Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:
durchgebrannt«, antwortete er so unbekümmert wie möglich. »Er ist nun mal, wie er ist.«
Malin und Fanny starrten ihn mit einer gewissen Bewunderung an und richteten schließlich ihre fragenden Blicke auf Jennifer, der es sichtlich peinlich war.
»Hm«, sagte sie nur. »Ja, also das ist Jocke. Ein Kumpel. Er kommt heute Abend mit. Oder …?«
Sie warf Jocke einen Blick zu, der deutlich signalisierte, dass es ihr total egal war.
»Ja, natürlich«, sagte Jocke. »So war es abgemacht.«
Er fühlte sich nicht wohl in seiner Situation. Jetzt, wo ihre Freundinnen dabei waren, war Jennifer ganz anders als sonst. Sie schien sich fast für ihn zu schämen, obwohl sie doch sonst so sanft und offen war. Gestern allerdings, als er sie mehr als je zuvor gebraucht hatte, hatte sie nicht geantwortet, als er sie auf dem Handy angerufen hatte. Statt den Abend gemeinsam mit Jennifer zu verbringen, hatte er sich durch die nächtlichen Straßen der Stadt treiben lassen, war mit dem Nachtbus gefahren, hatte ein paar einsame Bier getrunken und etliche Stunden in verschiedenen McDonald’s totgeschlagen. Jetzt wollte er sie einfach nur in den Arm nehmen, wagte es aber nicht, so wie sie gerade drauf war. Stattdessen legte er eine Hand auf ihre Schulter und kniff sie mit den Fingern leicht in den Oberarm. Jennifer schien überhaupt nicht darauf zu reagieren. Sie machte sich mit schnellen Schritten auf den Weg zur Treppe, die in die U-Bahn-Station am Ringvägen hinunterführte.
»Kommt jetzt, wir fahren los und holen uns die Tickets«, sagte sie nur.
In der U-Bahn blieben sie stehen, obwohl es genügend freie Sitzplätze gab. Die Mädchen quatschten über dies und jenes, ohne Jocke in das Gespräch mit einzubeziehen, sodass er sich nach einer Weile auf einen Platz in ihrer Nähe setzte. Er beobachtete Jennifers Gesicht, ihr Mienenspiel und ihre Bewegungen, ohne darauf zu achten, worüber sie sich gerade unterhielten.
Auf ihre selbstverständliche Art war sie genau das, was er nicht war. Sie war lässig und natürlich, und ohne großes Aufhebens um sich zu machen, war sie immer sofort im Mittelpunkt. Ganz zu schweigen davon, wie hübsch sie war. Er wollte sie in seinen Armen halten, er wollte, dass sie ihm wieder dieses Lächeln schenkte. Er wollte mit ihr tanzen, ihren Nacken küssen und ihr glänzendes Haar streicheln.
Was war passiert? Hatte sie genug von ihm, oder war es niemals etwas Richtiges gewesen? Nur ein Spiel, eine Laune von ihr, und jetzt war alles vorbei, ohne dass er die Spielregeln jemals begriffen hatte? Oder war sie nur schüchtern, weil ihre Freundinnen dabei waren? Vorher hatten sie sich immer nur zu zweit getroffen.
Plötzlich war er sich nicht mehr sicher, ob er wirklich mitfahren wollte auf dieser Finnlandtour. Es würde vielleicht ganz anders laufen, als er es sich ausgemalt hatte. Außerdem hatte sein Vater es ihm nicht erlaubt. Doch dann erinnerte er sich, wie sein Vater ihn am Abend zuvor behandelt hatte, und seine Zweifel verflogen. Selbstverständlich würde er mitfahren. Ein bisschen Alkohol im Blut, und die Stimmung wäre wieder auf dem Höhepunkt. Jennifer würde auftauen und giggelig und verschmust werden, und er würde sich um sie kümmern und sie zu allem einladen, was sie haben wollte. Klar würde er mitfahren.
Er lächelte, und sie schien seinen Blick in ihrem Rücken gespürt zu haben, denn plötzlich drehte sie sich um. Die Andeutung eines Lächelns spiegelte sich in ihrem Gesicht, doch dann tuschelte und flüsterte sie wieder mit ihren Freundinnen. Vielleicht sprachen sie über ihn, denn auch sie drehten sich immer wieder nach ihm um. Aber im Unterschied zu Jennifer lächelten sie freundlich.
Als sie am Hauptbahnhof wieder ins Tageslicht hinaustraten, ging Jocke ein paar Schritte hinter den Mädchen her. Einige Male blickte Jennifer zurück, um sicherzugehen, dass er noch bei ihnen war. Am Eingang zum Viking-Line-Shop im Cityterminal blieb sie überraschenderweise stehen und wartete auf ihn. Als sie schließlich an der Reihe waren, hakte sie sich bei ihm unter, bevor sie an den Schalter gingen. Er spürte, wie er bis unter die Haarspitzen rot wurde, hoffte aber, dass sein Bart und die blauen Flecken es verbergen würden.
Die Frau hinter dem Tresen zuckte zusammen, als sie Jocke erblickte, und ihm wurde bewusst, dass er mit seinem Aussehen die Leute erschreckte. Vielleicht hatte Jennifer ja deswegen ein bisschen Abstand zu ihm gehalten. Aber jetzt stand sie dicht an seiner Seite und
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