Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:
Nichts hervorgetreten und ein gutes Stück die Statusleiter hinaufgeklettert war. Jetzt gab es kein Herumlavieren mehr, kein Zurück mehr für Jennifer, und die Jungen aus der Gruppe würden die Finger von ihr lassen. Nur Jennifer sah ziemlich desinteressiert aus und erwiderte sein Lächeln nicht.
Der Laden machte die Pforten auf, und alle kauften sich, was sie wollten, ohne sich um Altersbeschränkungen kümmern zu müssen. Offensichtlich nahm das Misstrauen gegenüber eventuell Minderjährigen merklich ab, wenn man erst mal an Bord war, ganz anders als am Ticketschalter oder beim Einchecken. Die gefälschten Ausweise konnten also in den Hosen- und Handtaschen stecken bleiben. Jocke stellte sich als einer der Letzten an der Schlange vor der Kasse an. Als er schließlich an der Reihe war, sein Bier zu bezahlen, schlich sich Jennifer an seine Seite und legte ihren Arm um seine Taille.
»Hallo!«, sagte er, fröhlich überrascht von dem plötzlichen Umschwung in ihrem Verhalten.
Er legte seinen Arm um ihre Schulter und drückte einmal fest zu.
»Willst du auch etwas haben?«, fragte er.
»Ja, das hier«, antwortete sie und deutete mit einem Nicken auf den Korb, den sie in der Hand hielt.
»Ich lade dich ein«, sagte Jocke. »Leg es mit aufs Band, ich bezahle es.«
Als sie den Laden verließen, sagte Jennifer entschuldigend:
»Danke, mein Lieber, das war echt nett! Mit dem Schülerdarlehen allein kommt man nicht so weit.«
»Hast du zu wenig Geld?«, fragte Jocke.
»Ja«, antwortete Jennifer, »aber es wird schon gehen.«
»Nimm das hier«, sagte Jocke und steckte ihr einen Fünfhundertkronenschein zu.
»Du bist so verdammt nett«, sagte Jennifer und steckte sich das Geld in die Hosentasche.
Sie gingen alle gemeinsam wieder hinunter zu ihren Kabinen, wo sie mit der Aufwärmphase für eine lange Nacht begannen. Jocke hatte Mut gefasst und wollte sehen, was bei Jennifer heute ging. Er hatte gehofft, dass sie ein bisschen Zeit für sich selbst in der Kabine finden würden, aber er hatte sich getäuscht. Doch eigentlich spielte das auch keine Rolle, denn als Schnaps und Starkbier zu fließen begannen, wurde seine Brust immer breiter, und er spürte den Erfolg. Jennifer blieb freiwillig sitzen, nachdem er sie auf seinen Schoß gezogen hatte. Er saß auf einem Bett in einer der beiden anderen Kabinen, wo die Party begonnen hatte. Er hatte seine Arme um sie gelegt und sog den Duft ihres frisch gewaschenen Haares ein, ohne dass sie sich ihm entzog. Alles war wieder wie früher. Es war richtig gewesen, sich den anderen als Jennifers Freund vorzustellen, und jetzt war er mittendrin und soff und grölte wie sie. Der Alkoholpegel stieg, und Jennifer drehte sich um und küsste ihn auf den Mund. Er beantwortete ihren Kuss und spürte noch mehr als zuvor, dass er sie ganz für sich allein haben wollte.
»Komm, Jennifer, gehen wir in unsere Kabine«, flüsterte er in ihr goldblondes Haar, aber sie wandte sich ab und kicherte entwaffnend.
»Nicht jetzt, Jocke. Später. Jetzt will ich feiern. Können wir nicht bei den anderen bleiben und uns amüsieren?«
Er fand sich ohne Weiteres damit ab. Sie waren auf dem richtigen Weg, und er fühlte sich aufgeräumt, verliebt und stolz. Er trank eine halbe Dose Starkbier in einem Zug aus und öffnete sich eine neue. Jennifer trank Wodka-Cola, und er fragte sich, wie ihr kleiner Körper so viel vertragen konnte, aber andererseits war sie ja auch kein Unschuldslamm mehr.
Neben ihm auf dem Bett saß Andreas, der wie knapp zwanzig aussah. Er hatte breite Schultern, sah sportlich aus und trug ein Nike-T-Shirt, das sich um seine muskulösen Oberarme spannte. Auch er hatte eine große Portion Snus unter der Oberlippe stecken, und Jocke stieß mit ihm an. Andreas erzählte ihm von einer Reise, die er im Sommer nach Kos unternommen hatte, während sich Jennifer – immer noch von seinem Schoß aus – mit Malin, Fanny und zwei der anderen Jungs unterhielt. Der Lärmpegel war hoch. Ein tragbarer CD -Spieler dröhnte vom Fußboden in den engen Raum hinein, und die Musik ertränkte die Geräusche aller Gespräche in der Kabine.
Eine Weile später, als Jocke in eine intensive Diskussion mit Andreas über die Entführung eines vierjährigen Mädchens in Portugal verwickelt war, stand Jennifer mit dem Glas in der Hand auf und verließ den Raum. Es war ein ständiges Kommen und Gehen in den zwei Kabinen, sodass Jocke davon ausging, dass sie sich unter die Leute in der anderen Kajüte mischen
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