. Ist das in Ordnung?«
    »Natürlich«, sagte er munter. »Ich freue mich schon darauf. Und, Maggie …« Er legte eine Pause ein.
    »Ja?«
    »Ich pass auf dich auf, Kleines.«
     
    Nun war nur noch eine Sache zu erledigen, bevor ich alle Gespenster begraben konnte, und ich war nicht ganz sicher, wie ich es anpacken sollte. Und so griff ich nach Essig und Zeitungen und putzte eifrig alle Fenster des Cottage, wie Gar es immer getan hatte. Dann fasste ich mir ein Herz und rief Inspektor Fox an. Sein Kollege sagte mir, er sei »dienstlich« unterwegs. Alex sei verwarnt worden, sei aber nicht mehr in Polizeigewahrsam. Wieder einmal atmete ich tief durch und rief dann Alex an. Er ging nicht ans Telefon. Ich hinterließ ihm eine Nachricht, dass ich gerne mit ihm sprechen würde. Dann packte ich Digby auf den Rücksitz des Autos und fuhr nach Port Isaac, um Fisch fürs Abendessen zu kaufen.
    Es war ein strahlender Wintertag von der Sorte, die uns mit gefrorenen Wangen, aber glühendem Herzen zurücklässt. Digby und ich marschierten um die Landzunge nach Port Gaverne, über die grün-schwarzen Felsen, die so trügerisch weich aussahen wie Filz. Im Pub am Strand genehmigte ich mir ein Krabbensandwich und ein halbes Glas Cider. Ich setzte mich ans Fenster und ließ mich von der prächtigen Dezembersonne bescheinen, die keinerlei Wärme spendete. Das Meer war so blau und still, dass ich es mir am liebsten wie einen Seidenschal um den Hals geschlungen hätte.
    Ich fühlte mich wieder lebendig, als wir uns auf den Rückweg machten. Ich holte meinen Steinbutt in Dennis Knights Fischladen am Kai ab. Digby starrte begeistert die lebendigen Hummer an, die mit ihren Scheren traurig durchs Glas winkten. Er bellte und bellte, bis ich ihn am Kragen packte und mit ihm nach Hause fuhr.
    Erschrocken bemerkte ich, dass vor meinem Cottage ein Streifenwagen stand. Eine

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