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Nur 15 Sekunden

Nur 15 Sekunden

Titel: Nur 15 Sekunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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ihr ruhen. «Einigen wir uns doch auf Joe, das ist wohl das Einfachste. Dann wollen wir mal sehen.» Er klickte noch ein paarmal mit der Maus. Wahrscheinlich gab er meine Antworten in die entsprechenden Kästchen ein, während er weiterredete. «Also keine sexuelle Beziehung, keine Vorstrafen, über Drogenmissbrauch ist nichts bekannt   … stimmt das so weit?»
    «Ja.»
    «Sie arbeiten bei derselben Firma. Und Sie kennen sich seit zwei Jahren.»
    «Nein! Er verfolgt mich seit zwei Jahren. Kennengelernt habe ich ihn eigentlich erst vor zwölf Tagen.»
    Jed nickte und überlegte offensichtlich, wie er diesen feinen Unterschied in sein Standardformular einfügen sollte. Schließlich wechselte er auf die nächste Seite und gab dort etwas ein. Nach ein paar weiteren Mausklicks drückte er auf «Enter», lehnte sich wieder zurück und wartete.
    «Gute Nachrichten, Darcy. Ihr Bedrohungspotenzial ist ausgesprochen niedrig. Es liegt nur bei zwei auf einer Skala von eins bis zehn, wobei zehn den schlimmsten anzunehmenden Fall ausmacht.»
    Ich war fassungslos. Er glaubte tatsächlich, die Gefahr, die Joe für mich darstellte, mit einem simplen Computerprogramm berechnen zu können! Die Sache entpuppte sich als reine Zeitverschwendung. Doch Jed war noch nicht fertig.
    «Vielleicht ist Ihnen das ja neu, Darcy, aber Sie befinden sich in bester Gesellschaft. Siebenundsiebzig Prozent aller weiblichen Stalking-Opfer werden von jemandem verfolgt, den sie kennen, in ganzen neunundfünfzig Prozent dieser Fälle ist es ein ehemaliger Partner. Von den Frauen, die von einem aktuellen oder früheren Ehemann oder Lebensgefährten gestalkt werden, berichten einundachtzig Prozent, dass sie tätlich angegriffen wurden, und einunddreißig Prozent, dass es zu sexuellen Übergriffen kam. Und einer landesweiten Studie zum Femizid ist zu entnehmen, dass sechsundsiebzig Prozent der Opfer zunächst gestalkt wurden.»
    Jed war am Ende seines Vortrags angelangt und strahlte mich erwartungsvoll an, und ich hatte das Gefühl, ihm eine Eins plus geben zu müssen, weil er das alles so schön auswendig gelernt hatte. Und anschließend eine Ohrfeige, weil er sich so dumm und taktlos verhielt.
    «Femizid?», fragte ich.
    «Frauenmorde.»
    «Jed.» Courtney beugte sich vor und drückte dabei die Arme fest an den Körper, um ihr unter der transparenten Bluse deutlich sichtbares Dekolleté noch mehr zu betonen. «Darcy hat wirklich ein ernsthaftes Problem. Sie machen das ja ganz wunderbar, aber könnten wir vielleicht mit jemandem reden, der ein ganz klein bisschen mehr Erfahrung hat?»
    «Ich wurde von unserem Mitbegründer Alan Tierney ausgebildet. Er arbeitet seit zwanzig Jahren in der Branche und gilt als einer der Besten im Bereich Bedrohungsanalyse.»
    «Ich weiß, deshalb habe ich Darcy ja auch geraten, hier anzurufen. Wo ist denn Mr.   Tierney?»
    «Er liegt zurzeit leider im Krankenhaus und erholt sich von einer Bypass-Operation.»
    «Und wer ist MacDonald?»
    «Gerry MacDonald, der andere Mitbegründer. Er ist bereits seit siebzehn Jahren tot.»
    Courtney und ich wechselten einen Blick: Zeit zu gehen.
    «Eine Frage noch», sagte Courtney. «Wie lange sind Sie denn schon dabei?»
    «Oh.» Er lächelte hinreißend. «Seit einem halben Jahr.»
    Ich verspürte akuten Brechreiz.
    Bevor wir gingen, griff Courtney nach dem blauen Ordner, wie nach einem Werbegeschenk, das sie einfach nicht liegen lassen konnte.
    «Jed», sagte sie und drehte ihren Charme voll auf. «Danke, dass Sie sich die Zeit für uns genommen haben.» Sie griff in ihre Handtasche und reichte ihm ihre Visitenkarte. «Ich fürchte, wir werden Ihre Dienste nicht in Anspruch nehmen, aber ich will ganz ehrlich sein: Ich finde Sie wahnsinnig sexy. Rufen Sie mich an?»
    Erstaunlicherweise schien ihn das nicht weiter zu überraschen. Mich allerdings schon. Ich taumelte förmlich aus dem Besprechungszimmer. Courtneys Sexualverhalten war ein bisschen zu   … nun ja   … fortschrittlich für meine Begriffe. Ich wartete im Empfangsbereich, bis sie grinsend nach unten kam. Ich sah in ihr strahlendes Gesicht, sie in mein fassungsloses, dann mussten wir beide lachen.
    «Ich will’s gar nicht wissen», sagte ich.
    «Hast du dir etwa noch nie ein Betthäschen gehalten?»
    «Äh   … nein.»
    «Kann ich nur empfehlen.»
    «Solange du ihn nicht heiratest.»
    «Da mach dir mal keine Sorgen. Aber ein, zwei Wochen Spaß sind mit Sicherheit drin.»
    Wir traten nach draußen und blieben nebeneinander auf

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