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Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:

Titel: Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu: Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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mit euch beiden reden. Wir haben deine Angelegenheit besprochen, Westman, und sind zu der Entscheidung gekommen, nett zu dir zu sein. Auf Anraten des Polizeidirektors sehen wir von einer Anzeige ab. Das geschieht nur unter der Voraussetzung, dass du deinen Abschied einreichst. Auf diese Art bleibt das Ganze unter uns, und wir ersparen dir die Demütigung, die eine Entlassung mit sich bringen kann, sowie die Gerüchte, die in der Folge unter der Belegschaft kursieren könnten.«
    Sachlich und ohne einen Hauch von Schadenfreude. Er machte nur seinen Job. Petra saß wie versteinert in ihrem Stuhl, während die Information in ihr Bewusstsein einsickerte. Sie wusste nicht, wie sie reagieren sollte. War das eine gute Nachricht – den Job zu verlieren und sich dafür die dummen Bemerkungen auf den Korridoren nicht anhören zu müssen?
    »Anzeige?«, sagte Sjöberg. »Wie lautet denn der Vorwurf?«
    »Sexuelle Belästigung natürlich«, antwortete Malmberg, der mit gespreizten Beinen und in den Hosentaschen versenkten Händen dastand.
    Er sah aus wie ein Cowboy in frisch gebügelten Klamotten. Was bei den meisten lächerlich gewirkt hätte, wirkte bei ihm ganz natürlich. Ein Zehn-Punkte-Mann, dachte Petra. Ein Gewinner in jeder Hinsicht. Sjöberg hing keinen derartigen Gedanken nach, während er mit den Händen in den Jackentaschen im Besucherstuhl saß und mit den Fingern auf dem MP 3-Spieler herumtrommelte.
    »Und wie würdest du sexuelle Belästigung definieren?«, fragte er mit stoischer Ruhe.
    »Nun, in diesem Fall ist das ziemlich einfach«, sagte Malmberg mit einem freudlosen Lächeln, das zwei makellose Zahnreihen offenbarte. »Muss ich den Inhalt der Mail an den Polizeidirektor schildern?«
    »Ganz und gar nicht«, antwortete Sjöberg. »Ich stelle mir das Ganze folgendermaßen vor: Sagen wir mal, ein hochrangiger Vorgesetzter bestellt eine weibliche Angestellte – von der man somit behaupten kann, dass sie sich in einem Abhängigkeitsverhältnis befindet – zu sich ins Büro und umgarnt sie mit einem bereits gebuchten Tisch in einem von Stockholms besten Restaurants und einem bereits gebuchten Doppelzimmer im besten Hotel der Stadt. Als sie daraufhin nein sagt, versucht er sie auf seinen Schoß zu ziehen und grabscht ihr ans Gesäß. Würdest du das als sexuelle Belästigung bezeichnen?«
    »Ja, natürlich, Sjöberg«, lachte Malmberg, »aber darüber reden wir hier nicht.«
    »Vielleicht ja doch«, fuhr Sjöberg fort, und Petra sah, wie es um ihn herum knisterte. »Du kannst dem Chef ausrichten, dass ich die Bestätigung von Mathias Dahlgren habe, wonach ein Tisch auf den Namen Brandt für acht Uhr gestern Abend reserviert war. Ein Tisch, der unmittelbar nach Petras Ablehnung wieder abbestellt wurde. Und ich habe die Bestätigung vom Grand Hôtel, dass Brandt dort gestern ein Doppelzimmer gebucht hatte und dass es zur selben Zeit wieder abgebucht wurde.«
    Lediglich eine hochgezogene Augenbraue deutete darauf hin, dass Malmberg auf so etwas nicht vorbereitet gewesen war. Petra hielt gespannt die Luft an, während sie das Schauspiel verfolgte.
    »Und vielen Dank für das hier, Petra«, sagte Sjöberg und wedelte mit dem MP 3-Spieler. »Das war sehr umsichtig von dir, ihn eingeschaltet zu lassen. Der wird sich während des Prozesses als sehr nützlich erweisen.«
    Plötzlich wurde ihr klar, was er vorhatte, und ein breites Lächeln schaffte sich in ihrem Gesicht Platz, während sie weiterhin entspannt und mit den Händen im Nacken in ihrem Stuhl saß. Sie brauchte nur mitzuspielen.
    »Keine Ursache, Conny. Du kannst ihn solange behalten.«
    »Was denn für ein Prozess?«, wollte Malmberg wissen.
    Sein neutraler Gesichtsausdruck hatte sich in einen eher menschlichen verwandelt.
    »Den Westman und ich gerade diskutiert haben«, antwortete Sjöberg beherrscht. »Wir hatten vor, Anzeige wegen sexueller Belästigung gegen den Polizeidirektor zu erstatten. Dazu kommen außerdem noch deutliche Anzeichen von Amtsmissbrauch, die wir, glaube ich, ebenfalls weiterverfolgen können.«
    Petra lauschte andächtig, vollkommen überrumpelt von Sjöbergs Einlage.
    »Davon hatten wir keine Ahnung«, sagte Malmberg kleinlaut und begann zur Tür zu gehen. »Ich werde damit zum Polizeidirektor gehen und hören, was er dazu zu sagen hat.«
    »Du kannst Roland ausrichten, dass es mir leidtut, falls ich ihn beleidigt haben sollte«, sagte Petra, aufgemuntert von Sjöbergs unbezahlbarer Improvisationsnummer.
    Malmberg hielt plötzlich

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