Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:
fiel zu Boden. Nach ein paar weiteren Versuchen hatte sie auch diese so weit aus dem Schrank hervorgeholt, dass sie sie mit der Hand greifen konnte. Vorsichtig kletterte sie vom Stuhl, setzte sich auf den Boden und stopfte sich den Mund mit Süßigkeiten voll. Mama hätte das gar nicht gemocht, aber sie hätte eben bei Hanna bleiben sollen, wenn sie sich darüber aufregen wollte.
Als sie richtig satt war, wischte sie sich ihre klebrigen Finger am Nachthemd ab und stand auf. Die Windel war so schwer geworden, dass sich der eine Klettverschluss gelöst hatte. Hanna pulte den anderen ebenfalls auseinander und befreite sich von der Last, die auf den Küchenboden plumpste. Eine Weile streunte sie planlos durch die verlassene Wohnung, bis sie sich vor dem Fernseher im Wohnzimmer auf den Boden setzte. Sie knetete ihre schmerzende Hand und musterte misstrauisch die verschiedenen Knöpfe an dem Apparat. Es war unmöglich zu erkennen, welchen von ihnen man drücken musste, damit etwas passierte, aber nachdem sie ein paar Minuten herumprobiert hatte, ging der Fernseher schließlich an.
Sie blieb dort sitzen und schaute ein unverständliches Programm mit Tanten und Onkeln, die seltsame Kleider trugen und in einer merkwürdigen Sprache redeten. Die Gedanken flatterten vorbei, und am Ende fühlte sie sich trotz allem einigermaßen gut und satt in einem Raum voller Stimmen. Aber die Hand tat immer noch weh. Es wäre wirklich schön, wenn Mama oder Papa kommen würden und ein bisschen pusteten, damit die Schmerzen verschwanden. Aber Papa würde noch viele Tage verreist sein, das wusste sie. Und Mama war ausgezogen.
Aber vielleicht würde Mama ja trotzdem vorbeischauen und sie besuchen? Dann würde sie auch froh und nett sein und überhaupt nicht nölen oder jammern. Sie würde Mama zeigen, dass sie sich zusammenreißen konnte und dass sie alles richtig gemacht hatte, als sie alleine zurechtkommen durfte. Sie würde in ihrem eigenen Bett schlafen und schöne Bilder für Lukas malen. Sie würde baden und sich die Haare waschen – ohne Geschrei. Sie würde keine Spielsachen völlig sinnlos aus den Regalen reißen und diejenigen, mit denen sie zu Ende gespielt hatte, sofort wieder aufräumen. Wenn Mama das sehen könnte, würde sie sofort alles bereuen und nach Hause zurückkommen.
Als sie die Augen nicht länger aufhalten konnte, legte sie sich auf den Parkettboden und schlief beruhigt in der Gesellschaft des Fernsehers ein.
Samstagabend
N achdem sie eingecheckt und ihre Schlüssel bekommen hatten, gingen sie in die Kabine hinunter, um ihr Gepäck abzustellen. Es war eine Vierbettkabine mit zwei Unterkojen und zwei ausklappbaren Oberkojen. Es gab auch ein kleines Badezimmer mit einer Toilette, einem Waschbecken und einer Dusche.
Malin und Fanny sicherten sich schnell die bequemeren Unterkojen. Jennifer grummelte ein bisschen und schlug vor, dass sie Lose ziehen sollten, aber Jocke hatte nichts dagegen einzuwenden. Oben wurde man wenigstens in Ruhe gelassen. Er warf seine Tasche auf eine der Oberkojen und Jennifers auf die andere, stellte sich aber vor, dass ein Bett für sie beide reichen würde.
Eine andere Gruppe aus Jungen und Mädchen hatte sich ihnen im Terminal angeschlossen und verteilte sich auf zwei weitere Kabinen. Sie waren alle jünger als Jocke. Keiner von ihnen schien die Altersgrenze von zwanzig Jahren für Mädchen und dreiundzwanzig Jahren für Jungs erreicht zu haben. Alle kannten einander, außer Jocke, der bis auf Jennifer niemanden kannte. Mehr brauchte er aber auch nicht.
Jennifer schlug vor, dass sie direkt in den Taxfree-Shop gehen sollten, um sich etwas zu trinken zu kaufen. Alle waren einverstanden. Sie mussten eine Weile draußen stehen und warten, bis das Schiff abgelegt hatte. Jennifer verhielt sich Jocke gegenüber immer noch abwartend, aber Jocke beschloss, dass er die Angelegenheit selbst in die Hände nehmen würde, steckte sich einen Schweden-Snus unter die Oberlippe und drehte eine Runde, um sich allen vorzustellen. Auf die Frage nach dem Zustand seines Gesichts antwortete er einfach, dass er in eine Schlägerei verwickelt gewesen sei. Diese Erklärung schien niemanden unangenehm zu berühren, eher im Gegenteil. Er bekam festeren Boden unter den Füßen.
Er stellte sich als Jennifers Freund vor, was eine gewisse Verwunderung hervorrief, ihm aber auch Respekt einbrachte. Jennifer war bestimmt eine begehrte Beute, und er hatte das Gefühl, dass er mit dieser Enthüllung aus dem absoluten
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