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Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Titel: Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Seeber
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Fernsehen echte Gefühle zu zeigen war nun wirklich nicht meine Absicht. »Ich kann vielleicht nie wieder richtig gehen«, murmelte ich. »Ich war früher Läuferin, das sollten Sie vielleicht wissen.«
    Das Publikum tobte. Nun hatten sie Fernandez’ Rolle begriffen. Er war der Wolf in meiner Rotkäppchen-Story, das absolute Böse hier auf der Bühne. Er wurde ihnen zum Fraß vorgeworfen, sie durften ihn zerfleischen. Ich schluckte und zog die Sache so durch, wie sie vorgesehen war.
    »Ich kann nicht arbeiten. Ich brauche Hilfe im Haushalt.« (Das stimmte.) »Ich habe Albträume.« (Wie schmerzlich wahr! Darüber hätte ich ihm noch mehr erzählen können.) Ich knüllte das Papiertaschentuch, das Renee mir in die Hand gedrückt hatte, zusammen und erholte mich gerade so weit, dass ich weitermachen konnte. Ich räusperte mich.
    »Mein Bein ist jetzt schon zum zweiten Mal in Gips, weil …«
    Da hörte ich das feine Stimmchen. »Mein Leben hat sich auch völlig verändert.«
    Renee mimte die Besorgte und wandte sich dem Stimmchen zu. »Fay Carter, auch Sie waren an jenem schrecklichen Abend in dem Unfallbus. Können Sie uns sagen, was genau passiert ist? Maggies Gefühle sind wohl zu stark, um uns einfach über die Tatsachen aufzuklären.«
    Eine mütterlich wirkende Frau in der ersten Reihe seufzte vernehmlich. Ich lächelte schwach, die letzte Ladung Schmerzmittel machte sich bemerkbar. Aber Fay war überglücklich, sich in das Streitgespräch einmischen zu können - wie ein kleiner Windhund, der dem Start entgegenfiebert. Und schwupps war sie mittendrin. Erleichtert sank ich in mich zusammen. Hatte ich nicht schon genug geleistet?
    Verzweifelt dachte ich an den Wein, der in der Flasche unter meinem Sitz stand. Ich sah Amanda mit der Stoppuhr. Wir waren wohl kurz vor der Pause. Bitte, lieber Gott. Ich spürte, wie mir der Schweiß über die Stirn lief, während ich Fays Worte an mir vorüberschwirren hörte. Die Wahrheit war - und Renee wäre begeistert gewesen, wenn ich sie eingeweiht hätte -, für mich war der Unfall so entsetzlich gewesen, dass ich mich nicht daran erinnern wollte.
    »Ich wollte zurück nach London, meinen Freund besuchen. Ich habe mich so gefreut. Sie wissen ja, wie das ist, wenn man sich längere Zeit nicht gesehen hat.« Wieder kollektives Seufzen aus dem Publikum. Sie waren verrückt nach Liebesgeschichten. Wenn sie die Wahl hatten, zogen sie allerdings einen Faustkampf vor.
    »Ich bin gerade den Mittelgang hinaufgegangen, weil ich zur Toilette wollte. Ich hatte zu viel Tee getrunken, wissen Sie.« Sie lächelte ins Publikum, und das Publikum lächelte zurück. Die Kleine wusste, wie sie es anstellen musste. »Ich sah Maggie, als ich an ihr vorüberging. Sie schlief.« Sie nahm mich mit ihren Scheinwerferaugen in den Blick. »Tief wie ein Baby, wissen Sie.«
    Meine Haut kribbelte. Ich konnte mich an das Mädchen nicht erinnern. Aber ich war damals vermutlich - in Gedanken. Ich sah auf meine Hände.
    »Und irgendwie wusste ich, dass sie meine Zukunft war.«
    Mein Kopf ruckte hoch. Was?
    »Nennen Sie es Intuition, wenn Sie wollen. Dann hörte ich diese Frau schreien, und wir schwankten wild hin und her. Wir, also der Bus, begann zu trudeln. Und dann kippte er einfach um, wissen Sie. Und das … das war’s dann. Wirklich.« Ihre süße Stimme schien ein ganz klein bisschen zu brechen. Ich senkte den Blick. Mein Mageninhalt kam bei dieser Erinnerung hoch. Das Papiertaschentuch lag zerfetzt auf meinem gesunden Knie.
    »Der Bus überschlug sich, dann rutschte er auf dem Dach dahin, mitten auf die andere Fahrbahn, wissen Sie. Genau in den entgegenkommenden Verkehr. Und erst nachher … also viel später … erfuhren wir, dass drei Pferde aus einer Weide in der Nähe der Autobahn ausgebrochen waren. Irgendwie hatte der Zaun nachgegeben, und da sind sie auf die Straße gelaufen, die armen Tiere.«
    Die Zuhörer glucksten bewundernd angesichts von so viel Einfühlsamkeit. Ein Tränchen löste sich aus dem mit einem dichten Wimpernkranz bewehrten Auge und fand seinen Weg über die Porzellanwange. »Der Busfahrer hatte keine Chance, der Ärmste.«
    Schnell hakte Renee mit ruhiger Stimme nach. »Ist er …«
    Fay schüttelte traurig den Kopf. »Nein. Er hat es nicht geschafft.«
    Renee faltete die Hände vor ihrem unglaublichen Busen. »Traurig, aber wahr, liebe Zuschauer. Stan Quentin fand bei dem schrecklichen Unfall einen tragischen Tod, zusammen mit elf weiteren Menschen. Ich denke, ich spreche für

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