Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:
tatsächlich darüber ausgefragt, was wir am Freitagabend gemacht haben«, fuhr Hamad hartnäckig fort. »Ist irgendetwas passiert, nachdem wir uns getrennt haben?«
»Nichts. Nada.«
»Ja, dann ist das wohl so …«
»Okay.«
Hamad seufzte hörbar und gab auf.
»Du weißt, dass du immer mit mir reden kannst, Petra. Wenn etwas ist. Wir sehen uns.«
»Auf jeden Fall. Trotzdem vielen Dank für den Anruf.«
»Keine Ursache«, murmelte er vor sich hin, während er das Handy in die Tasche zurücksteckte und wieder dazu überging, abwechselnd aus dem Fenster und auf die Uhr zu starren.
Der Zug blieb fünfundvierzig Minuten zwischen den beiden Stationen stehen. Die Begeisterung darüber, Joakims Vater als den Mann identifiziert zu haben, der mit Jennifer an der Bar gesehen worden war, hatte im Verlauf der Zeit immer weiter nachgelassen. Der Zufall hatte dafür gesorgt, dass sie über seinen Namen gestolpert waren. Es war pures Glück gewesen. Wenn Elise nicht Joakim besucht hätte und dabei seinem Vater über den Weg gelaufen wäre, wären sie vielleicht nie darauf gekommen.
Andersson. Das war nicht gerade ein Name, der sofort im Gedächtnis hängen blieb, wenn man lange Listen mit vielen Namen studierte. Außerdem spielte ganz aktuell noch ein weiterer Andersson in den Ermittlungen eine Rolle: Sören Andersson. Hamad wunderte sich, wie schnell das Interesse an ihm plötzlich erloschen war. Wie war das eigentlich passiert? Hamad versuchte sich sein Gespräch mit Elise Johansson ins Gedächtnis zurückzurufen. Sie hatten sie wegen Sören Andersson und seiner Brieftasche ziemlich unter Druck gesetzt. Sie hatte nach vielem Hin und Her schließlich eingeräumt, dass sie die Brieftasche seit Freitag und nicht erst seit Sonntag in ihrem Besitz hatte, wie sie vorher behauptet hatte. Aber sie weigerte sich nach wie vor zuzugeben, dass sie sie gestohlen hatte.
Dann hatte sie ihnen diese Geschichte mit Joakims Vater an den Kopf geknallt, der sie umgehend nachgegangen waren. Der ganze Verdacht war nun auf ihn gerichtet. Mit vollem Recht, wahrscheinlich zumindest. Aber was war aus Sören Andersson geworden? Konnte es reiner Zufall sein, dass Elise mit einer Brieftasche in der Polizeiwache auftaucht, die einem der Passagiere gehörte, die auf der Fähre waren, als ihre Schwester ermordet wurde? Der Gedanke beschäftigte ihn während der ganzen Rückfahrt nach Södermalm. Mehr als einmal versuchte er, Sjöberg anzurufen, aber der schien sein Handy ausgeschaltet zu haben. Erst als er bei Slussen war, bekam er Antwort. Sie einigten sich darauf, sich an der Treppe hinunter zur U-Bahn-Station Skanstull zu treffen.
*
Sjöberg nahm die Jacke vom Haken, zog sie sich über und steckte den MP 3-Spieler in die Tasche. Er trat in den Korridor hinaus und begann in Richtung Treppe zu gehen, als ihm einfiel, dass er vielleicht bei Petra hineinschauen sollte, bevor er ging. Er drehte sich um und ging zu ihrem Büro weiter hinten im Flur. Die Tür stand offen, sie saß am Schreibtisch und schien zu arbeiten. Er klopfte leise gegen den Türrahmen und trat ein. Sie schaute mit einem müden Lächeln zu ihm auf.
»Hast du etwas gehört?«, fragte er und setzte sich mit in den Jackentaschen vergrabenen Händen in den Besucherstuhl.
»Nein, ich bin ja noch da«, antwortete Petra mit einem Hauch von Desillusionierung in der Stimme. »Hast du etwas gehört?«
Sjöberg schüttelte den Kopf.
»Keine Nachrichten sind gute Nachrichten«, antwortete er, ohne auch nur einen Augenblick tatsächlich daran zu glauben. »Aber wir werden es schon hinkriegen, mach dir keine Sorgen.«
Petra seufzte, stützte die Ellenbogen auf den Tisch und ließ ihr Kinn auf den Daumen ruhen.
»Danke für deine Unterstützung, Conny. Es hat mir gefallen, wie du ›wir‹ gesagt hast.«
»Der Schwerpunkt, Petra. Sieh zu, dass du den Schwerpunkt an der richtigen Stelle hast, wenn sie angreifen.«
Petra drückte den Rücken durch und lehnte sich in ihren Stuhl zurück. Sie faltete die Hände hinter dem Nacken und sah mit einem Mal völlig entspannt aus, fast zufrieden, bemerkte Sjöberg. Diese Sache mit dem Schwerpunkt war vielleicht gar keine so dumme Idee.
Es klopfte ein weiteres Mal an der Tür, und der stellvertretende Polizeidirektor betrat mit ernster Miene das Büro. Sjöberg schenkte ihm einen müden Blick und schaute anschließend auf seine Armbanduhr.
»Gunnar«, sagte er bedächtig. »Bist du so spät noch da?«
»Gut, dass du auch da bist, Sjöberg. Ich muss
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