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Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:

Titel: Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu: Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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jemand zu lange schaute, dann hatte er sie geschlagen. Nicht in dem Augenblick, sondern später, wenn niemand es sah. Die Gleichung war für sie nicht lösbar, und sie war schwach, hatte ihm nichts entgegenzusetzen. Sie wagte es nicht, ihn zu verlassen, wusste nicht, wie man anders leben konnte.
    Aber sie hatte eine Lösung gefunden. Nachdem Joakim geboren war, hatte sie Schwierigkeiten gehabt, all die Kilos wieder loszuwerden, die sie im Laufe der Schwangerschaft zugelegt hatte. Göran machte ihr Vorwürfe, wollte, dass sie wieder schön war, perfekt. Er hörte nicht auf, sie zu schlagen, aber es geschah seltener. Andere Männer hörten auf, sie mit ihren Blicken zu verschlingen, und Göran verlor das Interesse an ihr als Frau. Das Leben wurde dadurch bequemer. Wenn er fort war, saß sie zu Hause und tat nichts. Schaute fern und aß. Sie und Joakim kümmerten sich umeinander. Je mehr sie wuchs, desto mehr schrumpfte Göran, als Mensch und als Mann. Er begann sich für sie zu schämen, verbot ihr, sich draußen zu zeigen. Am Ende ekelte sie ihn an, er wollte sie überhaupt nicht mehr sehen, sie nicht mehr anfassen. Noch nicht einmal mehr schlagen.
    Aber sie hatte Joakim. Kerstins Welt bestand aus Joakim und ihr selbst. Für Joakim war sie jemand. Er pflegte sie gut, sorgte dafür, dass sie sauber und satt war und leistete ihr Gesellschaft. Sie unterhielten sich miteinander. Wenn sie nicht wäre, wäre er schon längst von Zuhause ausgezogen, und sie hätte es ihm gegönnt. Nachdem der Polizist mit den freundlichen Augen heute Vormittag zu Besuch gewesen war, hatten sie und Joakim sich über die Zukunft unterhalten. Er hatte jetzt Geld, hatte fleißig gearbeitet und sich etwas zurückgelegt. Wenn sie sie von hier wegbringen würden, könnte er mit ihr verschwinden. Er würde sich ein eigenes Leben aufbauen, auch wenn er ein Teil ihres Lebens bleiben würde. Er versprach ihr, dass sie gesund werden würde, und sie wollte ihm glauben, fühlte sich reif für einen Versuch.
    Die Tür fiel ins Schloss, noch war es nicht ganz so weit.
    *
    Endlich, endlich, endlich klingelte es an der Tür! Das musste Teddy sein, denn jetzt war es schon Abend geworden. Es war schon ganz dunkel draußen, und das Kinderprogramm, das sie gesehen hatte, war schon lange vorbei. Hanna lief in den Flur hinaus und rief so laut, dass man es draußen hören konnte:
    »Hallo! Bist du das, Teddy?«
    »Psst, ganz ruhig«, hörte sie eine Stimme durch den Briefschlitz zischeln. »Bist du das, Hanna?«
    »Ja, ich bin’s«, flüsterte Hanna zurück.
    »Ist sonst noch jemand zu Hause?«
    »Nein, nur ich.«
    Vor lauter Aufregung konnte sie gar nicht mehr stillhalten. Sie schlug die Hände vor der Brust zusammen und trippelte ungeduldig mit den Füßen auf der Stelle. Ihr heimlicher Freund war endlich gekommen.
    »Glaubst du, dass deine Schlüssel funktionieren?«, fragte sie unruhig, aber sie bekam keine Antwort, denn der Briefschlitz klappte mit einem Knall wieder zu.
    Andächtig stand sie vor der geschlossenen Tür und lauschte nach Geräuschen, die von draußen hereinkamen. Plötzlich rasselte es im Schloss, und sie konnte sehen, wie sich der Drehriegel auf der Innenseite ein bisschen bewegte. Hanna machte ein paar erwartungsvolle Sprünge, lief dann zur Tür und zog an der Klinke, aber nichts rührte sich. Sie trat wieder ein paar Schritte zurück und hörte, wie ein weiterer Schlüssel in das obere Schloss gesteckt und gedreht wurde. Die Klinke wurde vorsichtig nach unten gedrückt, und jetzt öffnete sich tatsächlich die Tür! In dem Spalt offenbarte sich ein Mann, der den Finger vor den Mund hielt, um sie zur Stille zu ermahnen. Hanna sagte nichts, aber ihr Gesicht war ein einziges, großes Strahlen. Der Mann schlich sich schnell in den Flur hinein und schloss leise die Tür hinter sich. Erst danach beantwortete er ihr Lächeln und kniete sich auf den Teppich. Die Spannung löste sich, und Hanna warf sich ihm in die Arme. Teddy – der Einzige, der ihr zugehört hatte. Es war beinahe so, als wäre Papa nach Hause gekommen.
    Sie sah sein Gesicht nicht, während sie einander umarmten, aber sie spürte seine großen warmen Hände, als er ihr über das Haar und den Rücken strich, und es fühlte sich schön an, wieder jemanden bei sich zu haben. Sie wollte fast schon einschlafen, dort in Teddys sanfter Umarmung, als ihr Blick auf die wohlbekannte, braune Papiertüte fiel, die er auf dem Boden abgestellt hatte, als sie auf ihn zugestürmt kam, und der

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