Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden
Stimme. »Du kannst dir nicht vorstellen, was er jetzt wieder gebracht hat.«
Der Junge mit der Post klopfte. Er trug einen wunderschönen Korb mit Obst und Champagner und setzte ihn auf meinem Tisch ab. Ein weiß glänzender Umschlag sah daraus hervor. Mein Herz schlug schneller. Mein Instinkt sagte mir, es sei besser, ihn nicht zu öffnen. Natürlich tat ich es trotzdem und stellte erleichtert fest, dass er nur zwei Eintrittskarten für ein Konzert in der Festival Hall enthielt, für diesen Abend, und eine handschriftliche Nachricht von Seb.
»Was glaubst du, was passiert ist? Gershwin spielt heute Abend - nur für dich. Bitte komm doch mit.«
Ich fragte mich, ob er wusste, dass Gershwin längst tot war. Unten fand sich noch ein Postskriptum.
»Ich will jeden Zentimeter von dir mit meiner Zunge erforschen«, schrieb er. Lieber Himmel! Ich wurde so rot wie ein überhitzter Radiator und steckte die Karte schnell in die Tasche. In meiner Eile wischte ich mit dem Ellbogen die Trauben und Lychees hinunter, die munter über den Teppich rollten.
»Maggie, du bist wirklich tollpatschig.« Sally nahm sich einen Pfirsich, der schon ein wenig angeschlagen war, und gab ihn mir. Ihr breites Gesicht glänzte vor Neugierde. »Du bist ja ganz rot geworden.«
»Ist nicht wahr.« Ich lief noch röter an.
»Von wem ist denn das hübsche Geschenk? Von einem neuen Liebhaber?«
Donna rauschte herein. »Er oder ich, das sage ich euch!«
»Gut, Donna. Danke«, meinte ich trocken. »Und wie geht es Ihnen heute?«
»Das wollen Sie gar nicht wissen. Diese durchgeknallten PR-Berater machen mir das Leben noch zur Hölle.«
»Gut.« Ich schaltete den Computer ein. »Und wo ist jetzt das Problem?«
»Jedenfalls nicht die PR-Typen. Es ist dieser verdammte Blake. Er schnüffelt in meinen intimen Sachen rum.«
»Wie aufregend!« Ich zog fragend eine Augenbraue hoch. »Was für ein Glück für Sie!«
Sally kicherte. »Ich lasse euch beide mal allein.« Sie schloss die Tür hinter sich.
»Das ist verdammt ernst.« Donna sah mich finster an. »Er hat sich meine Kontakte gekrallt.«
»Wie meinen Sie das?«
»Weil zuerst meine Rollkartei verschwunden war, und dann die von Lisa. Schließlich haben wir sie im Klo wiedergefunden. Der Himmel weiß, wieso. Und einige der Karten fehlen.«
»Und woher wollen Sie wissen, dass er es war?«
»Weil gestern Abend mein Adressbuch aus meiner Schublade verschwunden ist. Das, in dem wirklich alles drinsteht, auch die persönlichsten Daten: E-Mail-Adressen, Handynummern und so weiter.« Donna sackte auf dem Sofa zusammen. »Verdammt noch mal, da sind Nummern drin, für die ich weiß der Teufel was tun musste, um da ranzukommen. Einfach alles. Und wenn irgendjemand von diesen Leuten herausfindet, dass seine Kontaktdaten frei in London herumschwirren, dann drehen die durch, das sage ich Ihnen!« Sie hatte den Kopf in beide Hände gestützt und war den Tränen nahe. »Ich rede hier von echten Berühmtheiten, von Agenten, Drogensüchtigen, Politikern, verurteilten Pädophilen und der ganzen Bande.«
»Ist ja gut, Donna. Beruhigen Sie sich.« Ich setzte mich neben sie aufs Sofa. »Aber wieso denken Sie, dass es Joseph gewesen sein muss?«
»Weil er gestern Abend neben mir der Einzige war, der noch hier war. Er sagte, er müsse ›Extra-Recherchen‹ machen. Weiß der Himmel, worüber, der ist ja sowieso total daneben.« Empört sah sie mich an. »Meine Schublade ist normalerweise verschlossen, aber als ich zum Rauchen nach unten ging, habe ich den Schlüssel auf dem Tisch liegen lassen. Als ich zurückkam, war Blake weg. Und als ich nach dem Buch sah, war das auch nicht mehr da.«
»Und der Schlüssel? Ist der auch weg?« Ich fühlte mich wie Inspektor Fox.
Sie zuckte mit den Schultern. »Nein. Er lag immer noch auf dem Tisch.«
»Sind Sie sicher, dass das Buch in der Schublade war?«
Sie schnalzte mit der Zunge. »Absolut. Kommen Sie, Maggie, Sie wissen doch, wie er ist.«
Ich seufzte. »Ja, das stimmt. Er ist wirklich ein komischer Kauz.«
»Das ist ja die Untertreibung des Jahrhunderts. Außerdem habe ich ihn dabei erwischt, wie er in Ihrem Büro herumschnüffelte.«
»Wirklich? Wann?«
»Erst neulich. Er sagte, er suche eine bestimmte Akte, aber er machte dabei ein ganz schuldbewusstes Gesicht.«
»Nun, das heißt noch nicht, dass er ein Dieb ist. Sind Sie sicher, dass Sie das Buch nicht zu Hause haben?«
»Das habe ich schon überprüft. Glauben Sie mir, ich habe meine Wohnung auf den Kopf
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