Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:
heißt und wo sie wohnt.«
»Du lieber Himmel! Sie sind doch Polizist!«
»Aber ich bin kein Hellseher.«
Barbro biss sich auf die Zunge. Sie musste versuchen, die Ruhe zu bewahren.
»Ich weiß, dass sie Hanna heißt und in Stockholm wohnt.«
»Stockholm ist groß. Ich schlage vor, dass Sie sich an die Bezirkskriminalpolizei wenden.«
»Aber ich habe bestimmte Einzelheiten über die Umgebung des Hauses herausbekommen, in dem sie wohnt.«
»Mhm.«
»Schreiben Sie mit?«
»Nein«, antwortete Holgersson. »Wie ich bereits sagte, müssen Sie sich in dieser Angelegenheit an die Bezirkskriminalpolizei wenden. Ich wünsche Ihnen viel Glück.«
Das Gespräch war vorbei. Barbro fühlte sich nicht im Geringsten davon überzeugt, dass die Bezirkskriminalpolizei sie ernster nehmen würde.
*
Es war vielleicht zu spät, aber es war ein hektischer Tag gewesen, und Sjöberg hatte das Gefühl, dass er Åsa anrufen sollte. Fragen, wie es ihr geht. Sein Dasein rechtfertigen. Warum es ausgerechnet jetzt in Frage gestellt wurde. Er setzte sich mit einem Glas Milch und einem Käsebrot an den Küchentisch und spürte erneut den Duft von Margit Olofssons anspruchslosem Parfum in den Nasenlöchern. Er war den ganzen Tag gekommen und gegangen, das berühmte Duftgedächtnis machte sich deutlich bemerkbar. Er biss von seinem Brot ab und versuchte, sich währenddessen den Duft von Åsas Parfum zu vergegenwärtigen. Aber es gelang ihm nicht, es roch nur nach Käse. Und nach Margit. Er griff nach dem Telefon und wählte Åsas Nummer.
»Habe ich dich geweckt?«
»Keine Angst, wir haben gerade die Kleinen ins Bett gebracht. Was machst du?«
»Ich bin gerade nach Hause gekommen. Ich habe den ganzen Tag gearbeitet.«
»Gearbeitet? Warst du nicht im Krankenhaus?«
»Doch, ich habe Mama heute nach Hause gebracht, habe ihr beim Einkaufen geholfen und so. Jetzt haben wir zwei Leichen und einen verlassenen Säugling am Hals.«
Sjöberg berichtete in kurzen Worten über die Ereignisse des Tages.
»Du musst ja hundemüde sein«, sagte Åsa, nachdem er fertig war. »Wolltet ihr gestern nicht zusammen ausgehen, Jens und du?«
»Ja, ich werde mich jetzt auch hinlegen.«
»Ihr wart doch aus, oder?«
»Ja, das waren wir. Und jetzt bin ich total am Ende.«
»Wo seid ihr denn gewesen?«
Åsa war neugierig, wie immer, aber warum sollte sie es auch nicht sein? Sie waren es so gewohnt, einander alles zu erzählen, was sie am Tag gemacht hatten. Nicht, weil sie einander kontrollieren wollten, sondern aus Interesse. Aus ehrlichem Interesse und aus dem Willen heraus, das Leben miteinander zu teilen.
»Zuerst haben wir ein Bier im Half Way Inn getrunken. Dann haben wir im Portofino einen Happen gegessen.«
» Portofino! In der Brännkyrkagatan? Soll das ein Witz sein?«
»Ein Witz? Warum sollte ich Witze darüber machen?«
»Dort wollten wir doch gemeinsam hingehen!«
Åsa war empört, und Sjöberg merkte, wie er sich ebenfalls langsam aufzuregen begann. Er war doch ein erwachsener Mensch, verdammt noch mal!
»Wann denn? In siebzehn Jahren, wenn die Kinder aus dem Haus sind?«
Er bereute es im selben Augenblick, als er es gesagt hatte, aber Åsa ließ nicht locker.
»Das ist doch schweineteuer!«
»Schweineteuer? Also ich weiß nicht … Aber uns hindert doch nichts daran, gemeinsam noch einmal hinzugehen, oder?«
»Außer der Brieftasche. Wenn du unser Geld mit solchen ausschweifenden Abenden mit Sandén verbrennst.«
»Wir haben nur Pasta gegessen! Seit wann brauche ich denn eine Erlaubnis, um essen zu gehen?«
»Gute Nacht.«
Er hörte, wie sie den Hörer hinknallte. Åsa war wütend. Darauf war Sjöberg nicht vorbereitet gewesen, aber aus irgendeinem Grund war es ihm nicht ganz unwillkommen. So hatten sie nicht mehr darüber sprechen können, wie der Abend nach dem Restaurantbesuch weiter verlaufen war.
Montagvormittag
P etra Westman hatte zwanzig Polizisten beim Klinkenputzen im Einsatz, unter ihnen auch Sandén. Bislang waren sie auf keine Zeugen gestoßen, und niemand hatte ihnen brauchbare Informationen zu der toten Frau und dem Kind geben können. Die Rechtsmedizin hatte am frühen Vormittag bestätigt, dass es sich bei der Frau tatsächlich um die Mutter des Kindes handelte – eine Information, die Petra einerseits aus ermittlungstechnischen Gründen mit einer gewissen Erleichterung zur Kenntnis nahm, die sie aber andererseits so erschreckend fand, dass sie am liebsten nicht darüber nachdenken wollte.
Petra selbst befand
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