Nur 15 Sekunden
überzeugt gewesen wäre.
«Ein Glück», fuhr Courtney fort, «dass wir hier lauter gute Tipps schwarz auf weiß haben. Schaut euch das mal an.»
Wir reichten die Unterlagen hin und her und überflogen sie. Jed hatte uns ganz kostenlos ein paar Sicherheitschecklisten überlassen, die nach verschiedenen Dringlichkeitsstufen geordnet waren: «Höchste Alarmstufe», «Erhöhte Wachsamkeit» und «Sicherheit für jeden Tag».
«Die hier», erklärte Courtney und gab mir die zusammengeheftete Checkliste mit der Überschrift «Höchste Alarmstufe». «Wie heißt es doch so schön? Nicht kleckern, sondern klotzen.»
«Ganz meine Meinung», sagte Rich. «Du solltest so vorsichtig sein wie irgend möglich.»
«‹Installieren Sie eine Alarmanlage›», las ich laut vor. «‹Installieren Sie eine Sicherheitskamera mit Videofunktion vor Ihrem Haus und bringen Sie den Bildschirm gut sichtbar im Hausinneren an. Bauen Sie hinter und neben dem Haus Bewegungsmelder mit Flutlichtlampen ein. Legen Sie sich ein Postfach für Ihre Postsendungen bei einem privaten Unternehmen zu, beispielsweise bei UPS; wir raten davon ab, den entsprechenden Service der Post in Anspruch zu nehmen, da er sich als zu wenig sicher erwiesen hat. Schließen Sie einen analogen Anrufbeantworter mit Kassetten an Ihren Festnetzanschluss an, der ausschließlich die Anrufe des Stalkers aufzeichnet. Leiten Sie alle anderen persönlichen Anrufe auf eine neue Handynummer um.›» Ich hob den Kopf und sah Rich und Courtney an. Beide lauschten konzentriert. Dann las ich weiter: «‹Sie sollten auch in Erwägung ziehen, sich eine Waffe zuzulegen.›»
«Eine Waffe!» Rich war ebenso schockiert wie ich.
«Großartige Idee!» In Courtneys Gesicht lag ein Ausdruck, den ich bereits kannte und der sich irgendwo zwischen verführerisch und entschlossen ansiedelte: ihre ganz persönliche Variante von Tatendrang.
«Ich wohne hier mit einem Kind, Courtney. Außerdem bin ich strikt gegen Waffen, in jeder Form.»
«Ben braucht ja nichts davon zu erfahren.»
«Er wird es herausfinden, glaub mir. Er ist in der Pubertät – er hat den Körper eines Mannes, ist aber trotzdem noch ein Kind und völlig unvernünftig. Ich habe ihn dazu erzogen, gegen Waffen zu sein. Was sende ich denn damit für eine Botschaft?»
«Die Botschaft, dass du am Leben bleiben willst.»
Darauf wusste erst einmal niemand mehr etwas zu sagen. Irgendwie stimmte es ja auch. Wenn man all das Gerede, die Angst und die vielen Vermutungen wegstrich, ging es einzig und allein darum.
«Ich glaube, Courtney hat recht», sagte Rich. «Vielleicht solltest du einen Kurs machen, damit du weißt, wie man Schusswaffen gefahrlos verwendet. Und wenn du dich mit Ben hinsetzt und einmal ganz ernsthaft mit ihm redest …» Er brach ab. Schließlich war er selbst Vater und wusste, wie zynisch das klang.
Mein Kind, ich werde dir jetzt erklären, warum all die Überzeugungen, die ich dir bisher vermittelt habe, hinfällig sind
…
Doch Courtney war jung, sie hatte keine Kinder und merkte nicht, was für ein prekärer Moment das war. «Das ist ein Mann nach meinem Herzen. Er weiß, wovon er redet. Erst machst du so eine Schießübung, und anschließend kaufen wir dir die perfekte Pistole. Eine hübsche, kleine, die gut in die Handtasche passt.»
«Habe ich nicht gerade irgendwo gelesen, dass man Waffen nicht in der Handtasche tragen soll?» Rich suchte in denPapieren, bis er die entsprechende Seite gefunden hatte. «Hier steht’s: ‹Waffen, die nicht am Körper getragen werden, können Ihnen entrissen und gegen Sie verwendet werden. Tragen Sie die Waffe unter dem Oberteil, am Knöchel oder an einem anderen Ort, wo Sie sie leicht, schnell und ohne viel Aufwand erreichen können.›»
«Wisst ihr was?», sagte ich. «Ich glaube, mit der Waffenfrage kann ich mich jetzt nicht befassen, das ist mir einfach zu drastisch. Am besten fange ich mit den Dingen an, die ich auch wirklich bewältigen kann. Zum Beispiel mit der Alarmanlage und allem, was ich sonst noch brauche, um dieses Haus in eine Festung zu verwandeln.»
«Ich helfe dir», sagte Rich.
Courtney grinste. «Zupacken kann er auch noch.»
Rich errötete von neuem. Courtney spielte auf ihm wie auf einer Klaviatur, und es machte ihr sichtlich Spaß. Da sie ihr Spielchen diesmal mit meinem Liebhaber trieb, fand ich das Ganze nur mäßig amüsant. Doch ich war nicht mehr jung genug und hatte zu viele andere Dinge im Kopf, um mich davon ernstlich irritieren zu
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