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Nur Blau - Roman

Nur Blau - Roman

Titel: Nur Blau - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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Pole war überwältigt. Mehr noch.
    Das ist unglaublich, sagte er, ich habe mich lange mit Kleins Blau auseinander gesetzt, ich habe es studiert, dieses Blau. Das hier ist fantastisch, Ihr Freund ist ein Genie, ich muss ihn kennen lernen.
    Das geht nicht, sagte Mosca schnell.
    Er wollte, dass das Gespräch Jo nicht berührte, er wollte nicht über ihn reden, er fühlte sich schlecht dabei, aber er war stolz in diesem Moment, stolz auf Jo, auf das, woran er glaubte. Er hatte Bestätigung von außen bekommen. Er ist ein Genie, hatte der Pole gesagt, dasselbe sagte auch Jo über sich selbst, und jetzt wusste er, dass er Recht hatte. Er hatte nicht daran gezweifelt, er wollte sich nur sicher sein, er wollte Jos Arbeit bestätigt wissen. Auch deshalb war er hier.
    Denken Sie, dass man solche Kopien verkaufen kann, fragte Mosca.
    Der Pole überlegte und dann sagte er etwas, das Mosca sehr beunruhigte. Es kam sehr ruhig aus dem polnischen Mund, langsam und bestimmt.
    Ich denke, wir sollten nicht Kopien verkaufen, sondern Fälschungen.
    Er wartete, bis Mosca verstand, was er vorgeschlagen hatte.
    Wir könnten viel Geld verdienen, sagte er dann, Sie besorgen die Bilder und ich verkaufe sie, ich habe gute Kontakte.
    Mosca sagte nichts. Er wusste, wovon der Pole sprach, er würde die Kopien als Originale am Kunstmarkt anbieten, irgendwelchen reichen Sammlern, er würde sie alle in Gefahr bringen, und ins Gefängnis. Es ging hier um Millionen, Betrug in sehr großem Stil. Mosca war schockiert von dem Gedanken und zugleich verspürte er eine Spannung in sich, die lustvoll war, nicht ängstlich. Die Handlung nahm eine neue Wende, er würde die sichere Straße verlassen. So unwahrscheinlich ihm diese neue Möglichkeit auch vorkam, er sagte nicht nein.
    Wie stellen Sie sich das vor, fragte er stattdessen.
    Der Pole schaute mitten in Moscas Gesicht. Kühl, die Haut auf seiner Wange zuckte, seine Lippen hoben und senkten sich. Mosca hörte zu.
    Ich nehme die Kopie mit nach Warschau und lasse sie von einem Experten analysieren, das Leinen ist in Ordnung, aber das Holz für den Rahmen muss auch alt sein, so viel sehe ich jetzt schon.
    Der Pole war sehr sachlich, er wusste, wovon er sprach.
    Das ist nicht das erste Mal, dass er so etwas macht, dachte Mosca.
    Er bemühte sich, seine Fassung zu wahren, hörte einfach nur zu.
    Es werden ein paar Tests gemacht. Wenn alles gut geht, melde ich mich bei Ihnen und gebe Ihnen die exakten Maße für das erste Bild. Es gibt zwar ein Werkverzeichnis Kleins, aber es ist unvollständig, von zahlreichen Monochromen kennt man die Besitzer nicht, es ist also problemlos möglich, als Verkäufer aufzutreten und Bilder aus einer unbekannten Privatsammlung anzubieten. Ich kenne diese Leute, und sie sind bereit, viel Geld zu bezahlen. Sie erhalten dreißig Prozent pro verkauftem Bild, ich erledige die Hauptarbeit und trage das Risiko. Es gibt keine Verhandlungsbasis. Das Geld erhalten Sie in bar, ein Bote wird die Bilder hier in Frankfurt abholen und Ihren Anteil am Verkauf zustellen. Sie müssen nur dafür sorgen, dass Ihr Freund gute Arbeit abliefert, den Rest erledige ich.
    Der Pole sprach ruhig und langsam. Gelassen wandte er den Blick von Mosca ab und schaute dem Angler zu, wie er einen Fisch mit dem Kopf an einen Stein schlug.
    In Moscas Hirn rasten die Gedanken. Er würde aufstehen und gehen, er würde den Polen nie wieder sehen, er würde zum Betrüger werden und sich mit schmierigen Geldboten treffen, sie würden viel Geld verdienen. Und Jo würde ihn erschlagen, wenn er davon erfuhr.
    Moscas Gedanken rasten. Ich werde ins Gefängnis gehen, sie werden uns nicht erwischen, sie werden die Spuren bis zu uns zurückverfolgen, es gibt kein Risiko, ich kann das nicht tun, mein Leben funktioniert, so wie es ist, das macht alles kaputt.
    Jo wird niemals zustimmen.
    Ich werde jetzt aufstehen und gehen, dachte er.
    Sie saßen auf der Bank, keiner sagte etwas.
    Der Fisch lag tot neben dem Angler, der Main floss vor sich hin, Mosca saß ruhig da. Er wirkte souverän, man sah ihm nicht an, dass er innerlich Schlachten focht, er war elegant wie immer, nicht aus der Fassung zu bringen. So wirkte er. Innen explodierten Adern, Organe lagen zerfetzt neben wahnwitzigen Gedanken, alles rotierte, sein Leben drohte ihm zusammenzubrechen.
    Ich werde es mir überlegen, sagte er mit ruhiger Stimme, das Bild können Sie zur Analyse mitnehmen, aber ich brauche es zurück. Ich muss jetzt gehen.
    Mosca war höflich, gab dem

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