Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:
herbitten könnten?«
Lärm und Gelächter aus der Küche. Sie klopfte eine lange Aschesäule in die Bierdose.
»Wir möchten Ihnen etwas Zeit geben, diese schreckliche Nachricht zu verarbeiten«, sagte Sjöberg, »aber wir müssen noch einmal mit Ihnen und Elise reden.«
»Aha?«
»Am besten so schnell wie möglich. Können wir morgen Nachmittag vorbeikommen?«
»Das wird wohl gehen. Aber ich weiß nicht, ob Elise dann zu Hause sein wird.«
»Sagen Sie ihr bitte, dass sie da sein soll. Es wäre auch gut, wenn Sie dann nüchtern sein könnten.«
Sjöberg schämte sich, als er das sagte. Er wollte nicht drohend klingen, aber er war gezwungen, es zu Ende zu bringen.
»Ansonsten müssen wir Sie zur Vernehmung in die Wache holen, und das würden Sie doch sicher gerne vermeiden wollen, oder?«
Lena Johansson murmelte eine unhörbare Antwort und ließ ihren Blick auf einem unbestimmten Punkt auf der vergilbten Wand hinter ihren Rücken verweilen.
»Uns tut das alles furchtbar leid, wie Sie sicherlich verstehen. Sie haben Anspruch auf Hilfe, wenn Sie welche brauchen. Sie können jederzeit diese Nummer anrufen, Tag und Nacht«, sagte Sjöberg und schob ihr eine Karte zu. »Ich werde dann dafür sorgen, dass jemand hierherkommt, jemand, mit dem Sie reden können. Aber Sie sollten versuchen, eine Freundin oder einen Verwandten zu bitten, Sie hier zu unterstützen.«
Die Karte hinterließ eine lange Spur auf der staubigen Tischplatte. Die Kumpane in der Küche brachen in ein gemeinsames Gelächter aus. Die Frau drehte den Kopf und schaute zerstreut zu ihnen hinüber. Sjöberg und Hamad erhoben sich gleichzeitig vom Sofa.
»Dann sehen wir uns morgen Nachmittag wieder hier«, sagte Sjöberg. »Irgendwann zwischen fünf und sechs Uhr. Wir bedauern zutiefst, was passiert ist.«
Er hoffte, dass Lena Johansson das auch tat.
*
Es war fast schon zehn Uhr, als Petra Westman zur Polizeiwache zurückkehrte. Sandén, sie selbst und ein paar hinzugezogene Polizisten waren in der Gegend um den Vitabergspark herum von Haustür zu Haustür gegangen, aber soweit sie es mitbekommen hatte, waren dabei bis jetzt keine interessanten Informationen herausgekommen. Der Rechtsmediziner Kaj Zetterström hatte sich gemeldet und den Todeszeitpunkt der Frau auf die Zeit zwischen Freitagabend und Samstagmorgen eingegrenzt.
Petra lief es eiskalt den Rücken hinunter, als sie dies erfuhr. Hatte das kleine Baby also mehr als vierundzwanzig Stunden in der Kälte gelegen, bevor es ins Krankenhaus eingeliefert worden war? In einem Park mitten in Stockholm, ohne dass jemand es bemerkt hatte? Er musste aufgehört haben zu schreien, bevor der Morgen hereingebrochen war. Denn geschrien hatte er bestimmt. Die Ärzte im Karolinska-Krankenhaus hatten keine Verletzungen an dem Jungen festgestellt, abgesehen natürlich davon, dass er unterkühlt und dehydriert war. Außerdem hatte er eine schwere Halsentzündung. Den Aussagen der Ärzte zufolge hätte er nicht mehr viele Stunden überstanden. Aber jetzt war sein Zustand stabil. Sie glaubten, dass er ohne bleibende Schäden davonkommen würde, auch wenn sie keine Garantie darauf geben wollten.
Nach wie vor hatte noch niemand nach den beiden gefragt. Niemand vermisste den kleinen Jungen und seine Mutter. Die vielleicht auch nur sein Babysitter war. Es war ihr unheimlich, wie isoliert man in einer Stadt, umgeben von anderen Menschen, sein konnte. So einsam in der großen Gemeinschaft. Die Jagd nach Zeugen war einfacher geworden, seit sie einen ungefähren Zeitpunkt hatten, von dem sie ausgehen konnten. Und dennoch hatte niemand, mit dem sie bisher gesprochen hatten, irgendetwas gesehen oder gehört. Sie hatte der nach wie vor sehr freundlichen und hilfsbereiten Ester Jensen im Stora Mejtens Gränd einen weiteren Besuch abgestattet. Sie wohnte in der Nähe des Fundortes und war am Freitagabend und in der Nacht zum Samstag zu Hause gewesen, aber auch sie hatte nichts bemerkt.
Es war eine schwierige und umfangreiche Arbeit, die sie noch vor sich hatten. Der Vitabergspark war von vielen Wohnhäusern umgeben, von denen sie erst einen Bruchteil abgearbeitet hatten, als sie für heute Schluss machen mussten. Petra hatte die Polizisten, die eigentlich ein freies Wochenende haben sollten, und den immer müder wirkenden Sandén nach Hause geschickt. Sie vermutete, dass er am Abend vorher spät ins Bett gekommen war, aber er hatte nicht gejammert.
Alle Büros an dem mit kaltem Licht erhellten Korridor lagen im
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