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Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Titel: Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Seeber
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aufhören.« Er drehte sich weg, und ich sah, dass er wie wild an seinen Nägeln kaute.
    »Nun, jeder hat so seine Bedürfnisse.« Trotzig zündete ich mir eine Zigarette an. Der Rauchfaden schlängelte sich durch Bananen- und Jasminpflanzen zu der gläsernen Decke hinauf. Es war warm hier drin, feuchtwarm, doch der Himmel über uns wirkte wie tot, ohne den geringsten Farbhauch.
    Ich starrte dem Rauch nach, dann betrachtete ich eingehend Alex’ langen, breiten Rücken. Ich wusste einfach nicht, ob ich ihm glauben sollte. Er hatte ein sehr loses Verhältnis zur Wahrheit, und ich hatte längst aufgehört, ihm zu vertrauen. Er hatte mir schon zu viele Geschichten aufgetischt, und jetzt …
    Plötzlich erklang Klaviermusik, eine vertraute Melodie, deren sanfte Klänge mich fast erstickten. Mendelssohns Lied ohne Worte . Eine Woge der Trauer überrollte mich. Ich war so unglücklich darüber, wie unsere Wirklichkeit aussah. Dass dies alles sein würde, was von meiner Beziehung zu Alex übrig geblieben war: diese schreckliche Situation, in der wir uns gegenseitig nur noch anfauchen konnten.
    »Bitte, Alex, stell das ab«, flüsterte ich.
    »Warum? Was ist damit?« Er wandte sich vom Fenster ab und sah mich an.
    »Lieber Gott!« Ungeschickt ließ ich mich auf einen Bambussessel fallen. »Erinnerst du dich wirklich nicht? Hat dir eigentlich irgendetwas von dem, was wir zusammen getan haben, jemals etwas bedeutet?«
    »Verdammt noch mal, natürlich! Aber warum sollte ich mich daran erinnern?« Er sah noch immer völlig unberührt aus. »Du weißt doch, dass ich keine Ahnung von Musik habe.«
    Traurig dachte ich an Santana, die Kaiser Chiefs und Led Zeppelin, an all die iPods, die ich ihm geschenkt hatte und die er irgendwann im Bus oder Taxi vergessen hatte. (»Ich besorg mir einen anderen, Mag, und dir bringe ich auch einen mit«, blödelte er stets. Dabei kitzelte er mich am Fuß, ich seufzte, und dann verzieh ich ihm.) Ich dachte an die neue Stereoanlage, die wir gekauft hatten und die er eines Abends nach einem Streit über den Irakkrieg kaputt trat. Einem Streit, in dem es angeblich um den Irakkrieg ging. Alex hing immer ein bisschen zu heftig an seinen Ansichten. Und wenn er getrunken hatte, nahm er ohnehin alles viel zu persönlich.
    Ich hatte das Gefühl, jetzt kein vernünftiges Wort mehr herauszubringen, also drückte ich meine Zigarette aus. Der Aschenbecher war so bildschön, dass er nicht unbedingt zum Benutzen einlud.
    »Ist das die Musik …« Er sah jetzt nachdenklich aus. »Ist es das, was wir hörten, als wir das erste Weihnachten in Pendarlin verbrachten und …«
    »Manchmal kannst du richtig grausam sein, weißt du.« Ich stand auf. An der Tür drehte ich mich um und sah ihn einen Augenblick lang an, sah in sein vertrautes schroffes Gesicht und versuchte, mich an jenen Alex zu erinnern, den ich kennengelernt hatte, jenen Mann, der seinen Dämonen noch nicht nachgegeben hatte.
    »Wenn du es bist, Alex, der all diese seltsamen Dinge tut, dann hör bitte auf. Ich habe die Botschaft erhalten. Jetzt jagst du mir nur noch Angst ein.«
    »Maggie, ich schwöre dir, dass ich nichts damit zu tun habe.« Jetzt kam er auf mich zu. »Aber es hört sich schlimm an. Ein bisschen verrückt. Ich mache mir Sorgen um dich.«
    »Das ist ja schon mal was.«
    »Wenn nämlich wirklich jemand hinter dir her ist, wie du sagst …«
    Ich verzog das Gesicht. »Ich habe nie gesagt, dass jemand hinter mir her ist, oder?« Ich warf mir die Tasche über die Schulter. »Das hätte ich fast vergessen: Bitte schick keine Leute mehr in die Wohnung, wenn ich nicht darauf vorbereitet bin, wie diesen Costana zum Beispiel. Mich hätte gestern Morgen fast der Schlag getroffen.«
    »Ich dachte, du bist im Büro. Außerdem wirst du dich daran wohl gewöhnen müssen.« Keine Spur von Reue auf seinem Gesicht. »Makler brauchen nun mal Zutritt zur Wohnung. Das habe ich dir gesagt.«
    »Hast du nicht. Und ich will nicht, dass jemand, den ich nicht kenne, in der Wohnung herumschnüffelt, okay? Zumindest im Augenblick nicht.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Beim nächsten Mal sage ich dir Bescheid.«
    Serena steckte den Kopf herein. »Wir wollen essen, Allie, Liebling«, schnurrte sie. Sie war so dünn. Ich konnte einfach nicht glauben, dass sie je etwas aß. Zumindest nicht, wenn sie es hinterher nicht wieder ausspucken konnte.
    »Ich komme, mein Schönes.«
    »Die Croissants riechen himmlisch«, lächelte sie verführerisch. Die weit aufgerissenen

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