Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:
ersten Etage, schauten einander kurz an, bevor sie über den Berg von Reklameblättchen auf dem Boden des Flurs stiegen und die wenigen Schritte zum nächsten Raum zurücklegten, bei dem es sich um die Küche handelte.
Am Esstisch saßen drei Frauen und ein Mann und unterhielten sich mit übertrieben lauten Stimmen. Ein weiterer Mann, der sowohl Stiefel als auch eine für die Jahreszeit viel zu warme Jacke trug, saß auf dem Küchenboden, bequem zurückgelehnt gegen einen der Unterschränke und mit einer halbvollen Weinflasche in der Hand. Auf dem Tisch standen Bierdosen, Flaschen und ein paar Tassen, in denen sich etwas befand, das definitiv kein Kaffee war.
Keine der versammelten Personen nahm Notiz von ihnen, sodass Sjöberg sich lautstark räusperte. Keine Reaktion.
»Wir sind von der Polizei«, sagte er mit kräftiger Stimme, und eine Frau, die ihr Haar in einem langen Zopf zusammengebunden hatte, schaute tatsächlich für einen Moment zu ihm auf, bevor sie sorgfältig ihren Zigarettenstummel auf einer Bierdose ausdrückte.
Als Sjöberg gerade erneut das Wort ergreifen wollte, war der Zigarettenstummel vollständig gelöscht, und die Frau rief mit heiserer Stimme:
»Hallo, könnt ihr mal das Maul halten! Die Bullen sind hier.«
Es wurde tatsächlich still in der Küche, und durch die Rauchvorhänge sahen die beiden Polizisten, wie sich fünf müde Augenpaare auf sie richteten.
»Conny Sjöberg, Abteilung für Gewaltverbrechen, Polizeiwache Hammarby. Jamal Hamad, dito«, fuhr er fort und deutete auf seinen Kollegen. »Wer gehört zu dieser Wohnung?«
»Die da«, sagte der Mann am Tisch und zeigte auf eine Frau mit schulterlangen, strähnigen, blondierten Haaren.
Die Frau versuchte, ein wenig Haltung anzunehmen und sie freundlich anzulächeln.
»Sie sind Lena Johansson?«
Sie räusperte sich, sagte aber nichts, sondern antwortete nur mit einem Nicken.
»Sie sind die Mutter von Jennifer Johansson?«
»Ja«, sagte sie und zog hastig an ihrer Zigarette.
»Könnten wir uns vielleicht ungestört in einem anderen Zimmer unterhalten?«, fragte Sjöberg.
Die Frau zuckte mit den Schultern, schob den Stuhl zurück und erhob sich auf unsichere Beine, ohne die Bierdose aus der Hand zu stellen. Sie ging ihnen in ein sparsam möbliertes Wohnzimmer voraus und ließ sich in eines der beiden zerschlissenen Polstersofas fallen, die sich an einem flachen Couchtisch gegenüberstanden. Die lackierte Tischplatte aus Kiefernholz war von ringförmigen Wasserrändern übersät, die nur notdürftig von einer dünnen Schicht aus Staub und Asche verdeckt wurden. Sjöberg und Hamad setzten sich auf das gegenüberliegende Sofa. Das Gespräch in der Küche nahm wieder Fahrt auf, und bald waren die Stimmen wieder genauso laut wie zuvor.
»Ich habe Ihnen eine sehr traurige Mitteilung zu machen«, begann Sjöberg.
Die Frau schaute ihn verunsichert an. Die Polizei redete normalerweise nicht so, wenn sie von den Nachbarn gerufen worden war.
»Jennifer wurde tot aufgefunden.«
Sie schien die Information nicht zu verarbeiten, sondern rauchte unbekümmert weiter, ohne ein Wort zu erwidern. Sjöberg wartete schweigend auf eine Reaktion.
»Ich habe sie schon seit Tagen nicht mehr gesehen«, sagte sie nach einer Weile. »Ich glaube, sie ist in Finnland.«
»Lena, sie ist tot. Jennifer ist tot. Verstehen Sie mich?«
»Ich bin doch nicht blöd. Obwohl ich vielleicht ein bisschen betrunken bin.«
Sie sprach mit ruhiger und etwas schleppender Stimme, und ihr Blick wanderte zwischen den beiden Polizisten hin und her.
»Ich muss Ihnen auch mitteilen, dass Jennifer ermordet wurde«, sagte Sjöberg.
Sie saß ein paar Sekunden schweigend da, bevor sie sagte:
»Hat es wehgetan?«
Endlich eine Art von normaler Reaktion, dachte Sjöberg betrübt.
»Es hat sicher wehgetan«, antwortete er ehrlich. »Jennifer wurde erwürgt. Es hat wahrscheinlich eine Weile gedauert, aber sie hat nicht besonders lange leiden müssen. Ihr Leichnam befindet sich jetzt in Åbo. Sie ist auf einer Finnlandfähre ermordet worden. Bis jetzt haben wir noch keinen Verdächtigen festnehmen können. Haben Sie eine Vorstellung, wer Jennifer so etwas angetan haben könnte?«
»Nein«, antwortete die Mutter, die immer noch völlig abgestumpft wirkte. »Da müssen Sie Elise fragen.«
»Elise?«
»Meine andere Tochter. Aber sie ist gerade nicht zu Hause.«
»Gehören noch mehr zur Familie?«
»Nein. Nur wir drei.«
»Haben Sie Verwandte oder eine Freundin, die Sie
Weitere Kostenlose Bücher