Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:
Dunkeln, nur bei Einar Eriksson leuchtete das Licht der Erkenntnis, dachte sie schmunzelnd. Einar war niemand, der sich unnötig anstrengte, aber er tat, was ihm aufgetragen wurde, und erledigte es ziemlich gut, wenn auch selten ohne einen gewissen Widerwillen. Als sie an seinem Büro vorbeikam, zögerte sie einen Augenblick, bevor sie doch stehen blieb. Sie klopfte leise gegen die leicht geöffnete Tür und trat ein. Eriksson schaute nicht auf, sondern starrte weiter auf den Bildschirm vor seiner Nase.
»Es ist zu dunkel hier«, sagte sie mit einem fürsorglichen Klang in der Stimme, den sie gar nicht von sich kannte. »Du machst dir die Augen kaputt.«
Er brummelte irgendetwas Unverständliches als Antwort, ohne zu ihr aufzuschauen. Der Raum roch muffig auf eine Art, die Petra unbewusst an Bartstoppeln denken ließ.
»Hast du etwas herausgefunden?«, fuhr sie fort.
»Ich habe eine fette Liste mit vorbestraften Passagieren der Finnlandfähre. Allerdings sind keine Mörder dabei. Ich bin auf keine vermissten Säuglinge gestoßen, falls du das wissen wolltest. Auch nicht auf vermisste Säuglingsmütter oder Babysitter. Aber ich kann dir erzählen, dass der Wagen ein 2003er-Modell von Emmaljunga ist.«
»Ein 2003er«, sagte Petra nachdenklich und wollte gerade noch etwas sagen, als ihr Handy zu klingeln begann.
Sie zog es aus der Tasche und vermutete, dass es Sjöberg war, wie fast immer, wenn »unbekannte Nummer« auf dem Display stand.
»Und hier ist noch eine Liste aller Läden in Stockholm, in denen man neue und gebrauchte Kinderwagen kaufen kann«, fuhr er unbeeindruckt von dem klingelnden Telefon fort. »Und noch eine Liste der Kinderkliniken in der Umgebung. Mehr habe ich nicht für dich«, schloss er und widmete sich erneut seiner Sucharbeit am Bildschirm.
Petra fragte sich, ob er ihr überhaupt ein einziges Mal in die Augen gesehen hatte, während sie sich unterhielten. Eigentlich wollte sie ihn loben, doch stattdessen nahm sie nur die Listen entgegen und verließ den Raum, um den Anruf zu beantworten.
*
»Wie war noch gleich der Name?«
»Barbro Dahlström.«
»Wo wohnen Sie?«
»Dr Abelins Gata 6«, antwortete Barbro.
»Wo liegt das?«
»In Södermalm, aber das hat keine Bedeutung …«
»Ich stelle Sie durch zur Hammarbywache«, wurde sie von der weiblichen Stimme unterbrochen.
»Nein, warten Sie. Es spielt keine Rolle, wo ich wohne, das Mädchen kann irgendwo in Stockholm wohnen.«
»Dann müssen Sie sich an die Bezirkskriminalpolizei wenden. Die ist ab morgen wieder erreichbar.«
»Na, dann versuche ich es eben mit der Hammarbywache«, sagte Barbro irritiert und überrascht von ihrer eigenen Starrköpfigkeit.
»Bitte.«
Nach ein paar Sekunden, während derer Barbro sich Gedanken über ihre Formulierungen machte, meldete sich eine männliche Stimme am anderen Ende der Leitung.
»Hammarbywache, Lundin.«
»Ich möchte eine Meldung machen über ein kleines Kind, das meiner Meinung nach in Gefahr ist«, sagte Barbro und übersprang bewusst jegliche Höflichkeitsphrase.
»Möchten Sie ein Gewaltverbrechen melden?«, fragte Lundin.
»Nein, das kann man so nicht sagen, aber ich möchte mit jemandem sprechen.«
»Dann stelle ich Sie zur zuständigen Polizeibehörde durch.«
»Schön. Danke«, sagte Barbro.
»Holgersson«, meldete sich eine herrische Stimme, bevor Barbro überhaupt irgendwelche Signale aus der Leitung vernommen hatte.
»Ich heiße Barbro Dahlström, und ich habe einen besorgniserregenden Telefonanruf bekommen …«
»Dann sollten Sie sich aber nicht an uns wenden.«
»Doch, jetzt bin ich aber nun mal bei Ihnen«, erwiderte sie mit wachsender Irritation, »und es ist wichtig. Ein kleines Mädchen hat mich angerufen – ich kenne sie nicht, sie hat einfach irgendwelche Ziffern gedrückt und ist zufällig bei mir gelandet – und mir erzählt, dass sie ganz allein zu Hause ist. Sie muss ziemlich klein sein, denn sie wusste noch nicht einmal ihren Nachnamen oder wo sie wohnte. Aber ansonsten konnte sie schon sehr gut sprechen …«
»Zur Sache«, sagte Holgersson mürrisch. »Ich habe viel zu tun.«
»Ja, aber das Problem ist einfach, dass sich niemand um sie kümmert. Der Vater sei verreist, sagt sie, und die Mutter ausgezogen. Sie hat sich wehgetan und macht sich ihr Essen selbst. Sie will, dass ich komme und sie rette, aber ich weiß nicht, wo sie wohnt. Bitte, Sie müssen mir helfen.«
»Und wie soll ich das machen? Sie wissen ja, wie gesagt, nicht einmal, wie sie
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