Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Titel: Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Seeber
Vom Netzwerk:
Augen funkelten sehnsüchtig über dem gespitzten Mund. Offensichtlich hatte sie Appetit.
    »Ich bin gleich da.« Einen Augenblick lang sahen sie sich an. Serena schlug als Erste die Augen nieder.
    »Lass dir nicht zu lange Zeit, Liebster.« Sie hauchte ihm einen Kuss zu, der sicher nur für mich gedacht war. Als sich die Tür hinter ihr schloss, konnte ich nicht anders.
    »Gott!«, rutschte es mir heraus.
    »Was?«
    »Wie kannst du nur, Alex? Sie ist so … so …« Mir fehlten die Worte. »Sie passt überhaupt nicht zu dir.«
    Er sah mich fest an. »Wie sagtest du gerade: Jeder hat so seine Bedürfnisse, Maggie.«
    »Und was wären das für Bedürfnisse?« Mir war ein wenig mulmig zumute, als ich da stand und den Türgriff umklammerte. »Ich dachte eigentlich immer, du findest Heiraten blöd.«
    »Das stimmt auch.«
    »Und warum dann …?«
    »Er hat dich aufgezogen. Du weißt, wie mein Vater ist.« Alex fuhr sich mit der Hand durch das kurze Haar, vor und zurück. »Ich habe jedenfalls nicht die Absicht, mich so schnell einfangen zu lassen.«
    Wieder überkam mich die Wut. »Ihr verdammten Baileys mit euren bescheuerten Spielchen.«
    Ich stürzte aus dem Raum und stolperte über einen Schlafsack und ein paar Stiefel, die so schmutzig und groß waren, dass sie eigentlich nur Alex gehören konnten. Er folgte mir durch den Flur und half mir hoch. In dem Moment trat Malcolm hinzu, die Hände tief in den Taschen vergraben.
    »Langsam, Mädchen. Wie war’s denn?«
    Ich lächelte matt, als ich mich wieder hochkämpfte.
    »Du warst immer schon tollpatschig, wenn ich mich recht erinnere. War trotzdem schön, dich zu sehen, Maggie. Komm ruhig mal wieder vorbei.«
    Damit du was zum Lachen hast, oder? »Vielen Dank, Malcolm«, murmelte ich, die Hand auf dem Türgriff. Ich wollte nur noch eines: weg.
    »Wir schicken dir eine Einladung, nicht wahr, Alexander?«
    Ich runzelte die Stirn. »Wozu?«
    »Zur Hochzeit.«
    Verwirrt sah ich Alex an.
    »Eifersüchtig?« Malcolm blinzelte mir zu. Ich biss mir auf die Lippen. »Zu Toms Hochzeit natürlich. Mit der kleinen Clarissa. Der Dame mit dem gebärfreudigen Becken.«
    Glücklicherweise war Clarissa nicht in Hörweite.
    »Dad!«, fuhr Alex ihn an. »Verflucht noch mal.«
    »Alex, was du nur für Ausdrücke kennst!«
    »Weißt du was, Malcolm …« Ich hatte mittlerweile die Tür geöffnet. Die Freiheit lockte mit kaltem Novemberwind. Er sah so ungeheuer selbstzufrieden aus wie ein Täuberich mit stolzgeschwellter Brust. Ein Mann in seiner Burg. »Kein Wunder, dass deine Familie solche Probleme hat. Du bist einfach durch und durch Scheiße.«
     
    Erst als ich in der U-Bahn saß und ins Büro fuhr, umgeben von einem Schwarm ganz in Schwarz gehüllter Äthiopierinnen, die sich lauthals über meinen Kopf hinweg unterhielten, überfiel mich ein Gedanke. Ich starrte den pickligen Jungen auf der Bank gegenüber an, der mit seinem MP3-Player so laut Thrash-Metal hörte, dass ich mich fragte, wieso er kein Nasenbluten bekam. Mein Blick fiel auf seine Stiefel, die mit Farbe besprüht waren.
    Denn auch wenn Alex lautstark alles abstritt, waren seine Stiefel, über die ich in Malcolms Flur gestolpert war, voller Farbspritzer gewesen. Ich hatte es so eilig gehabt, dass es mir nicht sofort aufgefallen war. Doch die Farbe war Rot gewesen.
     

Kapitel 17
    »Speck, Eier, Pommes.« Die Kellnerin in dem Café am Cut hatte sich die Lippen purpurrot bemalt, obwohl die Haut rund um den Mund faltig war wie Krepppapier, was aussah, als kröche die Farbe in feinen Linien in die weiße Haut hinein. Sie knallte den Teller vor mir auf den Tisch. Ich sah zuerst Sally unglücklich an, dann den schmierigen Speck, der sich müde in lang gezogene Wellen legte.
    »Wenn ich es mir recht überlege, bin ich gar nicht hungrig. Vielleicht gehe ich lieber eine rauchen.«
    »Stell dich nicht so an.« Sally nahm sich ein fettiges Stück Pommes. »Du musst was essen. Das ist gut bei Schock.«
    »Ich denke, da soll man stark gesüßten Tee trinken? Zumindest heißt es das immer in den Fernsehserien.« Ich stach die gummiartigen Eier mit der Gabel an. Das Eigelb überraschte mich: Es spritzte förmlich. »Ach, verdammt. Das wollte ich mir aufheben.«
    »Maggie.«
    Ich fuhr auf. Ein wenig atemlos ließ Joseph sich auf den Sitz uns gegenüber fallen. »Die Polizei ist da, Maggie. Sie haben nach dir gefragt.«
    »Polizei?« Ich sah ihn unter zusammengezogenen Brauen strafend an. »Hier?« Ich sah mich um. Der tätowierte

Weitere Kostenlose Bücher