Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:
tanzte für ihn oben in dem Fenster und begegnete schließlich seinem Blick. Aber sie sah verwundert aus. Wie seltsam. Er streckte ihr die Arme entgegen, verlor aber das Gleichgewicht und stürzte nach hinten.
Aber dieses Mal war es ganz deutlich. Es war Margit Olofsson, die im Fenster stand und ihn zum Narren hielt. So war es nicht immer gewesen, aber seit diese Frau Margit Olofssons Züge angenommen hatte, war der Traum um einiges grässlicher geworden. Er wusste nicht, warum. Es war schon unangenehm genug, als die Frau im Fenster noch keinen Namen gehabt hatte. Er wollte sich den Traum aus dem Kopf schlagen, aber es gelang ihm nicht. Er umhüllte all seine Gedanken wie eine Nebelbank.
Vorsichtig – um zu verbergen, wie gespannt und aufgewühlt er war – drehte er sich zu Åsa um. Er nahm sie in die Arme und bohrte sein Gesicht zwischen ihre Wange und ihre Schulter. Ihr Haar duftete nach Sellerie. Wenn Åsa Sellerie gegessen hatte, duftete sie noch Stunden später danach. Sie duftete nach Åsa, und das war der wunderbarste Duft, den er sich vorstellen konnte. Wie er diese Frau liebte. Doch als sie schließlich im Dunkeln miteinander schliefen, sah er immer noch Margit Olofsson vor sich.
*
Elise lag immer noch still und regungslos in ihrem Bett. Vielleicht schlief sie, jedenfalls reagierte sie nicht, wenn man sie ansprach, und ihre Augen waren geschlossen. Jennifer hatte das Gefühl, dass ihre kleine Schwester sich während der Nacht ein paarmal erbrochen hatte, denn sie war ständig ins Badezimmer gelaufen. Eigentlich war sie ziemlich früh nach Hause gekommen, aber sie hatte nicht viel erzählt und sah ziemlich mitgenommen aus. Sternhagelvoll wahrscheinlich. In ihrem Alter vertrug man wahrscheinlich noch nicht so viel, sie war ja gerade erst vierzehn geworden. Jennifer schloss die Tür zu ihrem Zimmer und ging in den Flur hinaus.
Die Tür zum Wohnzimmer war immer noch geschlossen, und Jennifer hatte keine Ahnung, wer oder was sich dahinter verbarg. Vielleicht waren es Solan und ihr Macker. Klar war jedenfalls, dass dort jemand schlief, denn sie hörte schwere Atemzüge und hin und wieder ein Schnarchen. Wahrscheinlich sah es auch dort zum Weglaufen aus. In die Küche würde sie bestimmt keinen Fuß setzen. Es stank nach abgestandenem Bier und kaltem Aschenbecher, und überall lag Müll herum. Mitten auf dem Küchenboden lag Gordon, angezogen und ohne Decke, aber unter den Kopf hatte er als Kissen den zusammengeknüllten Flickenteppich geschoben. Er lag regungslos mit offenem Mund da, und sie konnte ihm nicht ansehen, ob er noch atmete. Er könnte genauso gut tot sein, dachte sie, doch im selben Augenblick gab er ein dumpfes Wimmern von sich. Verächtlich betrachtete sie diese hingeworfenen Überreste eines Menschen und dachte, dass sich heute ruhig mal Elise um die Drecksarbeit kümmern konnte. Sie selbst jedenfalls würde sich amüsieren.
Jennifer nahm ihre Lederjacke vom Haken und zog sie an. Mit einer geübten Handbewegung warf sie das blonde Haar zurück, das unter dem Kragen gelandet war, und ließ es über die Schultern fallen. Dann verließ sie den Schauplatz der Katastrophe mit einer prall gefüllten Tasche über der Schulter. Sie hatte nicht vor, in den nächsten sechsunddreißig Stunden hierher zurückzukehren.
Vor dem Intersport-Laden an der Ecke Dalslandsgata/Götgata standen Fanny und Malin und warteten auf sie. Und Jocke. Ein bisschen weiter unten wartete tatsächlich Jocke. Sie hatte keine Ahnung, warum. Sie hatte eigentlich vorgeschlagen, dass sie sich am Hauptbahnhof treffen sollten, aber jetzt stand er plötzlich hier. Irgendwie fühlte sie sich nicht wohl dabei, wich seinem Blick aus und begrüßte stattdessen ihre Freundinnen.
*
Zuerst tat sie so, als würde sie ihn nicht sehen. Jocke wusste nicht, wie er das deuten sollte, was er tun sollte, aber nachdem er eine Weile hin und her überlegt hatte, fasste er sich ein Herz und ging auf die Mädchen zu, wobei er versuchte, ganz unbekümmert zu wirken. Jennifer reagierte zunächst überhaupt nicht, warf ihm aber schließlich einen kühlen Blick zu. Erst jetzt bemerkte sie, dass sein Gesicht grün und blau geschlagen war.
»Was zum Teufel ist denn mit dir passiert?«, rief sie. »Du siehst ja voll daneben aus!«
Jocke war sich nicht sicher, ob er lieber die Wahrheit sagen oder irgendeine Geschichte erfinden sollte, also entschied er sich für die einfachste Lösung und sagte die Wahrheit:
»Ach, meinem Alten sind die Sicherungen
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