Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:
hatte seinen Arm unter den ihren geklemmt.
»Wir haben Tickets nach Åbo für heute Abend reserviert«, sagte Jennifer.
»Wie war der Name?«
»Jennifer Johansson.«
»Und wie alt seid ihr?«, fragte die Frau und musterte sie misstrauisch über ihre Lesebrille hinweg.
»Wir sind zwanzig«, sagte Jennifer und deutete mit einem Nicken auf ihre Freundinnen.
»Und du?«, fragte sie Jocke und betrachtete ihn mit unverhohlenem Widerwillen.
»Vierundzwanzig«, antwortete Jocke.
»Aha. Kannst du das nachweisen?«, sagte die Frau mit eiskalter Stimme.
Jocke zog seine Geldbörse aus der Gesäßtasche seiner Jeans und fischte seinen Ausweis heraus. Ihre Blicke wanderten von Jockes Gesicht zum Personalausweis und wieder zurück. Mutmaßlich sah sie schon vor sich, wie er in der Bar auf der Amorella Amok laufen würde. Dann nickte sie, und ihre Augen wanderten von Jocke über Jennifers untergehakten Arm bis zu Malin und schließlich zu Fanny.
»Und du?«
Fanny hielt ihr ihren gefälschten Führerschein unter die Nase, und ohne weitere Fragen bekamen sie ihre Tickets ausgehändigt.
Samstagnachmittag
D er Bauch schrie jetzt nach Essen. Hanna begriff nicht, wie Mama einfach Lukas nehmen und ausziehen konnte, ohne ihr zuerst etwas zu essen zu geben. Dass sie ausgezogen waren, daran konnte kein Zweifel bestehen, Mama hatte schließlich nicht nur die Handtasche mitgenommen, sondern auch die Laken. Kissen und Bettdecken hatte Hanna auf dem Sessel im Schlafzimmer entdeckt – Mama konnte sie wohl nicht auch noch mitnehmen –, aber die Laken waren weg. Also schliefen sie woanders. Mama und Lukas versteckten sich nicht irgendwo in der Wohnung, sondern sie waren verschwunden, während sie im Bett gelegen und geschlafen hatte. Sie hatte es die ganze Zeit gewusst: Mama hat nur Lukas lieb. Obwohl er schreit und spuckt.
Zuerst war Hanna sehr traurig gewesen, aber das war mittlerweile vorbei. Trotzdem fand sie, dass Mama gemein war, und deswegen war es auch egal, wenn sie jetzt ausgezogen war. Eigentlich war es sogar ganz schön, das ganze Gemecker nicht mehr hören zu müssen. Jetzt war sie vor allem wütend. Und so hungrig, dass ihr langsam schlecht wurde. Sie wusste, wo die Kochtöpfe standen, sodass sie eigentlich nur anfangen musste. So schwer konnte das ja wohl nicht sein. Sie nahm einen Topf aus dem Schrank unter dem Herd und stellte ihn auf die Spüle. Anschließend schob sie den Hochstuhl den ganzen Weg vom Esstisch bis zur Spüle, kletterte hinauf und drehte den Wasserhahn auf. Sie packte den Topf fest mit beiden Händen und hielt ihn unter das fließende Wasser.
»Au!«
Eine Hand landete unter dem brühend heißen Strahl, und sie ließ den Topf fallen, der so unglücklich landete, dass ihr das warme Wasser ins Gesicht schwappte. Sie verlor beinahe das Gleichgewicht, konnte sich aber im letzten Augenblick an der Spüle festhalten. Sie schrie und schrie, während sie auf den Boden hinunterkletterte, aber dieses Mal kam ihr niemand zu Hilfe.
Der Schmerz im Gesicht ließ ziemlich schnell nach, aber die verbrühte Hand war heiß und wurde ganz schnell rot. Die Tränen rannen nur so die Wangen hinunter, und sie lag wie gelähmt auf dem Küchenboden und brüllte. Sie hoffte, dass Mama sie trotz allem hören und herbeilaufen würde, wie sie es immer machte, wenn Hanna sich wehgetan hatte. Aber sie wusste, dass es diesmal nicht so sein würde, dass Mama jetzt endgültig genug davon hatte. Warum musste Hanna auch immer quäken und nölen, warum musste sie immer so lästig sein? Mama hatte sie doch so oft schon gewarnt und gesagt, dass sie das ewige Genöle nicht mehr ertragen konnte. Jetzt hatte sie die Nase voll und hatte Lukas genommen und war ausgezogen. Ohne Hanna. Und das geschah ihr ganz recht.
Nachdem sie sich ein bisschen erholt und der Hunger sich erneut bemerkbar gemacht hatte, setzte sie ihre Jagd auf etwas Essbares fort. Etwas, das man nicht zubereiten musste. Methodisch ging sie alle Schränke und Schubladen durch, bis sie entdeckte, wo die Süßigkeiten aufbewahrt wurden. Sie hatte sich erneut auf den Hochstuhl gewagt und war in einem der Hochschränke fündig geworden, wo auch die tiefen Schalen und großen Schüsseln aufbewahrt wurden. Hier versteckte Mama alte Süßigkeitenpackungen von Kindergeburtstagen, eine Pralinenpackung, eine Tüte mit Lutschern, eine Dose Gummibärchen und eine Tüte, deren Inhalt Hanna nicht kannte. Sie versuchte die Sachen herauszufischen, und alles bis auf die Pralinenschachtel
Weitere Kostenlose Bücher