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Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Titel: Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Seeber
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Bauarbeiter am Nebentisch biss gerade lustvoll in sein Eisandwich und blinzelte mir zu. »Wo?«
    »Im Büro, meinte ich.« Joseph wurde rot.
    Ich starrte ihn an. »Ich habe die Polizei nicht gerufen.«
    »Nein, aber genau das hättest du tun sollen«, sagte Sally scharf und schnappte sich noch ein Stück Pommes. »Knusprig sind die nicht gerade.«
    »Du warst es aber nicht, Sal, oder?«
    »Was?«
    »Du hast sie nicht angerufen.«
    »Nein. Aber ich finde, du solltest mit ihnen reden. Außer …«
    »Außer?«
    »Außer du … nun …«
    »Was?«
    »Du weißt schon: außer du bildest es dir nur ein.« Sally konnte mir nicht in die Augen sehen.
    »Ähm … ich soll mir leuchtend rote Buchstaben auf meiner Tür einbilden? Wohl kaum.«
    »Nein, natürlich nicht.« Sie sah erleichtert aus.
    Aber ich wollte mit dieser Geschichte auf meine Art fertig werden. Ich wollte so tun, als würde heute nichts passieren. Als würde nie etwas passieren, genauer gesagt.
    »Maggie.« Josephs Gesicht leuchtete in schönstem Tomatenrot. »Ich denke, Sie sollten mitkommen.«
    »Aber ich bin gerade beim Essen«, sagte ich und steckte mir ein Stück Pommes in den Mund, wie um es zu beweisen.
    »Maggie!« Sally schob mich von der Bank. »Geh schon. Ich lass dir alles einpacken.«
    Murrend schnappte ich mir meine Zigaretten und folgte, brav jedem Radfahrer ausweichend, Joseph über die Straße ins Büro.
     
    Der kleine, drahtige Polizist wartete in meinem Büro auf mich. Er stand höflich auf, als ich hereinkam. »Maggie Warren? Inspektor Fox.«
    »Hallo.« Ich ergriff seine ausgestreckte Hand. Dann sah ich ihn an. »Kennen wir uns nicht?«, fragte ich ihn nervös.
    »Doch. Wir haben uns schon kennengelernt.«
    Mein Magen zog sich reflexartig zusammen. »Wirklich?«
    »Erinnern Sie sich nicht?«
    Lieber Himmel. Nicht schon wieder. Ich biss mir auf die Lippen.
    »Im Fernsehstudio.«
    »Ach, ja.« Plötzlich war die Erinnerung wieder da. Die Trauma-Talkshow. »Natürlich.«
    »Geht es Ihrem Bein mittlerweile besser?«
    »Ja, danke. Viel besser.« Ich war so erleichtert, dass ich fast gelächelt hätte, als ich mich setzte. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Eigentlich ist das meine Frage.« Er zog ein Notizbuch heraus und blätterte es durch. Dabei fiel mir auf, dass die Bündchen seines Sweatshirts abgewetzt waren. »Ein Herr Sebastian Rae rief uns an.«
    Ich wurde rot. Warum konnte mein Büro nicht ein wenig größer sein? Dann hätte ich nicht unmittelbar vor Inspektor Fox gesessen. »Ach ja?«
    »Mr Rae scheint anzunehmen, dass irgendjemand Sie heute Morgen bedroht hat.«
    »Richtig.« Es gefiel mir durchaus, dass Seb sich um mich solche Sorgen machte.
    »Also?«
    »Was meinen Sie?«
    Er war unendlich geduldig. »Erzählen Sie mir doch bitte davon.«
    »Ehrlich gesagt bin ich sicher, dass es sich um einen Streich handelt. Ein paar Kinder vielleicht, die Graffiti sprühen wollten.« Oder mein eifersüchtiger Exfreund. Ich hatte Alex angerufen, sobald ich aus der U-Bahn gestiegen war, um ihn über die Farbe an seinen Stiefeln auszufragen, aber er hatte sich noch nicht gemeldet. Vielleicht hatte er ja zu tun. Immerhin musste er mit Serena seine göttlichen Croissants teilen. Ich schniefte, dann rückte ich das Foto von Digby gerade. Die Mädchen hatten es mir letzte Weihnachten rahmen lassen.
    »Und Sie sind sicher, dass das alles ist?« Der Polizeibeamte hatte knallrotes Haar, das er zurückgekämmt trug. Das Licht im Raum ließ es noch stärker leuchten, sodass es schillerte wie einer dieser neumodischen Sportdrinks. »Gab es keine anderen Vorfälle, die Sie vielleicht warnen sollten?«
    »Warnen?«
    »Nun, da sind die Worte: ›Misch dich nicht ein, Nutte.‹« Er sah mich aufmerksam an. Ich wurde blass. »Das ist doch eine ziemlich klare Botschaft, oder?«
    »Hört sich ganz so an.«
    »Solche Fälle von Vandalismus auf Privatgrundstücken entstehen häufig aus Nachbarschaftsstreitigkeiten. Gab es vielleicht derartige Vorfälle? Hatten Sie vielleicht Ärger wegen nächtlicher Partys? Oder hat sich jemand bei Ihnen beschwert?«
    »Nicht dass ich wüsste. Wir haben nicht viele Nachbarn. Ich habe nicht viele, sollte ich sagen. Wo ich wohne, sind sonst nur Geschäfte. Und mit denen hatte ich nie etwas zu tun.«
    Ich hätte schwören können, dass seine Ohren sich ein wenig aufrichteten.
    »Wer ist ›wir‹?«
    »Wie bitte?« Ich hatte den Faden verloren.
    »Wen meinen Sie mit ›wir‹?«
    »Ich habe mit meinem Exfreund dort gewohnt. Alex

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